Geschichten:Intrigenspielchen Teil 11

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Burg Leihenbutt

Es war bereits in der späten Phexenstunde des 15. Rahja. Die Comtessa Simiona di Silastide-Marvinko saß gerade an ihrem Schreibtisch und las noch einmal die entscheidenden Passagen aus dem Brief des Markgrafen von Windhag. „...trotz der schmerzhaften Umstände unseres Kennenlernens freue ich mich auf eine vielversprechende künftige Zusammenarbeit mit Euch. Hochachtungsvoll...“

Simiona musste schmunzeln. „O’ wie isch dieses Land liebe. Es ist so wundervoll ... einfach. Ein nettes Läscheln am reschten Ort, ein paar reizende Worte zur reschten Zeit, und es werden einem die Pforten Alverans geöffnet.“

„Einen wunderschönen guten Abend, Comtessa!“ erklang da plötzlich eine tiefe kehlige Stimme hinter ihr.

„Was? Wie? Aber...“ Sie fuhr herum und erblickte einen Mann in einer langen schwarzen Kutte. In der Hand hielt er einen schwarzen Stab, auf dessen Spitze eine Dämonenfigur saß. Simiona blickte ihn sichtlich überrascht an: „Ba… Bart’olomäus? Aber… aber wie kommt I`r`ier `erein?“ Sie kannte diesen Mann noch aus Vinsalt. Schon einmal hatte sie seine Hilfe in Anspruch genommen, was ihr damals vermutlich das Leben gerettet hatte.

„Einige wenige Sterbliche wandeln auf Pfaden, die den meisten für immer verborgen bleiben“, antwortete er vielsagend mit einer Grabesstimme. „Doch nun zum Thema: ich weiß da etwas über Euren Zukünftigen, was Euch sicher brennend interessieren wird, Simiona.“

„Ach, tatsäschlisch? Und was sollte das wo`l sein?“ Ihr Tonfall wurde lauernd. Statt einer Antwort hielt der finstere Mann die linke Hand auf. Ihr fiel sofort das eintätowierte Gildensigel der Dunklen Halle der Geister zu Brabak ins Auge. Mit Zauberzeichen und unheiligen Runen versehen jagte es ihr jedes Mal einen Schauer über den Rücken. Sie öffnete eine Schreibtischschublade und holte ein Beutelchen mit fünf Dukaten hervor. Mit einem raschen Blick vergewisserte sie sich der Anwesenheit ihrer Schusswaffe, einer recht modernen horasischen Balestrina, die sie vor einiger Zeit bei einem ihr bekannten Waffenschmuggler erstanden hatte. Dann schloss sie die Schublade. „`ier. Das sollte wo`l genügen. Nun sprescht. Was wisst I`r über Nimmgalf?“

Der Mann, der sich selbst Bartholomäus nannte, kam näher an Simiona heran.

Die schwarze Kapuze hing ihm tief ins Gesicht, so dass sie nur sein bleiches Kinn und die fast blutleeren Lippen sehen konnte.

„Nun, Euer Gatte scheint wohl so langsam Verdacht zu schöpfen“, begann er mit tiefer, geheimnisvoller Stimme. „Ich sah ihn ins Haus der Gänseschlampe gehen. Zufälligerweise bekam ich auch seine Unterhaltung mit der alten Vettel mit. Ich hörte, dass er Euch zumindest im Verdacht hat, den alten Geldsack umgelegt zu haben. Beweisen kann er es aber nicht.“

Simiona machte ein etwas überraschtes Gesicht? „Wirklisch? `mm, das `ätte isch i`m gar nischt zugetraut. Diesen Flo` werde isch i`m schon wieder austreiben.“

„Wartet, es geht noch weiter: Die Alte vom Tempel will Euch zu einem, sagen wir mal, klärenden Gespräch einladen, welches noch vor Eurer Hochzeit stattfinden soll, damit“ sein Tonfall wurde spöttelnd „der arme Nimmgalf seine bösen Zweifel aus der Welt schaffen kann, hähähä.“

Simiona zeigte sich unbeeindruckt. „Pa’, was kann da schon passieren. Isch werd misch bestimmt nischt verplappern. Da bin isch schon mit ganz anderen fertisch geworden.“

„Täuscht Euch da nicht, Eure Hinterhältigkeit. Diese Zwölfgötterheinis haben so ne Art sechsten Sinn, wenn’s um die Wahrheit geht. Würd mich nicht wundern, wenn Euer Göttergatte danach die Hochzeit abbläst und Euch zum Namenlosen jagt. Oder an die Inquisition verpfeift, hähähä.“ Sein finsteres Lachen troff nur so vor Hohn und Schadenfreude.

Simiona blieb ernst und dachte nach. „Nun, dann wird dieses Gespräsch eben nischt stattfinden. Und I’r werdet dafür sorgen, nischt wa`r?“

Seine Mundwinkel sackten zornig herab: „So, werde ich das?“ Er ging noch einen Schritt näher an sie heran. „Aber diesmal, kleine Comtessa...“ er packte sie mit seiner knöchrigen rechten Hand an der Kehle und drückte leicht zu. Sie wehrte sich, jedoch nur halbherzig, sah ihn dabei aber hasserfüllt an. „wird Gold alleine nicht reichen um mich zu bezahlen.“

„Was.. wollt... I`r dann?“ das Sprechen fiel ihr schwer, ihr Blick wanderte kurz zu ihrer Schreibtischschublade.

Der Magier zog sie näher an sich heran und flüsterte ihr ins Ohr: „Nun, ich will, dass Ihr ein wenig liebenswürdiger zu mir seid.“ Dabei rieb er mit der anderen Hand über ihre Hüften und streichelte dann über ihre Brüste. Er weidete sich daran, wie sie langsam teils wütend teils furchtsam zu Zittern begann. „Ihr versteht sicher was ich meine.“

In Simionas Gesichtszügen waren Ekel und Abscheu zu erkennen als sie antwortete: „Allein die Vorstellung lässt misch würgen. I’r seid nischts weiter als ein widerlisches Stück Abschaum.“

Bartolomäus stieß sie weg, so dass sie zu Boden stürzte. „So denkst ihr also, ja? Nun, vielleicht solltet Ihr euren Abscheu überwinden, denn sonst könntest Ihr mich sehr, sehr wütend machen. Und das wollt Ihr sicher nicht!“ Er ging zu ihr hin und riss sie am Oberarm wieder auf die Beine. Dabei rutschte seine Kapuze ein Stück nach hinten und sie sah seine fast pupillenlosen weißen Augen. „Habt Ihr das verstanden, Comtessa?“ Sie nickte. „Gut. Dann soll es so sein. Ich werde Euch aus der Misere helfen, aber glaub ja nicht, dass Ihr mich hintergehen könnt. Allein der Versuch würde von mir als äußerst unhöflich aufgefasst werden. Und unhöfliche Leute kann ich nicht ausstehen.“ Er drehte sich um und ging drei Schritt weg. Dann verschränkte er die Arme. „Ich kehre zurück wenn es an der Zeit ist, mir meine Belohnung abzuholen.“ Dabei umspielte ein fieses Grinsen seinen Mundwinkel. Simiona lief plötzlich zum Schreibtisch, öffnete so schnell sie konnte die Schublade und nahm ihre Balestrina heraus. Als sie sich umdrehte, war der späte Besucher verschwunden.