Geschichten:In Waldstein nichts Neues Teil 11

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Dörfchen Silz


Als Rondrian sah, dass sich seine Opfer in den Stall zurückzogen lächelte er grimmig, denn dies hatte er einkalkuliert. Nicht umsonst hatte er dort seine Nachhut stationiert. Ihn ärgerte lediglich, dass die Elfe immer noch lebte, und dass es ganze fünf von diesen vermaledeiten Rondrianern geschafft hatten, ihrem Bolzenhagel zu entkommen. Sie waren aber zum Teil verwundet, daher ging er davon aus, dass seine Jungs mit ihnen fertig werden würden. Als sich die Ritter aus ihrer Kernschussreichweite herausbewegt hatten, gab er den Befehl, das Feuern einzustellen. Er wollte erst abwarten, wie sich die Situation entwickelte.

Ein Bolzen zischte aus dem Stall heraus und verfehlte die Elfe Larielle, die am weitesten vorgeprescht war, nur knapp. „Vorsicht! Da sind auch welche!“ Larielle Sternenlauf hatte ihren Jagdbogen gespannt und spähte, nah an die Wand gepresst durch eine Ritze. Ganz unvorbereitet wollte sie nicht ins Ungewisse laufen.

„Kannst du sehen wie viele das sind?“ fragte Allechandriel sie auf Isdira. „Drei oder vier. Ich kümmere mich um sie.“ Sie spannte die Sehne, beugte sich zur Seite und ließ den Pfeil ins Dunkle zischen. Ein röchelnder Schrei zeigte ihr, dass sie getroffen hatte.

Inzwischen waren auch die anderen da. „Wie viele sind da denn noch?“ rief der Korporal? „Höchstens noch drei. Sieht so aus, als hätten sie uns hier erwartet, diese Mistkerle.“ antwortete der Novize Odilbert.

Mit einem lauten Aufschrei ging ein weiterer Schurke tödlich getroffen zu Boden.

„Gut! Odilbert und Syrlane, ihr haltet hier am Tor Wache und gebt acht, was unsere Freunde in der Scheune machen. Gero und Wulfbert, ihr kommt mit mir mit. Jetzt werden die Schwerter sprechen. Rondra mit uns!“

Der Korporal stürmte vor.

„Telor, nicht! Sie haben Schusswaffen!“ rief Larielle verzweifelt, doch es war bereits zu spät. Zwei Armbrüste wurden abgefeuert und ein Bolzen fand sein Ziel in der Stirn von Gero Rabanow, der wie ein Stein umfiel.

Der Korporal raste vor Zorn über diesen feigen Anschlag. Mit gezücktem Bastardschwert drangen er und sein verbliebener Ordensritter Wulfbert auf die beiden Schurken ein. Der Kampf war kurz und blutig, doch am Ende hatten sie den Stall gesichert und die Schurken lagen in ihrem Blute. Allechandriel hatte sich währenddessen über ihren verwundeten Freund gebeugt und sprach die uralte elfische Formel des Heilens. Sie spürte, wie sich die Wunde langsam unter ihren Händen schloss. Vindariel kam immer mehr zu Kräften.

Larielle trat an sie heran. „Ich werde Hilfe holen! Es wird nicht mehr lange dauern, bis die anderen telor herkommen. Ich werde unsere Wachen auf der Burg benachrichtigen.“

„Das ist zu gefährlich. Sie werden dich erschießen, wenn du hinausläufst, Larielle.“

„Wer hat hier von Laufen geredet? Ich werde fliegen, das geht auch viel schneller.“

Allechandriel blickte sie eine Weile schweigend an. „Nurd’dhao, feyiama!“ sagte sie dann.

Rondrian ahnte, dass etwas schief gelaufen sein musste. Jedenfalls waren die Ordensleute immer noch im Stall und schienen sich dort verschanzen zu wollen. Dies konnte nur heißen, dass es ihnen irgendwie gelungen sein musste, seine Nachhut auszuschalten. Er überprüfte kurz ihre Munitionsvorräte und stellte fest, dass ihnen kaum noch ein halbes Dutzend Bolzen geblieben waren. Damit wäre es wohl kaum möglich, den Stall zu stürmen. Aber er wusste auch, dass die Rondrianer stark geschwächt sein mussten, also traf er seine Entscheidung.

„Macht euch für den Nahkampf bereit! Wir werden den Stall stürmen!“

„Sie kommen!“ rief Odilbert, der am Tor Wache hielt. „Ich zähle sieben. Alles bereitmachen den Stall zu verteidigen.“

Wulfbert zückte sein Schwert und ging in Kampfposition. Er sah einen verwegen aussehenden Mann mit einer Augenklappe auf sich zukommen, der irgendwelche Probleme mit seinem Umhang zu haben schien. „In Rondras Namen! Stellt euch zum Kampf!“ rief er ihm zu.

„Fahr zur Hölle!“ kam die Antwort gefolgt von einem metallischen Klacken unter dem Umhang.

Der Bolzen traf den Ritter in den Arm und lies ihn taumeln. Schon war Rondrian da, sein Schwert fester in die Hand fassend. Der Ritter lieferte kaum noch Gegenwehr und schon nach fünf Schlägen stürzte er zu Boden. Rondrian stach zu und durchbohrte seinen Hals. Auch um ihn herum waren Kämpfe ausgebrochen. Die Ordensritter hatten große Mühe, seine Leute davon abzuhalten, sie einfach zu überrennen. Doch da ging einer seiner Leute mit einem schweren Kopftreffer zu Boden. Das arme Schwein würde nicht mehr lange leben und das sollten diese Kerle ihm büssen. Noch waren sie in der Überzahl.

Währenddessen hatte sich Larielle Sternenlauf in den hinteren Teil des Perdestalls zurückgezogen und kniete sich hin. Sie stimmte ein leises elfisches Lied an. „A’dao valva iama falgra!“ sang sie. Plötzlich ging ein Zucken durch ihren Körper, der sich rasch verkleinerte. Es wuchsen ihr Federn, ihre Füße wurden zu Krallen, ihre Arme zu Flügeln und die Lippen zu einem Schnabel. Als die Metamorphose abgeschlossen war, hatte sie sich in einen stattlichen Sturmfalken verwandelt. Sie blickte ihre Freundin Allechandriel ein letztes mal an und hob dann mit schellen Flügelschlägen ab. Schon bald fand sie im Dach des Stalls ein Schlupfloch und gelangte nach draußen. Sie erhob sich in die Lüfte und genoss den Wind, der durch ihre Federn strich. So flog sie erst eine Schleife und wandte sich dann in Richtung der Burg, als ihr Körper plötzlich von einem niederhöllischen Schmerz durchflutet wurde. Ein für ihre Größe gewaltiger Bolzen hatte ihren Vogelleib durchschlagen. Noch einen kurzen Moment lang stand in ihren Augen blankes Entsetzen, dann wurde es schwarz um sie, als sie zu Boden stürzte.

Simiona sah aus ihrem Sattel genüsslich zu, wie der Vogel vom Himmel fiel, und sich nach dem Aufprall auf dem Boden in einen toten Elfenkörper zurückverwandelte.

„Wenn die Götter gewollt `ätten, dass Elfen fliegen, `ätten sie i`nen Flügel gegeben“, grinste sie dämonisch und lud erneut ihre Repetier-Balestra durch.

„Vorwärts! Lasst uns das Spielschen beenden!“ rief sie ihren drei Begleitern zu.