Geschichten:In Travias Namen 1
Rondra 1010 BF im Junkertum Hommern
Besorgt strich Elgeon seiner Frau über die schweißnasse Stirn.
"Gleich morgen werde ich aufbrechen, um die gütige Travia um ihren Segen für die Geburt zu bitten", flüsterte Elgeon.
Sadera nickte schwach.
"Der Eychgraser Tempel ist ja nicht weit entfernt, ich werde bald wieder zurück sein."
Ein Klopfen an der Tür unterbrach die stille Zweisamkeit.
"Verzeiht, Herr, ein Bote des Barons ist eingetroffen", flüsterte es von der Tür.
Elgeon seufzte, küsste seine Frau auf die Stirn und verließ leise das Zimmer. Der Bote des Barons lehnte gelangweilt in der Tür.
"Welche Nachricht hast Du für mich?", fragte Elgeon.
"Der Baron wünscht, dass Ihr Euch umgehend auf Burg Hahnenfels einfindet", antwortete der Bote.
Elgeon runzelte die Stirn: "Das hat doch sicher Zeit. Meine Frau bekommt in wenigen Tagen unser Kind ..."
Der Bote zuckte die Schultern. "Der Baron sagte: Umgehend! Ich soll Euch gleich mitbringen."
Verschwörerisch beugte er sich vor: "Man munkelt, es ginge um Unregelmäßigkeiten bei der Holzabrechnung."
Elgeon runzelte die Stirn. "Warte hier. Ich muss das mit meiner Frau besprechen."
"Wenn der Baron dich ruft, musst du ihm gehorchen", Saderas Stimme war schwach, aber entschlossen.
Elgeon schüttelte den Kopf. "Du bist wichtiger!"
Sadera schaute ihm in die Augen: "Wenn du dich seinen Anordnungen widersetzt, wird er dir das Junkertum nehmen. Du weißt, wie herzlos er sein kann. Wovon sollen wir dann leben?"
Elgeon senkte den Kopf. "Mir wird schon etwas einfallen."
Sadera schüttelte den Kopf: "Versprich mir, dass du gleich zum Baron reiten wirst. Sicher wird sich alles schnell aufklären, und du bist morgen schon wieder zurück."
Elgeon nickte. "Also gut, einen Tag. Wir sehen uns morgen."
Er beugte sich über seine Frau, gab ihr einen Kuss und ging.
Sadera schaute ihm einen Moment nach, dann schloss sie wieder die Augen und versuchte die Schmerzen zu vergessen.
