Geschichten:Im Netz – Noch immer nicht frei

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Burg Scharfenstein, Hesinde 1044 BF

„Und was passiert jetzt mit mir?“, wollte Leudane von Leuenberg mit brüchiger Stimme wissen.

„Ich kann Euch nicht einfach gehen lassen“, erwiderte Baron Drego und nickte um seine Aussage zu bekräftigen als müsste er sich selbst seiner Worte versichern, „Nein, dass geht nun wirklich nicht.“

Sie schluckte schwer: „Und... was heißt das jetzt?“

„Ich würde Euch wirklich gerne gehen lassen, aber... aber wie sähe das aus?“, er zuckte sichtlich hilflos mit den Schultern, „Ja, wie sähe das aus... Der Baronsreif ruht noch locker auf meinem Haupt. Ein Baron Nimmgalf, ja ein Baron Nimmgalf könnte sich das leisten, da bin ich mir sicher, aber ein Baron Drego?“ Er schüttelte energisch seinen Kopf und schien einen Moment in Gedanken versunken zu sein. „Wo kein Lösegeld gezahlt wird, kann auch keine Heimkehr stattfinden“, schloss er.

Verstehend nickte sie.

„Dass Euer Familie womöglich die Summe gar nicht aufbringen kann, spielt dabei keine Rolle. Wer sich in eine Fehde stürzt, muss mit einer Lösegeldforderung rechnen. Und wer eine Familie hat, die nicht zahlt, muss mit den Konsequenzen leben.“

Erneut nickte sie, obwohl sie nie über die Möglichkeit einer Gefangennahme und einer damit verbundenen Lösegeldforderung nachgedacht hatte. Dutzende Briefe hatte sie an ihre Familie schreiben müssen, immer wieder ging es um das Lösegeld und die genauer Höhe. Doch nie war eine Einigung zustande gekommen. Ihre Familie war nicht sonderlich groß und das Lehen, welches ihr Bruder inne hatte, warf nicht genug ab. Er hätte sich Geld leihen können, gewiss hätte er, aber er konnte oder wollte das Geld auf diese Art nicht auftreiben. Manchmal drängte sich ihr der Verdacht auf, dass er nicht wollte, dass er diese Gefangennahme als die Gelegenheit ansah sie loszuwerden. Doch sie verwarf diesen düsteren Gedanken nach geraumer Zeit immer wieder nur um ihn später wieder herauszukramen. Ihr Verhältnis war nie sonderlich gut gewesen, aber auch nie sonderlich schlecht. Sie waren Geschwister, sie stritten miteinander, sie vertrugen sich wieder, sie stritten mit...

„Ihr werdet also hier bleiben müssen“, schloss er und blickte sie direkt an, „Hier in Schwarztannen und zwar so lange bis die Angelegenheit zu meiner Zufriedenheit geklärt wurde.“

Mehr als ein schwaches Nicken brachte sie nicht zustande. Obgleich sie damit gerechnet hatte, war sie dennoch enttäuscht. Sie wollte Heim. Sie plagte das Heimweh. Am Schlimmsten fand sie es jedoch, hier eingesperrt zu sein. Sie hatte zwar alles, was sie brauchte, aber sie konnte diesen Raum hier nicht verlassen. Zwar konnte sie zum Fenster in den Hof der Burg hinausblicken, aber dort hinuntergehen konnte sie selbstredend nicht. Es war eintönig in ihrem Gefängnis, eintönig und langweilig. Ein jeder Tag war wie der andere und ein Ende war nicht in Sicht.

„Euch hier allerdings weiter einzusperren, davon halte ich nichts.“

Verblüfft blicke sie auf.

„Wenn Ihr mir vor den Göttern Gefolgschaft schwört und erkennbar meine Symbole tragt, die Euch offen sichtbar für alle als meine Gefangene ausweisen, werdet Ihr Euch freier bewegen können. Zuerst nur hier in diesem Gebäude, später – nachdem Ihr Euch bewährt habt – vielleicht in der gesamten Baronie. Es liegt nun an Euch: Soll ich den Geweihten des Götterfürsten bestellen?“


 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Koenigreich Garetien.svg   Wappen Grafschaft Reichsforst.svg   Wappen Baronie Schwarztannen.svg   Wappen Freiherrlich Scharfenstein.svg  
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Hes 1044 BF
Noch immer nicht frei
Ein guter Fang


Kapitel 2

Ohne Schuld
Autor: Orknase