Geschichten:Im Namen der gütigen Mutter – Kamingespräche

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Burg Zweifelfels, Mitte Firun 1035 BF

Das Lagerfeuer prasselte im Hintergrund, während Drego, der neunjährige Diener des Baernwalder Junkers seine Reisetruhe packte. „Herr seid ihr mit Eurer Wahl zufrieden? Die junge Grimhild wurde aber mehr mit rahjas Gaben gesegnet…“

So mancher Adlige wäre sicher außer sich vor Wut gewesen, mit welcher Unverfrorenheit der Junge seinen Herr ansprach. Alderan zählte nicht dazu.

Er saß in dem Lehnstuhl und schaute den Flammen zu. „Mensch Drego, wir sind alleine. Lass die Förmlichkeiten.“, frotzelte er.

Der Lausbub ließ sich dieses nicht zweimal sagen. Mit einem Satz sprang er auf das Fell vor dem Kamin, setzte sich und vergriff sich an dem Vorspeisenteller, welches die Zweifelfelser Küche Alderan auf sein Zimmer gestellt hatte. „Mmum schag wrum de Olle?“ stammelte Drego mit vollem Mund.

„Du bist unmöglich, mein kleiner Freund. Sprechen mit vollem Mund ist übrigens mehr als unhöflich.“ Ein herzhaftes Lachen unterbrach ihn kurz, bevor er fortfuhr. „Grimhild ist mit Sicherheit eine Augenweide, leider nur äußerlich. Roana war..“

„Ddu scholscht schie ausch nisch liebben unndd vür Rraschja reischt es.“

„Du sollst aufessen, bevor Du sprichst, Drego. Ja gewiss für rahjagefällige Stunden wäre sie sicher eine amüsante Partnerin geworden.“ Alderan schüttelte sein Haupt. „Du bist erst neun, was verstehst Du davon?“

Drego schluckte hastig sein Essen herunter und goss einen Schluck Wasser nach. „Nun nicht viel, aber sie hat Brüste und eine tolle Figur. Ein heißer Feger wie sie in den Kaschemmen im Quartier gesagt hätten.“

„Heißer Feger – aber auch eine große Zicke. Das wäre mir zu anstrengend. Roana war höflich, aber auch rondrianisch abweisend. Irgendwie kalt. Deshalb…“

Drego fiel Alderan ins Wort. „…. Und laaaannngweilig.“

„Mensch Drego, Du erinnerst mich immer wieder daran, dass Dir Manieren fehlen. Roana wäre eine Gefahr für meine anderen Unternehmungen gewesen. Es wäre ihr sicher ein Graus, wenn sie davon Wind bekommen hätte.“

„Aber es wäre eine Theatervorstellung für uns alle geworden, die ehrenvolle Rondrageweihte entdeckt, dass hinter ihrem Gatten ein Straßenräuber steckt, der von den Reichen stiehlt und es den Armen gibt. Wäre mit Sicherheit eine fetzige Erkenntnis…“ Drego ließ es sich nicht nehmen zur Reisetruhe zu gehen und die erdfarbene Kleidung anzulegen. „Ich seh schick aus, nicht?“

Alderans Finger strichen über die lederfarbene Maske in Form eines Fuchskopfes, die er in den Händen hielt. „Yselde scheint eine gutmütige Frau zu sein, die schon viel Schlimmes erlebt hat. Ihr wird es auf Burg Bärenau an nichts fehlen und ich werde unser Bündnis in Ehren halten. Sollte sie einstmals hinter mein Geheimnis kommen, hoffe ich, dass sie an meiner Seite steht.“

Drego zog den Degen aus und sprang auf den Tisch. „Ich bin der rote Fuchs, nehmt Euch in Acht ihr Pfeffersäcke. Warum willst Du nicht so weitermachen wie bisher, da hast Du auch die Öffentlichkeit gemieden und dennoch Gutes getan?“

Nachdenklich fuhr Alderan fort. „Ach, in Gareth war ich einer von vielen in Mitten des großen Unheils. Im Kreis der Maske war ich einer von vielen, nun bin ich aufgestiegen und es ist nur rechtens, dass ich meinem Volk etwas davon zurückgebe. Die Pfeffersäcke, sei es Adlige oder Bürgerliche, sehen nur ihren Vorteil und sehen nicht das Leid außerhalb ihrer Mauern. Gillian Hullheimer. Du weißt der Fernhändler, der mich einst als sein Mündel annahm, mahnte mich, dass ich es nicht vergessen sollte, wie es im wirklichen Leben aussieht. Tue ich auch nicht. Ich bin mit zehn Götterläufen auf dem harten Boden gelandet, ohne Gillian und Deine Mutter, Boron habe sie selig, hätte ich nicht überlebt. Ich fühle mich für das einfache Volk, genauso wie für Dich, verantwortlich. Sie brauchen jemanden an dem sie sich aufrichten können, deshalb werde ich eine Sagengestalt, eine Mär die der Adel hasst und das Volk liebt.“

Drego kratzte sich am Kopf. „Aber warum dann heiraten und dann dazu noch diese?“

Alderan schmunzelte. „Ich brauche ein einwandfreies Erstleben. Zuerst bin ich der Junker, das Oberhaupt einer alten Familie. Ich bin es meinen Vorfahren schuldig, dass dieses Haus weiterlebt. Dafür brauche ich Erben und eine Frau. Yselde ist eine gute, wenn auch schüchterne, Frau, die ich respektvoll und zärtlich behandeln werde, wie eine Blume. Ich kann mein zweites ich vor ihr nicht ewig verstecken. Sie wird Fragen stellen, warum ich mich wieder verletzt habe, warum ich nachts weg bin. Wenn es soweit ist, werden meine Bemühungen hoffentlich Früchte tragen und sie wird treu an meiner Seite stehen.“

Der Junge glitt vom Tisch übergab Alderan Gewand und Degen. „Nun gut, also Yselde. Aber ich merke nur nochmal an – Frauen bringen ärger.“

Sie lachten.



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Fir 1035 BF
Kamingespräche
Eine aus Drei


Kapitel 4

Autor: Treumunde