Geschichten:Im Kressenburger Forst – Dem Hammerschlag entgegen

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Burg Silz, am nächsten Tag (20. Rondra 1043 BF)

"Sind alle versammelt? Wunderbar! Aufsitzen, wir reiten nach Norden!"

Die nicht für ihre vielen Worte bekannte Osenbrücker Baronin wirkte angespannt und noch ein wenig kühler als sonst. Selindra, die vor drei Götterläufen ihrem Vater Orlan als Baronin von Osenbrück gefolgt war, hatte zwar in ihrer Kindheit und Jugend eine rondrianische Erziehung genossen, doch waren es eher die Ideale Firuns nach denen die Baronin lebte. Nach außen kühl und unnahbar, in der Sache gerecht und sachlich. Doch wer Selindra besser kannte und ihr Vertrauen genoss, der erkannte auch die ifirngefällige Milde in ihr. Loyalität galt ihr alles.

Selindras Vater, Baron Orlan, wurde im nördliche Waldstein nunmehr als eine Art Heiliger verehrt. Seinen letzten Atemzug aushauchend, manifestierte sich in ihm das Element Eis als ein Zeichen des heiligen Korgonds. 'Orlans Fingerzeig' kannte seither jedes Kind.

Um die Baronin herum standen ihre Vasallin Finyara von Zweifelfels und ihr Knappe Rowan von Sturmfels. Auch die Hauptfrau der Ulmenhainer Grenzwächter Siglinde von Hagenbronn und die Falkenwinder Hausritterin Rhena von Plöch reihten sich nahtlos in den Reigen der starken Frauen ein.

Finyara war im Grunde ihrer Herrin nicht unähnlich. Auch sie wirkte auf den Betrachter kühl und unnahbar. Sie galt als prinzipientreue und ehrenhafte Ritterin korgonder Prägung. Den Vater ihrer Herrin verehrt sie wie einen Heiligen.

Der junge Knappe Rowan war eher zurückhaltend, aber dennoch sehr lernfähig und mit einer schellen Auffassungsgabe gesegnet. Die weibliche Dominanz am Osenbrücker Hof machte ihm nichts aus. Er wusste, dass Loyalität und Leistung der Baronin ein hohes Gut waren und da er diesbezüglich sehr gewissenhaft war, fühlte er sich durchaus wertgeschätzt.

Siglinde von Hagenbronn unterschied sich von den sogenannten eiskalten Amazonen durch ihre sinnliche und lebensbejahende Art. Sie war freundlich, jovial, aber auch unverbindlich. Ihr militärischer Sachverstand war herausragend.

Rhena von Plöch hingegen war eine klassisch-traditionelle Ritterin von altem Schrot und Korn. Seit unzähligen Zeiten diente sie mit Hingabe und absolutem Pflichtbewusstsein der Familie Falkenwind.

Etwas abseits standen der verträumte junge Magier Ealdur von Siandes und der alternde Junker Howarth von Birkentau. Letzterer wirkte etwas irritiert von dem schroffen Umgangston der Baronin.

"Verzeiht, Hochgeboren, aber wie mir scheint sollten wir erst einmal versuchen die Visionen unserer Gräfin zu entschlüsseln, anstatt blindlings einfach loszureiten."

Die Baronin hielt kurz inne, bis sie sich ganz langsam zu dem alten Mann drehte.

"Wohlgeboren, ich weiß ja nicht was ihr in der vergangenen Nacht gemacht habt ... bestenfalls geschlafen möchte ich annehmen." Die Stimme der Baronin schnitt scharf wie ein elfisches Wolfsmesser. "Daher seid unbesorgt, wir haben die Arbeit für Euch bereits erledigt!"

„Wohlgeboren, habt dank der Nachfrage, in meinem Alter übt Schlaf nicht mehr denselben Reiz aus, wie für andere.“ Die Augen blitzen kurz zur jüngeren Baronin „Seid also beruhigt, dass ich mich auch zu später Stunde dem Wohl Waldsteins zu widmen vermag. Könntet Ihr euch vorstellen einen alten Mann wie mich mit Eurem sicherlich wohl durchdachten Plan zu erhellen?“

"Der Hammer auf Rot deutet auf die Baronie Kressenburg hin", begann Finyara ungerührt nach einem Nicken ihrer Baronin. "Das ist also unser Ziel. Für alles weitere werden wir die örtlichen Autoritäten hinzuziehen."

"Kressenburg? Das liegt ja nun nicht in Waldstein. Aber ich bin mir sicher, Euer jugendlicher Eifer wird uns auch dort gute Dienste leisten“. Howarth, der lange Zeit an Adelshöfen in der Kaisermark gedient hatte, liebte den Kampf mit dem geschliffenen Wort – und wirkte dadurch im heimatlichen Waldstein so deplatziert wie ein Schreibpult auf einer Waldlichtung.

"Der Wald macht nicht an menschengemachten Grenzen halt!" Die Stimme Finyaras wirkte so kalt wie sie gemeint war.

Der harmoniebedürftige Ealdur schaute etwas hilflos zu den Diskutanten. Wie sollten sie bloß als Gruppe in Kressenburg ankommen, ohne dass sich die Baronin und der Junker vorher an die Gurgel gingen? Die Gesichtszüge der stets lebenslustige Siglinde hatten unterdessen auch ihre Heiterkeit verloren als sie hörte, wohin es gehen sollte.