Geschichten:Im Kressenburger Forst – Ankunft II.

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Kressenburg, 24. Rondra 1043 BF:

„Ich war dort, als der Wille der Herrin Rondra uns durch der Kaiserin Tante kundgetan ward. Auch mich dräut die Sorge, ob die Kombattanten die Gebote und Grenzen der Fehde allzeit im Blick haben werden. Allzu leicht ist ein Grenzstein übersehen und ein wehrloses Gehöft geplündert, welches sich jenseits der Fehdelande sicher wähnte. Wenn Ihro Hochwohlgeboren also einen Weg gefunden hat, zumindest jene Lande vor Schaden zu bewahren, welche in den Grenzen des alten Waldes liegen, so sollt Ihr meine Unterstützung haben.“ Neugierig beugte er sich vor. „Könnt Ihr mir sagen, um welche Art von Artefakt es sich handelt? Oder wo in meinen Landen Ihr glaubt, fündig zu werden?“

„Habt Dank für Eure Unterstützung, Hochgeboren!“ Selindra nickte Ardo anerkennend zu. „Leider wissen wir nicht genau um welche Art von Artefakt es sich handelt. Die Vision, an der uns unsere Gräfin teilhaben ließ, war mehr eine Art Wegweiser.“ Die Baronin blickte zu Rhena, die daraufhin ihre Stimme erhob.

„Der erste Teil der Vision war ein Fingerzeig wo unsere Suche seinen Anfang nehmen sollte, denn dort hieß es: Wo die gleißende Sonne des Nordens sich im ehernen Hammerschlag aus blutroter Finsternis erhebt. Aufgrund des Wappens schlossen wir auf Eure Baronie, Hochgeboren. Der zweite Teil soll uns offenbaren, wen wir in Euren Landen aufsuchen sollen und dabei brauchen wir Eure Hilfe.“

„Die alten Weisen der Erde euch zeigen den Weg“, führte Ealdur von Siandes die Worte Rhenas fort. „Könnt Ihr damit etwas anfangen?“ In der sanften Stimme des Magiers klang Ratlosigkeit mit.

Der Baron und seine Berater sahen sich an und dachten nach. „Das klingt in der Tat sehr geheimnisvoll. Aber Visionen scheinen leider zumeist den Nachteil zu haben, sehr unpräzise zu sein.“ Für seine Gäste klangen Ardos Worte so, als ob er wüsste, wovon er redete. Offenkundig war dies nicht die erste Vision, mit der er zu tun hatte.

„Die Götter werden schon wissen was sie tun“, ließ sich Phexian streng mit knarziger Stimme vernehmen. „Es steht uns nicht zu, die Art und Weise zu beurteilen, mit der die gedenken ihre Worte an uns zu richten. Wenn wir sie nicht verstehen, dann haben sie uns einfach nicht für würdig befunden ihre Gedanken zu teilen.“

„Ihr habt natürlich Recht, werter Schwertvater.“ Ardo hob beschwichtigend die Hände. „Dann wollen wir unsere Gedanken darauf konzentrieren, die verschlungenen Worte zu entwirren und uns der Aufgabe als würdig zu erweisen.“

„Ich gebe zu, für mich ist das zu hoch.“ Firnward hob resignierend die Schultern. „Die alten Weisen der Erde? Wer soll das sein? Sumu-Diener vielleicht? Den letzten Druiden, der sich offen in Kressenburg zeigte, haben wir vor mehreren Götterläufen erschlagen, weil er Unfrieden stiftete. Seitdem hat sich soweit ich weiß keiner mehr in unsere Lande getraut.“

„Das ist wahr“, meinte der Kieselholmer grimmig und ballte unbewusst die Fäuste. „Allerdings wissen wir nicht, wer oder was sich in den tieferen Regionen des Kressenforstes verbergen mag. Doch Wissen, das wir nicht haben, hilft uns nicht weiter und es ist müßig darüber zu rätseln.“

„Also gut, schieben wir den Gedanken beiseite, wenn er uns nicht weiterhilft.“ Ardo kratzte sich nachdenklich am Kinn und sah in die erwartungsvollen Gesichter seiner Gäste. Dann fiel sein Blick auf Ugrimm, der dienstfertig an der Tür stand und schweigend wartete. „Zwerge? Die alten Weisen der Erde! Könnten die Angroschim vielleicht damit gemeint sein?“

„Wir könnten zumindest einmal Meister Durac befragen“, gab der greise Vogt zurück. „Er war schon alt, als ich ein Kind war, selbst für einem Angroscho. Wenn einer die ältesten Geheimnisse dieser Lande kennt, dann er. Länger als Durac erinnern sich hier höchstens noch die verstaubten Pergamente im Kellergewölbe des Praios-Klosters zurück.“

„Aber selbst ihm dürfte es schwerfallen, zu wissen was wir suchen, wenn wir nicht wissen, was wir suchen. Wenn ihr versteht, was ich meine“, warf Firnward in die Runde.

Ardo lächelte ob der unbeholfenen Worte seines Bruders, nickte aber. „Ja, durchaus. Selbst einem so alten und weisen Zwerg wie Meister Durac dürfte es schwer fallen aus den vielen Sagen und Legenden, von denen er in seinem langen Leben gehört haben mag, jene zu benennen, welche uns betrifft. Zumindest wenn wir keine weiteren Anhaltspunkte haben. Gibt es sonst keine weiteren Hinweise, die Euch Ihro Hochwohlgeboren mit auf den Weg gegeben hat?“, wandte er sich wieder an Selindra.

„Die Mächte des Waldes sind unergründlich und offenbaren ihre Weisheit auf mysteriösen Wegen.“ Die Baronin blickte dabei einen Wimpernschlag zu Phexian von Kieselholm, nur um dann einen Augenblick später wieder Ardo zu fokussieren. „Euren Meister Durac zu konsultieren, erscheint mir als weise, auch haben wir weitere Hinweise. Aber Obacht, sie sind von düsterer Natur.“ Die Baronin nickte Finyara zu.

„Die blutrote Quelle zu sprudeln beginnt, wenn man ihr opfert eines Geliebten Kind.“ Mit gefasst-kühler Stimme traten die Worte aus dem sich bewegenden Mund der Junkerin und setzten sich tief und schwer in den Geist der Zuhörenden. Rowan blickte betreten auf die Tischplatte vor ihm und schluckte, während der sonst so resoluten Rhena ein Schauer über den Rücken lief. Sie alle kannten die Vision ihrer Gräfin, hatten sich nicht nur als Erzählung vernommen, sondern sie hatten sie gesehen und gefühlt, als die Gräfin sie an dieser Vision der Mächte des Waldes teilhaben ließ.

Siglinde von Hagenbronn hatte während der gesamten Unterhaltung weder ihre Miene verzogen noch ein Wort gesagt, was sehr ungewöhnlich für die sonst so lebenslustige Adlige war. Es war ein eigenartiges Gefühl für sie hier zu sein, denn der Mann, in dessen Burg sie nun zusammensaßen, dessen Gastfreundschaft ihnen gewährt wurde und dessen Hilfe sie brauchten, war der Mörder ihres Bruders. Mord, dieser Gedanke war sicherlich etwas zu harsch für das, was vor fast zehn Götterläufen vorgefallen war – auch weil ihr Bruder nicht unschuldig gewesen war. Er wurde rechtmäßig von Baron Ardo wegen Schmuggel verurteilt und hingerichtet. Musste sie dem Baron von Kressenburg gar dankbar sein? Immerhin hatte er sie – mit wortwörtlich einem Schlag – zur Erbin ihrer Familie gemacht. Ein Umstand, den auch ihr Vater, aller anfänglicher Trauer zum Trotz, mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen hatte, war doch ihr Bruder ein haltloser Nichtsnutz gewesen. Vermutlich hätte er das für Waldsteiner Verhältnisse beachtliche Vermögen der Familie verspielt und sie so in den Ruin getrieben. Nein, Selinde war nicht hier, um Rache zu üben, schließlich war sie auf Geheiß ihrer Gräfin hier. Aber dennoch schwang ein komisches Gefühl in ihrer Magengegend mit.

„Nun wollen wir aber nicht gleich alle in Schwermut verfallen“, sprach der alternde und für einen Waldsteiner Junker viel zu edel gekleidete Howarth von Birkentau, nachdem er sein Becher genüsslich gelehrt hatte. „Euer Bier ist vorzüglich, Hochgeboren, mein Kompliment!“ Der Junker nickte den Baron freundlich zu. „Aber eins nach dem anderen. Alte Weisen der Erde, also bei uns in Waldstein könnte ich mir darunter Satuaria verehrende Geschöpfe vorstellen, nicht?“

„Ihr meint also Hexen?“, folgerte Rhena von Plöch mit runzelnder Stirn.

„Sehr wohl.“ Der Junker schnippte mit den Fingern. „Hochgeboren, mir liegt es fern euch zu nahe zu treten, aber gestattet mir die Frage: Bestünde die Möglichkeit, das Hexen Eure Lande ihr zu Hause nennen?“

„Da sei Praios vor!“ Der Baron wirkte einen Moment ernsthaft ungehalten über die vorgebrachte Vermutung. Mit einer schnellen Bewegung legte ihm Phexian die Hand auf den Unterarm. Ardo sah ihn kurz an, nickte leicht und räusperte sich, bevor er fortfuhr. „Was ich sagen wollte ist, dass mir keine Dienerin Satuarias in den Kressenburger Landen bekannt ist. Es gibt natürlich immer hier und da Gerüchte und Gerede unter dem einfachen Volk, aber was davon wahr ist und was der einfache Geist der Bauern sich zusammenreimt, lässt sich schwerlich auseinanderhalten.“

„Wenn du erlaubst Ardo“, hakte der alte Vogt ein, „es gibt da eine Legende, die weit mehr ist als Bauerngeschwätz. Du kennst so gut wie ich die Geschichte von der Hexe vom Orkenmoor.“

Der Keilholtzer sah den greisen Mann skeptisch an. „Ich weiß, dass deine Familie sich immer daran erfreut hat, ausgerechnet den Praiostanns eine Hexe in ihre Ländereien zu wünschen. Aber ob da wirklich etwas dran ist? Die Bannstrahler sind seinerzeit sehr gründlich gewesen in diesen Landen.“

„Aber sie waren nie tief im Orkenmoor“, beharrte der alte Mann. Ardo seufzte götterergeben und deutete seinem Schwertvater mit einer Handbewegung in Richtung der Gäste, dass er weiterreden sollte. „In meiner Familie weiß man schon seit hunderten Götterläufen, dass die Tiefen des Orkenmoores im Norden der Kressenburger Lande erfüllt sind von uralter Magie. Seit jeher gab und gibt es eine Hexe im Orkenmoor. Ob es nach all diesen Götterläufen noch immer dieselbe ist, wie zu Zeiten meiner Urahnen, mag ich nicht sagen. Aber sie existiert. Oft wurde sie über die Zeiten gesehen und das einfache Volk gibt die Geschichten über sie weiter, wenn der praiosfromme Adel dies auch nicht immer gutheißt.“ Er warf einen schnellen Seitenblick auf den Baron, der zwar die Augen verdrehte, aber keine Anstalten machte ihn zu unterbrechen. Offensichtlich hörte er die Geschichte des Vogtes nicht zum ersten Mal. „Und die Hexe schützt diese Lande. Zumindest hat sie immer wieder Dinge getan, um Land und Leute vor Unbill zu schützen. Während des großen Orkensturms etwa, überfiel eine größere Gruppe Schwarzpelze das heutige Junkertum Praiostann. Der Erzählung nach lockte damals Ritter Praiomund von Praiostann die Horde nach Norden in den angrenzenden Reichsforst und tief in das Orkenmoor hinein. Weder er noch die Schwarzpelze waren je wiedergesehen und seine Familie und die Bauern konnten fliehen. Man erzählt sich, dass die Hexe den Ritter gerettet und in ihre Hütte mitgenommen hat, während die Schwarzpelze sämtlich im Moor versanken. Wenn ihr also eine Hexe sucht, solltet ihr in Praiostann mit der Suche beginnen“, beendete Phexian seinen Monolog. „Ach ja, eines noch. Diese Sache mit den blutroten Quellen erinnert mich doch sehr an die Legende von Korbronn. Wenn ihr mit der Hexe kein Glück haben solltet, könnt ihr vielleicht an der Quelle des Korbronn einmal nachsehen.“

Selindras Züge, die sich anfänglich mit Blick auf Howarths loser Zunge merklich versteinert hatten, entspannten sich während den Ausführungen des Kressenburger Vogtes deutlich. Der alte Howarth, für sie war er kein echter Waldsteiner. Sicherlich, er stammte aus einem ehrwürdigen Waldsteiner Geschlecht, aber er lebte viele Jahrzehnte fern der Heimat an den Höfen verschiedener Burggrafen in der Kaisermark. In dieser langen Zeit hatte sich seine Seele von seiner Heimat entfernt, da war sich die Baronin von Osenbrück sicher. Wäre er ihr Vasall gewesen, hätte sie den Alten schon viele Male zurechtgewiesen. Aber die Gräfin hatte auch ihn in einer Traumvision nach Silz gerufen und die Entscheidung ihrer Gräfin respektierte Selindra vorbehaltlos. Also versuchte sich die Baronin mit dem widerspenstigen Junker zu arrangieren.

„Habt Dank, dass Ihr uns an der Geschichte Eures Landes habt teilhaben lassen!“. Selindra nickte Ardo und Phexian zu. „Mit Eurer Erlaubnis sollte unser nächster Weg ins Orkenmoor führen. Hochgeboren, es wäre mir und den meinen eine Ehre, wenn Ihr und Euer Bruder uns begleiten und dorthin führen würdet. Ihr kennt Eure Lande weit besser. Auf dem Weg dorthin könnt Ihr uns mit der Legende vom Korbronn vertraut machen.“

Zuversicht und Abenteuerlust blitze in den Augen Rowans auf und auch Ealdur brannte voller Vorfreude. Der Magier war ein Freigeist, der zu gerne den Austausch mit Nicht-Gildenmagiern frönte. In Neerbusch pflegte er kostbare und sehr fruchtbare Freundschaften mit einigen Elfen, daher freute er sich auf die mögliche Begegnung mit einer Hexe. Rhena hingegen konnte die Euphorie der Jugend nicht teilen. Hexen und ihre Flüche machten ihr Angst, wozu sicherlich auch die vielen düsteren Geschichten aus Kindertagen über diese Geschöpfe betrugen.

„Wenn dies Euer Wunsch ist, wird es mir eine Ehre sein, die Gesandtschaft der Waldsteiner Gräfin durch meine Lande zu geleiten. Obgleich ich noch immer hoffe, dass sich die Legende von einer Hexe als eben solche entpuppt“, fügte er mit säuerlicher Miene in Richtung seines Vogtes hinzu. „Firnward, geh doch bitte schon einmal mit Firnwulf und dem jungen Phexian voraus zu den Stallungen und lasse unsere Pferde satteln.“ Der jüngere Bruder erhob sich, befehlsgewohnt wie es schien, und verschwand durch die große Eichentür. Wenn seine Gäste ob der Namensähnlichkeiten verwirrt waren, bekam er dies nicht mit. „Ugrimm, geht in die Küche und lasst Wegzehrung für zwölf Mann und zwei Tage packen. Wir werden vermutlich in Praiostann übernachten und wollen die Gastfreundschaft meiner Vasallen nicht unangemeldet über Gebühr beanspruchen.“ Auch der Zwerg eilte mit einer knappen Verbeugung hinaus.


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Ein halbes Stundenglas später ritt die Gemeinschaft den Burgberg hinunter durch die Stadt und erregte dabei einiges an Aufmerksamkeit. Überall hörte man neugierige Rufe, eine kleine Horde Kinder folgte ihnen durch die Straßen und allerorten lüftete man die Filzhüte vor den hohen Herrschaften. Durch das Ulfriedstor verließen sie die Altstadt und kamen auf den zentralen Praios-Platz. Die Edlen ritten am großen, im Bau befindlichen Praiostempel vorbei, der von unten bis oben eingerüstet war und wo mit einfachen Kränen und Flaschenzügen daran gearbeitet wurde die Decksteine für die Kuppel in die Höhe zu hieven. Vorarbeiterin war offenbar eine junge Zwergin, die lautstark Kommandos über die Baustelle brüllte. Durch eine breite Gasse, die von sehr neu aussehenden Häusern gesäumt war, kamen sie an die Neue Stadtmauer. Hier wendeten sie ihre Rösser nach Norden und verließen endlich durch das Greifenfurter Tor die Stadt.

Die Straße, auf der sie sich nun in Richtung der märkischen Reichsstadt bewegten, verlief entlang eines kleinen Flüsschens. Auf ihrer Seite des Wassers war der Wald auf ein bis zwei Meilen breit gerodet und als Felder und Wiesen genutzt. Direkt auf der anderen Flussseite standen die mächtigen Bäume und das Unterholz des Reichsforstes dicht an dicht, dass man selten mehr als zwei Dutzend Schritt in den Wald hineinblicken konnte.

„Dies ist der Kressenbronn“, begann Ardo der Osenbrücker Baronin zu erzählen, die an der Spitze neben ihm ritt. „Er entspringt südwärts in Ulmenhain und mündet bei Tsanau in den Kieselbach. Dieser fließt später gen Nordwesten ab, wo er sich bei Niemith in die Breite ergießt. Vorher nimmt der Kieselbach aber noch den Königsbach und den Korbronn auf, die beide auf Kressenburger Gebiet entspringen.“ Dann deutet er nach links in den dichten Wald. „Die Legende von Korbronn ist indes schnell erzählt. Vor nun etwa sechzehn Götterläufen empfing eine Gruppe Greifenfurter Edler eine Vision, die sie schließlich in den Reichsforst und ins Quellgebiet des Korbronn führte. Der Bach hieß damals schon so, auch wenn der Ursprung des Namens in Vergessenheit geraten war. Wenn ich die Erzählungen von Ritter Eldwin richtig verstanden habe, so haben sie dort eine Art Prüfung ablegen müssen. Sie haben einen Kampf gegen Schwarzpelze geführt, die echt und doch nicht echt waren. Er berichtete von einer tödlichen Verwundung, die er erhalten hatte, die aber am Ende des Kampfes spurlos verschwunden war. Auch ein geisterhafter Ritter oder die Vision eines Ritters war ihnen dort erschienen und hat sie darauf eingeschworen die Mark mit den alten Rittertugenden vor Unbill zu bewahren. Etwa einen Götterlauf später kam der Schwarzpelz wieder über dem Finsterkamm. Der Heilige Answin erschien, sammelte die Greifenfurter Ritter um sich und bewahrte die Mark vor einem erneuten Orkensturm. An der Stelle aber, wo die Edlen wider die Orkvisionen gekämpft hatten, füllte sich plötzlich ein uraltes Steinbecken mit blutrotem Wasser, welches schließlich als zweite Quelle in den noch jungen Korbronn fließt.“

„Für den Moment werden wir aber dem Kressenbronn auf der Straße bis Hexenfeuer folgen. In der Zeit der Priesterkaiser, hatten dort die Inquisitoren und Bannstrahler ihren festen Sitz mit der Aufgabe, die südlichen Greifenfurter Lande von Magieanwendern zu reinigen. Wie der Name nahe liegt, waren sie damit recht erfolgreich. In Hexenfeuer folgen wir der Oststraße gen Eslamsroden, bis wir den Weiler Praiostann erreichen. An Praiostann vorbei fließt gen Norden auch der junge Kieselbronn, bevor er im Reichsforst verschwindet und sich irgendwo durch das Orkenmoor windet, um im Westen wieder aus dem Wald zu treten. Soweit ich weiß, gibt es einen Knüppeldamm, der am Ufer des Kieselbronn eine gute Strecke in den Wald hineinführt. Allerdings weiß ich nicht wie weit genau und in welchem Zustand er sich befindet. Auf dem dazugehörenden Gutshof des Junkers können wir übernachten und die Pferde unterstellen, bevor wir morgen früh ausgeruht ins Orkenmoor vordringen. Meine Knappen werden derweil in Praiostann mit den Rössern auf unsere Rückkehr warten.“

Wie von Ardo beschrieben folgte die Gruppe dem Elfenpfad bis zum Dorf Hexenfeuer und hernach dem Karrenweg Richtung Weidensee. In der Abenddämmerung erreichten sie den Kieselbach an einer Furt. Am östlichen Ufer drängten sich die bescheidenen Hütten der Praiostanner Schäfer und Hirten, während flussabwärts auf einem Hügel am Ufer des Kieselbronn der Gutshof des Junkers lag. Erwartungsgemäß waren die Anwohner mehr als überrascht ihren Baron samt der Waldsteiner Delegation zu erblicken. Die Verwalterin des Gutes, Josmine von Grevinghoff, empfing sie höflich aber reserviert, und war bemüht ihnen halbwegs ansprechende Schlafplätze herzurichten. Letztlich mussten aber zumindest die Knappen im Heuschober einquartiert werden. Zu ihnen gesellte sich freiwillig Firnward mit der Bemerkung, an der Kriegerakademie einen deutlich unbequemeren Schlafplatz gehabt zu haben als einen Heuballen.