Geschichten:Hungrige Mäuler - Prequel

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Dorf Rond in der Grafschaft Eslamsgrund. Anfang Praios, 1032 BF

„…und dann sagte ich ihm, dass ein Hesinde-Schrein in Rond genauso viel Sinn ergibt, wie eine Waffenkammer in seiner Burg.“ Prustend schlug Ritter Halgan von Rond seine wuchtige Pranke mehrmals auf den Tisch, dass die Teller und Becher darauf mehrere kleine Hüpfer machten.
Sein Gegenüber lächelte nur verhalten und rettete dessen Tonbecher vorm Umstürzen.
Nachdem der bärtige Mann seinen Lachanfall wieder unter Kontrolle hatte, fuhr er glucksend fort. „Da ist dem Falkenstein seine hesindianische Weisheit aber aus dem Gesicht gefallen, das sach ich dir!“
„Vielleicht solltest du wenigstens mal versuchen etwas entgegenkommender zu unserem Lehnsherren zu sein, Bruder…“ merkte Angrist von Rond an, und nahm einen Schluck aus seinem Becher.
Die heitere Stimmung des alten Ritters verflog im Nu. Grummelnd winkte er mit haariger Pranke ab. „Pah, komm mir nicht wieder damit!“
„Ich meinte ja nur, dass Haduwulf großzügiger sein könnte, wenn du etwas kooperativer wärst.“ Fügte der jüngere Brüder hinzu.
Mit zusammen gezogenen Augenbrauen stierte Halgan den jüngeren Bruder vorwurfsvoll an. „Haduwulf heißt er nun? Sind wir also nun schon so vertraut?“
„Ich meinte es-„ setzte Angrist beschwichtigend ein, wurde aber jäh von Halgan unterbrochen.
„Sag mir Bruder, wie küsst sich Falkensteiner Arsch so? Duftet er nach Rosen oder mehr nach Schlange?!“
„Ich meinte es nicht so!“ wiederholte Angrist erneut, diesmal lauter und nachdrücklicher.

Aber er meinte es doch so. Halgan legte seiner Familie mit seiner groben Art so viele Steine in den Weg, es war für den jüngeren Bruder oft eine peinliche Kunst Halgans Scharten wieder auszuwetzen. Aber er tat es dennoch mit Geschick. Immerhin hatte ihm diese Diplomatie ein ertragreiches Lehen beschert. Falkenhof war mitten in seiner Blüte. Das war auch nicht zu verwundern, denn der Baron von Falkenstein spielte Angrist viele Mittel zu, um das Dorf gedeihen zu lassen.

„Vielleicht sollte ich hier ebenfalls einen Hesindeschrein errichten lassen, wie du in Falkenhof. Dann segnet meine Bauern die Göttin mit Weisheit, und mich der Baron mit Dukaten!“ der bärbeißige Ritter legte seine spöttische Miene auf. „Ich verzichte! Lieber bleibe ich unseren Idealen treu.“
Angrist seufzte gequält.
„Außerdem geht’s uns hier doch ganz gut, nicht wahr Elgon?!“ Die letzte Frage richtete Halgan an seinen Mundschenk, welcher erschrocken zusammen zuckte und eifrig nickte.
Angrist sah es dem Mundschenk an, dass dieser am liebsten den Kopf geschüttelt hätte, aber dafür führte Halgan hier eine zu harte Hand. Außerdem spürte man förmlich, dass die Stimmung beim alten Ritter so gereizt war, wie ein Höflingshintern nach tagelangem Ritt im Sattel.

Just in diesem Moment öffnete sich langsam die Tür zum Saal und eine der Wachen schaute vorsichtig ins Innere. „Euer Wohlgebohren, es gibt da einen Vorf-„ in diesem Moment musste der Wachmann die Tür wieder zuziehen, da ein Bierhumpen in seine Richtung geflogen kam. Knallend traf der Holzhumpen auf die Tür und besprenkelte diese mit dem Gebräu.
„Man stört mich nicht unaufgefordert, wenn mein Bruder zu Besuch ist!“ brüllte der Ritter zornerfüllt.
Angrist senkte mit zusammen gepressten Lippen den Blick. Diese Wutausbrüche seines Bruders kannte er zu gut. Nicht selten wurde er dabei auch handgreiflich. Angrist konnte sich gut ausmalen, wie die Bauern und Holzfäller von Gut Rond zu leiden hatten.
Schnaubend lehnte sich Halgan wieder in seinen Sessel zurück und wendete sich erneut seinem Bruder zu. „Wo waren wir stehen geblieben?“ seine tiefe Stimme war wieder ruhig, wie der Wind unmittelbar vor einem Sturm.
Gerade als Angrist zum Sprechen ansetzen wollte, öffnete sich wieder langsam quietschend die Tür. „Herr, es ist wirklich wichtig!“ sagte der Wachmann mit Nachdruck.
„Was?!“ diesmal brüllte der alte Ritter nicht, sondern brummte nur leise, aber Angrist wusste, dass dies der Zeitpunkt war, wo sein Bruder schon nach der Gerte griff.
„Kulman, einer der Holzfäller aus der Umgebung ist gerade gehetzt hier angekommen.“ stammelte die Wache darauf los. „Er sagt, er hat etwas in der Nähe gesehen.“
Der Ritter richtete sich langsam bedrohlich auf. „Du willst ernsthaft Prügel abholen, weil ein Holzfäller in der Nacht Gespenster sieht?!“
Der Wachmann schluckte schwer, ob aufgrund der Drohung des rauen Ritters, oder dessen was er kurz darauf verkündete, vermochte Angrist nicht zu deuten. „Er glaubt, es sind Oger …“
Erschrocken schauten sich die Ritter bei dieser Schreckensbotschaft an. Wie von einer gemeinsamen Feder hoch geschnellte, sprangen die Brüder vom Tisch auf und stießen dabei versehentlich einige Becher und Krüge um. Sie schenkten dem aber keine Bedeutung, sondern eilten gehetzt dem Wachmann hinterher.

Ein Tonbecher vergoss beim Rollen über'n Tisch seinen restlichen Inhalt und stürzte über die Kante, während die Tür hinter den Rittern langsam wieder zufiel.



 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Koenigreich Garetien.svg   Wappen Grafschaft Eslamsgrund.svg   Wappen Baronie Falkenstein.svg   Wappen Junkertum Perainfeld.png   Wappen Familie Rond.svg  
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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K4. Teil 4
K5. Teil 5
K6. Teil 6
K7. Teil 7
K8. Teil 8
7. Pra 1032 BF
Prequel 1


Prolog 10

Prequel 2
Autor: Nellkir