Geschichten:Hirsch, Krähe, Katze – Hirsch und Katze

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Burg Basilstein, Firun 1043

„Sie schlafen jetzt“, erklärte Bolzer von Nadoret als er das von einer einzelnen Kerze beleuchtete Zimmer betrat.

„Bolzer?“, fragte Meara ni Rían schläfrig, hob kurz ihren Kopf und ließ ihn dann wieder in die Kissen gleiten. Sie war kurz eingenickt. „Schlafen die beiden?“

„Sie schlafen“, antwortete er ihr leise, um sie nicht noch mehr aufzuwecken. Er war bei ihren Kindern gewesen und hatte diese zu Bett gebracht. Natürlich hätte er das auch dem Kindermädchen überlassen können, aber es waren seine Kinder, er hatte sie schon geraume Zeit nicht mehr gesehen und vor allem liebte er sie. „Schlaf weiter, Liebes. Schlaf weiter.“

Doch Meara war nicht mehr nach schlafen zumute. „Kommst du zu Bett?“, fragte sie lieblich, „Ohne dich ist es so kalt und leer und...“ Ein vielsagendes Lächeln legte sich über ihre Lippen. Sie zog sich das Nachthemd über den Kopf und warf es auffordernd ihrem Liebsten zu.

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Sanft strich er ihr das leicht feuchte Haar aus dem Gesicht. Der Schweiß noch nicht trocken auf ihrer Haut. Ganz dicht schmiegte sie sich an ihn und seufzte dabei leise: „Ach, mein Liebster. Wie froh bin ich, dass du wohlbehalten zu mir zurückgekehrt bist. So froh und... so glücklich.“

Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn: „Reto ist ein ganzes Stück gewachsen. Und Emer spricht immer mehr und besser.“

„Ja, manchmal plappert sie ohne Unterlass”, sie hob ihren Kopf, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen, „Sie hat jeden Tag nach dir gefragt. Und jeden Tag haben wir für dich gebetet... “

„Und deine Gebete wurden erhört“, erneut küsste er sie, „Und wie könnten die Götter sie auch nicht erhört haben?“

„Ach, Bolzer”, seufzte sie da, „Ich hatte solche schreckliche Angst um dich. Was soll denn aus uns werden, wenn dir etwas zustößt? Vor allem...“ Sie hielt einen Moment inne, „... was soll aus mir werden?“

„Du wirst auf immer das bleiben, was du auch jetzt bist: Die Liebe meines Lebens und die wunderbare Mutter unserer Kinder. Großartige Kinder.“

„Ich habe das Gefühl, dass deine Familie unseren Traviabund nie überwinden wird. Sie werden mir immer grollen. Mein Leben lang.“

„Sie lieben unsere Kinder, wie wir sie lieben und sie werden auch dich lieben. Gib ihnen noch etwas Zeit.“ Zwei Götterläufe waren vergangen, seine Familie hatte sich noch nicht an sie gewöhnt, sich noch nicht mit ihr abgefunden. Und ganz gleich, was Bolzer auch sagte, sie glaubte nicht daran, dass sich das jemals ändern würde. Sie war der Stachel in ihrem Fleisch. Ein schmerzender Stachel, den man bei der nächstbesten Gelegenheit herausriss. „Sie hatten nun mal andere Pläne für mich und dann kamst du...“

„... und Emer“, Meara gluckste, „Unsere süße, kleine Emer. Wäre sie nicht gewesen, dann hätten sie einem Traviabund nie zugestimmt.“

„Nun, sie war aber da. Unser kleines Mädchen. Ihre Schönheit hat sie von dir. Gewiss wird auch sie eines Tages einem Mann, für den seine Familie eine höhergestellte Dame ausgesucht hat, den Kopf verdrehen und ihn heiraten.“

Da lachte die Rían herzlich: „Wie du das sagst. Es klingt so schön. Wie in einem Märchen.“

„Seit dem du an meiner Seite bist, ist mein Leben ein Märchen und jeder einzelne Tag ist einer voller Glück und Liebe.“

Sie seufzte entzückt und schmiegte sich an ihren Gatten.

„Und deswegen will ich nur das Beste für euch“, er küsste sie, „Ihr seid meine Liebe, mein Leben, euch gilt all meine Mühe, mein Streben. Ich will, dass ihr es einmal besser habt, dass unsere Kinder es besser haben. Und deswegen werde ich erneut in die Fehde ziehen.“

Meara zuckte zusammen und wisperte leise: „Das fürchtete ich...“

„Ach, Liebste. Meine Liebste“, er umschlang sie, drückte sie an sich, „Ich werde nicht allein zurückkehren, hört du? Man wird mich bringen, denn ich werde mit Gefolge anreisen. Ich werde aufsteigen. Ein eigenes Lehen erhalten. Und ihr, ihr werdet dann mit mir kommen. An einen anderen, besseren Ort. Und ich verspreche dir, nein, ich schwöre dir, dort wirst du die Herrin sein und dich nicht mehr vor dem vermeintlichen Groll meiner Familie fürchten müssen.“

Er küsste sie erneut.

„Ich wünsche mir ein besseres Leben für Euch. Für dich, für unsere Kinder. Und so fleißig, wie du zu den Göttern betest, was soll mir da schon passieren?“