Geschichten:Hirsch, Krähe, Katze – Die Katze auf leisen Sohlen

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Burg Basilstein, 2. Peraine 1043

Meara hatte sich in den Schlaf geweint. Ein tiefer Schlaf. Sie träumt von Bolzer. Von ihrem Liebsten. Er lag neben ihr. Hielt sie im Arm. Küsste sie. Ihre Nase hatte sie in das Bettzeug gedrückt. Es roch nach ihm. Noch...

Dann ein Geräusch direkt neben ihr. Sie schreckte auf. Jemand packte sie. Hielt ihr Mund und Nase zu. Zerrte sie aus dem Bett. Meara wehrte sich. Versuchte dem Griff zu entkommen. Rang um Atem. Kämpfte. Trat. Biss. Doch ihr Angreifer ließ nicht locker. Hielt sie fest. Ganz fest.

Es war ihr Ende. Bei den Göttern! Sie würde sterben. Die alte Hexe Hildana, das hatte sie also für sie vorgesehen. So wollte sie sie also beseitigen und den Weg zu ihren Kindern frei räumen. Ein hinterhältiger Mord. Mitten in der Nacht. Sie hatte Hildana viel zugetraut, aber das? Dass sie sie so hasste?

Die Finsternis um sie herum drohte an Kontur zu verlieren. Sie verschwamm vor ihren Augen, wurde schwammig und haltlos. Ihre Gegenwehr erstarb abrupt. Wenn, ja, wenn sie nun starb, schoss Meara durch den Kopf, dann wäre sie zumindest mit Bolzer wiedervereint...

Da lockerte ihr Angreifer seinen Griff. Gab Mund und Nase frei. Und während Meara Atem holte, raunte er ihr leise ins Ohr: „Ich kannte Euren Gatten. Ich habe ihn heimgebracht. Ich weiß... Ich... Rubreth ist für Euch nicht sicher. Ihr müsst nach Schwarztannen. Eure Familie hält Schwarztannen.“

Noch immer rang sie um Atem: „Wer... wer seid Ihr? Und warum... warum... tut Ihr das?“

„Ich bin Unswin von Keilholtz und Bolzer war mein Freund“, erwiderte der Mann, „Ich habe mit ihm zusammen gegen die Waldsteiner gekämpft. Und Kampfgefährten kümmern sich. Wir lassen einander nicht im Stich. Er hätte es so gewollt, da bin ich mir sicher...“

„Und jetzt?“, fragte sie weiter.

„Ich werde für Euch da sein, wenn Ihr mich braucht. Ihr seid die Gattin meines Freundes. Doch jetzt bringe ich Euch erst nach Schwarztannen. Dort seid Ihr sicher.“ Er half ihr auf. Warf einen Beutel auf ihr Bett. Erst da bemerkte Meara den diesigen Schein einer Laterne, die am Fußende neben ihrem Bett stand. Die Finsternis vermochte sie kaum zu lindern. Spendete nicht einmal genug Licht um die Gestalt des Fremden deutlich zu erkennen. Seltsamerweise fürchtete sie sich nicht mehr. Er hatte so eine liebe Stimme. Ein Mensch mit so einer Stimme, konnte ihr doch nichts böses wollen.

Meara packte eilig. Viel war es nicht. Ihr gemeinsames Leben mit Bolzer passte in ein schmales Bündel, mehr blieb ihr nicht, auch nicht von ihm, nicht einmal ihre Kinder, nur die Erinnerung, die blieb ihr, aber die würde bald verblassen und Bolzer würde nur noch ein Schatten unter Schatten sein..

Nachdem er das schwere Schloss wieder an der Tür angebracht hatte, brachen sie auf. Er trug ihr Bündel. Ging voran. Bewegte sich recht sicher durch die im finsteren liegende Burg. Die Laterne führte er mit sich. Ein feines Tuch dämpfte ihr Licht. Meara folgte ihm. Sie hatte das Gefühl im vertrauen zu können.

Nach einer Zeit blieb er vor einer Tür stehen. Sie hörte seinen Atem. Er wartete. Deutete mit Nachdruck auf die Tür und sprach dabei kein einziges Wort.