Geschichten:Herr auf dem Sturmfels - Alte Bande (Zerrreißprobe)

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Auf dem Sturmfels, Rahja 1042 BF

Seltsamerweise war ihm der Abschied nicht schwer gefallen, auch wenn sein Schwiegervater es nicht gut hieß, er selber wusste das es nun nötig war. Dafür hatte der Prinz ihm gut zugesprochen. Wie schon als er mit sich gerungen hatte überhaupt zum Wettkampf mit dem Giganten anzutreten. Doch Sigman hatte ihm dazu geraten und ihm auch nun aufmunternde Worte mitgegeben. Er sei nun ein Paradebeispiel für den Bund mit dem Land und als solcher ein wirklich besonderes Mitglied des Rudels. Denn er verkörperte den Geist Korgonds. Und dieser Geist verlangte seine Anwesenheit am Giganten, als Wacht, ähnlich wie es Schwingenrauschens Schicksal war. Eine große Aufgabe im Dienste des Landes, vor der Götter Augen.

Und Ucurian wusste dass Sigman in seiner jungen Weisheit Recht hatte, deswegen folgten sie ihm ja. Doch tief im Inneren hätte er den Zuspruch des Prinzen nicht gebraucht, dort wusste er nun wo er hin gehörte. Er wusste nun warum seine ehem. Schwertmutter immer von den schroffen Bergen des Walls in einem Ton gesprochen hatte, als wären diese der Schoß ihrer Mutter. Auch er fühlte es und fand Trost über den Tod seiner eigenen Mutter darin. Und dennoch schien Korhilda den Giganten, das ehrhabene, rauhe Land, nie ganz verstanden zu haben. Denn sie war gegangen, weil es sie immer wieder von hier weggezogen hatte, weil ihr Herz nicht hier lag, in den Eingeweiden des Berges. Weil sie nicht erkannt hatte, dass Stärke nicht nur aus der Kraft des Körpers herrührte. Man musste sie sich vor ihm verdienen, immer und immer wieder.

Er hingegen hatte schon seit dem Augenblick als er den Berg das erste Mal erblickte und erklommen hatte ein Band gespürt. Doch das war nichts gegen das Gefühl das ihn jetzt zu erfüllen begann. Er fing an den nunmehr dröhnenden Ruf des Giganten zu verstehen, ein triumphales und starkes Gefühl.

In diesem Gefühl des Monumentalen meinte er aber auch eine massive und ruhige Weißheit liegen zu sehen, die ihm Korhilda wiederum für ihre Dienste am Sturmfels der letzten Jahre und seine Ausbildung dankte, weil sie ihn letztlich zu seiner wahren Bestimmung geführt hatte.

Aus diesen tugendhaften Gefühlen der urtiefen Weisheit und Stärke, der Würde, der Treue und der Großzügigkeit heraus, hatte er seine Schwertmutter und jetzige Nachbarin in Wasserburg unterstützen wollen. Da er ahnte, dass die Fehde, die Umstrukturierung des Lehens und der verschwenderische Lebensstil von Korhildas Vorgänger Wasserburg hinter seiner prächtig-protzigen Fassade ein bröckeliges Fundament beschert haben könnte.

Er hatte sich aussprechen wollen für sie, beim großfürstlichen Prinzen und dem Rudel. Doch ihre Antwort war knapp und eindeutig ausgefallen, dass sie sich in dieser Hinsicht nicht auf solche plumpe Art auf die Seite "dieses aufrührerischen Geistes" ziehen lassen würde. Eine Antwort die ihn nicht überrascht, aber dennoch geschmerzt hatte.

Erzürnt hatte ihn dann letztlich die einfache, unpersönliche Einladung zu Korhildas kleinem Ritterturnier. Von ihrer Vertreterin war er geschrieben worden, formal adressiert an "den Baron von Sturmfels". Kein intimes Wort seiner früheren Mentorin selbst. "Baron von Sturmfels...", er war nicht einfach nur ein gewöhnlicher Baron, dass hätte Korhilda wissen müssen, er war nun der Diener und Herr des Giganten. Sein Platz war hier, sollte sie doch im fragilen Prunk von Wasserburg versauern und weich gebettet vergessen was sie hier oben gelernt hatte.

Kein Wunder dass der Berg sie im Zorn verstoßen hatte, wo sie doch so wankelmütig und sehnsüchtig nach Leichtigkeit war. Er spürte diesen Zorn des Giganten, während dieser von ihm Besitz ergriff. Er würde nicht den Fehler machen dem Berg (jetzt schon) zu Gunsten ihres Turniers den Rücken zu zu kehren. Denn sein Platz war hier, dachte er sich während er sich energisch durch den Bart strich, den er sich seit Kurzem gedeihen ließ.