Geschichten:Helmzier - Die Prüfungen

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Festung Haselhain Armeenschild (Hassal'han Ammayin), ab dem 01.Efferd 1038 BF

Die Prüfungen von Stein, Auge, Wasser und Blut.


Seit einigen Tagen dauerten die Feierlichkeiten an, der Malepartus von Helburg hatte verkündet, dass nur ein Pulethaner welcher sich den Prüfungen stellte, wie sie der Baron von Gallstein und Höllenwall gemeistert hatten, zumindest sich ihnen stellen musste, den Helm tragen bzw. aufbewahren durfte.
Davon waren sowohl Eslam wie Yendor überrascht, und wusste nicht ob sie dies der Weinlaune des Höllenwallers zu verdanken hatten, oder dieser dies tatsächlich aus innerer Überzeugung tat.

Wie genau diese Prüfungen aussahen, hatte sich der Höllenwaller nicht entlocken lassen, und die nächsten Tage zog er sich mit Baron von Gallstein immer wieder in eines der Zelte zurück um wohl darüber zu beraten.

Spannungsvolle Unruhe erfüllte die Anwesenden, mit jedem Tag wurde die Unruhe mehr, dann endlich am dritten Tag verkündete der Baron von Gallstein das die Prüfungen nun beginnen würden.
Und so sollte Eslam nun die Prüfungen vom Stein, vom Auge, vom Wasser und vom Blut begehen.
Der junge Baron von Haselhain war recht begeistert von der ganzen Aufregung, Selo hingegen wirkte ein wenig nervös.

Einen weiteren Tag hatten die Vorbereitungen gedauert, in welche nur wenige involviert waren. Der neue Majordomus aus Höllenwall hatte dabei seine Feuerprobe zu bestehen, was ihn ziemlich hektisch umher huschen lies. Und auch der Limpurger Verwandte Yendors hatte das seine hinzugetan. Wenn auch bei weitem nicht in solcher Fülle.

Da die Prüfungen unter dem Segen des Herren Kor gestellt wurde, sollte sie als Wettkampf veranstaltet werden.
Und so traten die Barone von Gallstein und Höllenwall abwechselnd gegen Eslam an.


Die erste Prüfung war der Stein, denn dieses Hindernis musste damals aus dem Weg entfernt werden. Nun galt es wer den schwersten Steinbrocken am weitesten werfen konnte.
Die herbeigeschafften Steinkugeln stammten von Katapulten, wie man sie auf den sieben Weisen entlang der Grenze verwendete. In der Tat hatte der neue Majordomus alle Möglichkeiten ausgeschöpft.

Auf den Feldern auf denen auch die Blutspiele stattgefunden hatten hatten die Kontrahenten dem Kor gefällige neun Versuche, der dabei am weitesten kam galt als Sieger.
Der Baron von Gallstein begann, er nahm den Stein, wog das Geschoß in seinen Händen und entschied sich ihn von der Brust wegzustoßen. Das Ergebnis war weit weniger als erwartet, der Grimm auf dem Gesicht des Gallsteiners ließ jedoch unter den Nebachoten keinen Spott aufkommen.
Eslam wiederum versuchte es von der Schulter aus, nicht wirklich besser. Und so probierten die beiden Recken, denen alsbald der Schweiß aus allen Poren trat sich gegenseitig zu übertreffen, mit immer andern Wurftaktiken. Mal führte Eslam, dann wiederum der Gallsteiner.
Als Yendor die letzte seiner Kugeln nahm, war ihm die Anstrengung deutlich anzusehen, er wuchtete den Stein auf, und begann mit diesem sich um sich selbst zu wirbeln. Fast zu spät ließ er das Geschoß los, wodurch es leicht nach links driftete, doch es war ein beachtlicher Wurf und stellte alle anderen in den Schatten. Jubel unter den angereisten Gästen brach aus, entsetztes Schweigen unter den Nebachoten. Da schritt Selo auf Eslam zu, gab ihm ein langes wie breites Tuch und flüsterte ihm einen Rat zu. Woraufhin gemurrt wurde, doch der Baron von Höllenwall winkte ab und sprach: „Wir waren zu zweit von den Pulethanern, und noch einige mehr die mit uns reisten, so ist es nur Recht wenn er einen Rat der seinen erhält.“
Und Eslam nahm das Tuch, legte den Stein hinein, wickelte den Rest zu einem Strick und begann nun dieses Konstrukt wild um sich selbst zu wirbeln. Der Schrei der ihm entfuhr als er es los ließ war einem Löwen gleich und in seiner Weite des Gallsteiners Besten um manneslänge übertraf!
Brausender Jubeln erfüllte daraufhin die Nebachoten und Siegeslieder und laute Jubelrufe erklangen.
Diese Prüfung gewann Eslam!
Murrend und doch mit einem Grinsen raunte der Gallsteiner zum Höllenwaller: „Ich war zu weit links, das ist alles.“

Danach gab es eine ordentliche Stärkung, auf das sich die beiden erholen konnten. Essen und Trinken gerieten dabei fast ausschweifend. Und man enschloss danach noch etwas zu ruhen. Dann kam die Prüfung des Auges, denn nur dank dem Scharfblick von Yendor war der Helm im Grottensee entdeckt worden.

Diesmal trat Malepartus gegen Eslam an. Eine Sharisad, die an Reizen nicht geizte, gehüllt in feinster Seide, geziert mit edlem Schmuck würde vor den Gästen zu tanzen. Es galt sich alle Einzelheiten einzuprägen und zu beweisen ein scharfes Auge zu haben. Dann sollte abwechselnd genannt werden was man erkannt hatte. Jedes Detail durfte aber nur einmal genannt werden, während dabei Wein getrunken wurde, dazu für jedes doppelt genannte Teil einen Kelch gar mit einem Ruck.
Musikanten spielten auf und aus ihrem Zelt trat die Sharisad, um vor den Gästen zu tanzen.
Immer schneller wurden ihre Bewegungen zu den wilden Klängen der Musik. Und während Eslam und Malepartus versuchten sich zu konzentrieren, genoss der Rest die Vorstellung und den Kontrahenten wurde Wein eingeschänkt.
Als der Tanz endete verschwand die Sharisad wieder im Zelt, damit man sie nicht länger betrachten konnte. An den Zelteingang trat Selo und der neue Falkner aus Gallstein – Meister Yorick - denn aus dessen Inneren hatte die Sharisad die Anworten zu bestätigen.
Als Sieger der ersten Prüfung durfte Eslam beginnen, dem nochmal nachgeschänkt wurde:
„Die schonä Blütä trägt ainän gildänen Rait an ihräm Ga‘zällänartigän Hals mit ainem rundän Amu‘lätt in däm ein klainär Ametyst ruht.“
„Einen silbernen am linken Fuß.“
„An ihräm rächten Ohr, wälches ist gläich der schönstän Mu‘schäl an den Strändän zur großän Bucht, ist gäfasst in rainem Silbär ain Ohrring mit silbärnen Kätt‘chen färziert.“
„ Ähm, einen ähm Armreif, ja einen Armreif. Was? Ach so aus Kupfer, graviert, noch was!“
Und so ging es noch einige Schmuckstücke hin und her, und nach einigen Doppelnennungen und somit einigen Kelchen Wein, wurde Höllenwaller langsam irgendwie sicherer, versagten Eslam die blumigen Worte, doch beide taten sich zunehmend schwer sich an die vielen Schmuckstücke zu erinnern, oder die zuweilen vielfachen Hinweise im Publikum richtig zu deuten.
Zuletzt erinnerte sich der Höllenwaller nur noch an ein mit Damast durchwirktes Schultertuch. Dann war wieder Eslam am Zug, schweigend verharrte er, die Mühe mit der er sich den Kopf zerbrach war deutlich anzusehen, es fiel ihm kein Schmuckstück mehr ein, während er noch mehr Wein trank. Der junge Baron von Haselhain hielt es vor Spannung kaum noch aus, und starrte Eslam beschwörend in die Augen.
„Ihrä Ougän, sind fun där wundär’bar‘rän Braine ainär gerestäten Hasseäl‘nuss, dären Blick auch die härtsten Männer‘ärszen ärwaichen kann!“
Kurz wollte der Höllenwaller aufbegehren, ließ es aber nach einem Blick zum Gallsteiner bleiben. Grinsend gab er auf, denn an nichts Weiteres konnte er sich mehr erinnern.
Lachend klopfte ihm Yendor , der während des Spiels auf einiges getrunken hatte, auf die Schulter: „Alle Achtung, ich hab schon nach dem Ohrring nichts mehr gewusst, muss was dran sein an dem Traviasegen deiner Ehe!“
Nun – schon sichtlich angeheitert - schritt man zur Prüfung des Wassers, in der sich Eslam erneut wieder mit dem Baron von Gallstein messen durfte. Das dunkle Nass zu überwinden, jedoch diesmal in einer leicht abgewandelten Form. Und so gab es einen kleinen Tisch, zwei Hocker und einen Krug mit dem Hochprozentigsten was sich hatte auftreiben lassen, Premer Feuer. Eine nicht gerade einfache Prüfung nach der zuvor – vorallem für Eslam.
Eslam und Yendor setzten sich, Selo machte den Mundschenk unter den strengen Blicken des Höllenwallers – alles unter gröllendem Gejubel der Umherstehenden.
Diesmal wurde gleichzeitig getrunken, wer nicht mehr weitertrinken konnte hatte verloren. Unter den begeisterten Schlachtrufen der Zuschauer - die es ihnen beinahe gleich taten - wurde ein Becher nach dem anderen geleert. Zuerst hielten sich die beiden Recken tapfer und ließen sich nichts anmerken. Doch mit jedem Schluck wurde es für sie härter, und während Eslam sich mit einer Hand am Tisch festhielt, schwankte der Gallsteiner bereits verdächtig. Sie grinsten beide unverschämt, sahen sich tief in die Augen, und beim zwölften Trunk riefen sie auf ein „Für Simold!“, schluckten ihn herunter und vielen vom Hocker. Der beiden Betrunkenen wurden in ihre Zelte geschleppt und man ließ sie schlafen während die Versammelten begannen zu feiern, mit Musik, Tanz und Gesang.

Zu später Stunde tauchten die beiden dann wieder auf, ziemlich bleich aber wieder annähernd nüchtern wirkend.

Malepartus brachte nun den Helm, den er auf dem Tisch der letzten Prüfung abstellte. Gespannt warteten die Anwesenden nun auf die letzte Prüfung.
Der Baron von Höllenwall ergriff das Wort: „Die Prüfung des Blutes ist die Prüfung deines Gewissens, denn bei deinem Blute und dem großen Kashgar sollst du schwören, was wir beim Schwurplatz Gaftharions geschworen haben, dein Leben zum Schutz und Wohl der Lande von Nebachot einzusetzen! „
Eslam trat vor, nahm seinen Dolch, führte einen Schnitt – fast zu tief - und ließ sein Blut auf den Helmtropfen. Mit fester Stimme sprach er den Schwur, und als er endete brandete der Jubel der Anwesenden wie ein Orkan über das Land – den man noch in den umliegenden Baronien hatte hören müssen – meinte man. Der Baron von Gallstein nahm den Helm und setzte ihn Eslam auf.

Kashgar hatte seinen Erben gefunden! Und der Überschwang kannte keine Grenzen mehr.