Geschichten:Heerzug wider die Finsternis - Teil 14a

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Heerzug wider die Finsternis – Das Empfinden eines Knappen

Dramatis Personae:


Dorf Wegfeld, am frühen Abend des 12. Rondra 1032 BF

Die Schlacht war geschlagen - nur ein fader Beigeschmack war geblieben - die ruchlose Varena von Mersingen war auf ihrem Drachen im Reichsforst verschwunden. Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl war sicherlich nicht der einzige, der wünschte, dass der Wald sich dieser "Person" annehmen würde. Der Ritter hatte mittlerweile den Reiterharnisch abgelegt und diesen seinen Burschen zur Ausbesserung übergeben. Anselm war es vergönnt, keine schwere Wunde in dem Gemetzel zu erhalten - und das war deutlich mehr als es vielen anderen ergangen war. Tapfere Streiter waren an diesem Tag ihren letzten Weg gegangen - bekannte Ritter und einfache Waffenknechte, die dem Tod nicht nur ins Auge sahen. Nicht zu vergessen die geschändeten Dörfler, die unter den Hufen der Pferde zertrampelt worden sind. Zwei Männer und drei Frauen seiner Lanze, deren Kommando er auf dem Schlachtfeld von ihrem gefallenen Edeln quasi übernommen hatte, hatten die Schlacht überlebt.

Während diese durch sein Wappen und daran, dass er ihnen im Anschluss seinen Namen genannt hatte, wussten, wer sie angeführt hatte, kannte Anselm keinen von ihnen. Er hatte sie belobigt für ihre Tapferkeit und dann war jeder wieder seiner Wege gegangen. Vielleicht würden sie sich bei den weiteren Kämpfen wieder sehen. Der Pechackerner Junker befand sich zusammen mit seinem Knappen Raslan auf dem Weg vom Lazarett zurück zu ihrem Zelt. Die Feldscher hatten seinen rechten Arm verbunden, geschient und in eine Schlinge gelegt, damit der Bruch heilen konnte. Fast zum Schluss fand der Schlag eines Kriegshammers sein Ziel auf dessen Waffenarm und brach diesen. Bis auf ein paar weitere Schrammen hatte Raslan aber keine Wunden davon getragen. Ihre Abstimmung hatte fast immer gestimmt und hatte sie beide geschützt. "Wie geht es Dir, Raslan?" wollte Anselm wissen, "Ich hoffe, der Arm schmerzt nicht zu sehr?".

"Ich weiß nicht" antwortete der junge Knappe wahrheitsgemäß - um dann einen Moment später zusammenzuzucken und zwischen zusammengebissenen Zähnen ein "Doch, ein bisschen", hervorzupressen. Tatsächlich hatte er die Schmerzen bis eben nicht besonders stark gespürt, selbst als der Feldscher ihn versorgt hatte - zu tief saß noch der Schock über die Erlebnisse in seiner ersten Schlacht. Besonders das Bild des alten Weibleins aus dem Dorf, das unter die Hufe seines Pferdes geraten war, verfolgte ihn noch immer. Sie hatte wie das Kräuterfräulein ausgesehen, das daheim manchmal auf dem Gut vorbeischaute, ging es ihm wieder und wieder durch den Kopf.

Und als wäre das nicht genug, hatte er heute möglicherweise seinen ersten Gegner getötet. Genau wusste er das nicht, er war vom Verlauf des Kampfes weitergetrieben worden, als der andere zusammengebrochen war. Hatte sein Schwert aus dessen Leib gezogen und weitergekämpft. Ihm wurde jetzt noch schlecht, wenn er an all das Blut dachte, dass immer noch seine Kleidung besudelte.

Und dann war da noch der Moment als er vom Pferd gestürzt war und dieser Söldling auf ihn zukam. Er war sich sicher gewesen, dass das das Ende war, seine Bewegungen kamen ihm so langsam vor, als bewegte er sich in Sirup. Doch dann war da auf einmal das Schwert, dass den Angreifer durchbohrte, war da Blut und die Stimme seines Schwertvaters und Schwerterklirren und Staub und Schreie, immer wieder Schreie. Es kam ihm wie ein Albtraum vor und er wusste er bräuchte Borons Segen dringend, wenn er in den nächsten Nächten einen ruhigen Schlaf finden wollte. Und doch - sie waren doch für eine gute Sache unterwegs - wider die Finsternis?!

Dann fiel ihm sein Vater ein und in seinem Geiste konnte er fast hören, wie er den Jungen ermahnte: „Der Junker hat Dir das Leben gerettet, ein Wort des Dankes wäre das mindeste was man erwarten könnte!'

Das eben noch bleiche Gesicht war auf einmal schamrot, als Raslan seinen Schwertvater noch einmal ansprach: "Habt Dank, Herr. Ihr habt mir das Leben gerettet!" Die folgende Verbeugung fand dann ein jähes Ende als eine Welle des Schmerzes von seinem Arm ausgehend seinen ganzen Körper überspülte. Die Erschöpfung tat ein Übriges, der Junge brach erst in die Knie, bevor er langsam zur Seite kippte.

Schnell trat der Junker auf seinen Knappen zu und fing ihn auf, bevor dieser zu Boden fiel. Stolz hob er ihn empor und trug in sein Zelt, sodass er sich erholen könne.


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