Geschichten:Heerschau in Perricum – Haselhainer Haselnusslikör

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Gut Sahabur, Baronie Haselhain, Markgrafschaft Perricum, Ende Praios 1044 BF:

Das kleine, überaus schmucke Gut Sahabur lag zwischen satten Wiesen und fruchtbaren Feldern der Haselhainer Ebene. Allgegenwärtig umschmeichelte der frische Duft der Haselhainer Minze die Nase Leomars. Diese war hier sehr verbreitet und fand nicht zuletzt für das Sahaburer Minzöl Verwendung. Das Wiehern von vollblütigen Rössern auf der naheliegenden Weide rief dem Zweifelfelser in Erinnerung, dass es hier gar ein kleines Gestüt gab. Wahrlich ein von den drei gütigen Schwestern geküsster Ort. Sahabur - der Name war nebachotischen Ursprungs und bedeutete soviel wie „Heilige Quelle“. Unweit des Herrenhauses entsprang tatsächliche eine überaus klare und mineralhaltige Quelle. Wie es hieß, hatte die den Menschen vor vielen Götterläufen in einem Dürresommer das Überleben gesichert.

Der Kronvogt von Neerbusch war mit seinem Gefolge schon vor einer Woche hier eingetroffen – zur Sommerfrische und Vorbereitung auf das bevorstehende Lichterfest und vor allem der Heerschau des Perricumer Markgrafen. Das liebliche Sahabur gehörte seiner Familie und wurde im Zuge des Bundes von Einhorn und Doppelsäbel mit der Familie Pfiffenstock seinem Neffen zugesprochen. Dieser war jedoch noch nie hier, verhinderte dies doch seine Eigenschaft als Baron von Zweiflingen in der Grafschaft Waldstein.

Leomar hatte schnell durchschaut wie die Befindlichkeiten der hiesigen Vasallen waren. Beeindruckt war er von der Vögtin Sariana Grimmbart, die nicht nur eloquent, sondern auch überaus fähig schien die Lande hier zu verwalten. Kein Wunder, war sie doch eine Schülerin seines Hofgelehrten Salpion Hoogensiel, sowie erfolgreiche Studiosa aus St. Ancilla. Die arme Sariana musste sich dabei mit dem grobschlächtigen und bärbeißigen Dorfschulzen Reo Hallhuber rumschlagen. Besonders mit der energischen und impulsiven Weibelin Hasana von Waraqis geriet der zwielichtige Mann immer wieder aneinander. Stein des Anstoßes waren Gerüchte über Schmuggelaktivitäten. Leomar beschloss seine beiden Knappen Morgana und Radulf dezent im Hintergrund der Sache auf den Grund gehen zu lassen. Die beiden Jungspunde sollten hier nicht auf der faulen Haut liegen, wie es offenkundig seine Hausritter Bernhelm, Gishelm und Thallion taten.

Leomar ließ sie gewähren, doch gönnte er sich diese Muße nicht. Tag ein Tag aus empfing er die unterschiedlichsten Gäste in Sahabur um Informationen über Land und Leute – aber vor allem die bevorstehende Heerschau - zu erhalten. So schlenderte der Zweifelfelser, in der leichten Perricumer Mode gekleidet, mit einem in edlen aranischen Stoffen gehüllten Tulamiden. Dessen rehbraune Augen blühten Leomar vielsagend an.

„Welch lieblicher Ort“, säuselte Leomar zu seinem Gegenüber, als diese durch den Schein der Abendsonne schritten, „Welch Schande, dass mein lieber Neffe noch nie das Land zu Gesicht bekommen hat, dessen Herr er ist.“

„Ich bedauere Euren Neffen“, sprach der Tulamide im perfektem Garethi, „Ein jeder sollte zumindest einmal in seinen Leben nach Perricum reisen. Nur so kann man eine Ahnung davon bekommen, was einem in den zwölfgöttlichen Paradiesen erwartet.“ Ein keckes Lächeln huschte über die schön anzusehenden Gesichtszüge des Mannes um die 40.

„Wohl gesprochen, ich bewundere Euer Perricumer Selbstverständnis über alle Maßen, verehrter Rashan!“

„Die Wahrheit lässt sich nun mal nicht verleugnen, Verehrtester!“ Der Mann aus dem fernen Waldstein gefiel Rashan Feqzaïl, denn er war nicht so wie er ihn sich vorgestellte hätte. Er strahlte etwas aus, etwas besonderes, aber auch etwas dunkles und geheimnisvolles. Rashan liebte Herausforderungen.

Die beiden Herren erreichten schließlich einen Schatten spendenden Pavillon. Hier hatten sich bereits Leomars junger Hausritter Thallion und die jugendliche Begleitung des Tulamiden, Mishan Feqzaïl, niedergelassen und verköstigten Weintrauben.

„Seht, unsere beiden Jünglinge haben sich bereits miteinander vertraut gemacht. Welch wohlwollendes Zeichen der gütigen Schwestern.“ Rashan, der dem Haus Aimar-Gor als Marktvogt von Reichsgard diente, lächelte verschmitzt.

„Wir sollten es der Jugend gleichtun“, schlug Leomar vor, „meine Diener werden uns den berühmten Haselhainer Haselnusslikör kredenzen – eine Köstlichkeit, wie ich hörte.“

„Gewiss, ich hoffe doch Ihr werdet uns zu späterer Stunde nach Rashia'Hal begleiten. Dort möchte ich euch den Gemahl meiner Nichte, Tamur ay Amarash vorstellen. Er dürfte die Antworten auf all Eure Fragen haben.“

„Es wird mir eine Freude sein. Damit Eurer Neffe Mishan sich nicht langweilt, sollte uns der gute Thallion auch begleiten. Sicherlich wird uns auch der Haselhainer Meister der Schreibstube Rohalan Albentir ebenfalls begleiten. Dieser wollte uns auch noch mit seiner Anwesenheit beehen. Am heutigen Abend sollte keiner allein sein.“

So schlenderten die beiden Männer auf den Pavillon zu. Kurz schoss Leomar eine andere, weitaus heiklere Angelegenheit in den Kopf, die die Perricumer Heerschau zu überschatten drohte – das Duell aufs dritte Blut zwischen Felan von Schallenberg und Selo von Pfiffenstock. Beide waren seine Verbündete, er konnte also nur verlieren. Doch an diesem Abend schob er diesen Gedanken beiseite, denn er gehörte der leiblichen Rahja.