Geschichten:Haselhainer Erfahrungen

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Es geschah nun schon zum wiederholten Male. Ungeduldig standen die Pferde am Wegesrand, scharrten Hufe, tänzelten nervös auf der Stelle, während allerlei Wagen, Karren und Kutschen vorüberpolterten.

Besorgt schaute der Herr von Haselhain zu den Büschen hinüber, die ein wenig abseits der Straße standen. Furchtbare Laute hallten zu ihm hinüber. Ein immer wiederkehrendes Aufrebellieren einer sonst so zarten Frauenstimme, welche sich in würgenden Geräuschen zu überschlagen schien.

Simolds Miene verfinsterte sich. Allerlei Gedanken hetzten durch seinen Kopf: " Wie hohlä isch nur Lascurian ein, der mit der Härde vorausgerittän ist... Diesä Streitzicks waren ziemlisch betroffän gäwäsen... Wägän diese Bärnfriedt... Schändlich, was hättä isch getan, wänn maine Familiä...Abär die Känigin hatte befohlänn... Und was verflucht ist mit ihr?"

Besorgt blickte er zu seiner Schwester hinüber, denn alle Pferde und Streitzigs Deres konnten ihm noch so viel Sorge bereiten; kein Problem wog für ihn schwerer als die plötzlich aufgekommene Übelkeit seiner von ihm so sehr behüteten Schwester. Mit jedem hysterischen Aufkeuchen Arianas wurde er unruhiger. Ihm selbst wurde schon übel. Sein Mund fühlte sich trocken an, er verspürte ein drückendes Gefühl unter seinen Rippen, was stetig scheußlicher wurde. Er hielt sich am Sattelknauf und riß sich zusammen, schließlich galt es vor seinen Leuten Haltung zu bewahren - mit einigen war er sogar schon auf den Silkwiesen und in Greifenfurt gewesen. Nervös griff er in seine Satteltaschen und griff nach der kleinen Flasche "Brendiltaler Magengrund", um sie sogleich an seine Lippen zu führen.

Jedoch genoß er nur wenig des kostbaren Zippleinvertreibers. Ein Poltern in der unmittelbaren Nähe ließ seine recht nervöse Stute steigen, die ihn dabei mit der Schulter rammte, wobei er den duftenden Anis über seinen gesamten Rock verteilte.

"Woas, bei allen Ärzdäimonnen...?", fluchte er undrieb sich den klebrigen Saft so gut es ging von der Brust.

"Tudt mirr layd, Marben..," rief der kleine Page, der sich gerade aus der Schlammpfütze erhob und Anstalten machte wegzulaufen.

Simold, rang nach Fassung. Einen Moment schien es ihm zu gelingen. Leise summend versuchte er, seinen Rock zu säubern. Doch plötzlich setzte er ihm nach: "Komm här, Du,... Du....," schrie er über den gesamten Lagerplatz und jagte dem entsetzt fliehenden Hammuth nach.

"Blayb stähän... Värbräscher... Hast Du in Puläth nischt den Gallschtain gesähän mit sainem bäsän Zauberär?"

Als wäre er nicht schon schnell genug gewesen, beschleunugte er seinen Schritt so sehr, daß er sich ein zweites Mal auf die nasse Wiese legte. Unter ohnmächtigen Heulen des Pagen, wurde er an den Ohren aus dem Dreck gezogen: "Glaubst Du nischt, daß isch schon genuk Problämä hab'. Jätzt hast Du auch noch..."

Kännen wir jetzt gähän?!", erklang es hinter dem bitter scheltenden Baron, der sich fast erschrocken umwendete und sah, wie seine Schwester sich gerade in den Sattel zog.

Stolz schwellte seine Brust auf: "Main Prachtmädschen," stemmte er sich die Fäuste in die Hüfte, was der Page sofort wieder nutzte um seine Flucht fortzusetzen.

Nach einem rasch ausgestoßenen Pfiff des Barons, pflückte sich eine der Wachen den heftig rennenden Pagen gleich einem Ball aus der Luft. Gehorsam hielt der gepanzerte den eifrig zappelnden Flüchtling am Ärmchen. Simold nickte, ohne sich umzuwenden, was mit einem kräftigen Klatschen und quiekenden Laut des kleinen Hammuths quittiert wurde...