Geschichten:Haldria

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Haldria

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Hinn mit seinem Kind;
er hat die Tochter wohl in dem Arm,
er fasst sie sicher, er hält sie warm.


Meine Tochter, was birgst du so bang dein Gesicht? –
Siehst Vater, du die Schlangen nicht?
Die Natter mit Kron' und Schweif? –
Meine Tochter, es ist ein Nebelstreif.


„Du liebes Kind, komm, schwimm mit mir!
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir;
manch bunter Kiesel findet sich an meinem Strand,
und sieh nur, mein silbernes Gewand.“

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
was die Natternkönigin mir leise verspricht?–
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In nahen Schluchten säuselt der Wind.

„Willst, feine Maid, du mit mir gehen;
und Nachts an meinen Ufern stehn?
Meine Wogen sie warten dich rein;
und wiegen und tanzen und singen dich ein.“


Mein Vater, mein Vater und siehst du nicht dort
Der Natter silberner Leib am düstern Ort? –
Meine Tochter, meine Tochter, ich seh' es genau:
Es scheint der alte Fluss, der fließt durch die Au.


Der Reiter, er eilet nach Natterngrund,
einem belagerten Ort, in der Fehde, im Schlund.
Die Stadt ist in Aufruhr, der ist längst fort.
Harsteener Räuber, stehn kurz vor dem Ort.


„Die Fesseln sie brechen, der Zwist ist entfacht;
meine Freiheit ist nah und bald schon bald vollbracht.
Oh Vater, oh Vater welch schrecklicher Zorn,
dräut in den Ruinen, im nahen Natterndorn.


Der Ritter erzwingt sich den Weg durch das Tor,
den Aufwieglern bei Praios, Gericht er schwor.
Er sammelt ein Heer, sein Herz wog nun schwer.
Doch ordnet der Helon die Stadt nun zur Wehr.


Das Kind bangt im Fieber,
der Tod ihr bald lieber.
Das Zischen der Schlange,
mischt sich mit dem Gesange der Sieger.


„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.“
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst sie mich an!
Galavisa hat mir ein Leids getan! –


Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
er hält in Armen das ächzende Kind,
erreicht der Schlange Tempel mit Mühe und Not;
in seinen Armen das Kind war nahe dem Tod.


Auf dem Vorplatz der Mob, er hält ihn nicht auf,
die Treppen des Tempels, er stürmt sie herauf.
Die Hartsteener fliehen, bekommen die flatter,
ertrinken schon bald, voll Gram in der Natter.


Der gute Herr Gutkorn kam eilends herbei.
Von den Straßen gellte der Sieger Geschrei.
Im Horte der Schlange, die Heilung begann.
Der Tochter Schluchzen zur Mittnacht verklang.



Den Helon erhob man, schon bald zum Baron,
und setzte ihn auf der Natter verwaisten Thron.
Haldria, das Kind nun, trug der Schlangen Gewand,
die Stimme der Natter, ist hoffentlich gebannt.



(Nettersqueller Schauergedicht aus dem Fehde Jahr 1043)


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Texte der Hauptreihe:
Phe 1043 BF
Haldria


Kapitel 1

Autor: Amselhag