Geschichten:Höhere Gerechtigkeit - Teil 4

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Version vom 18. Juli 2011, 12:37 Uhr von Robert O. (D | B)
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Der Platz vor der Halle der Ritterschaft zu Korbronn war frei gemacht worden und die beiden Streiter saßen bereits voll gerüstet auf ihren Rössern. Wolfward von Schroffenstein grüßte mit erhobenem Schwert seine Bundesgenossen mit erhobenem Schwert, die in einiger Entfernung vor dem Haupthaus des Gutes Breitenhof standen und gespannt den Kampf erwarteten.

Radulf von Firunshöh hatte ein Kettenhemd, einen Brustharnisch, sowie Arm- und Beinschienen aus Stahl angelegt. In der rechten Faust hielt er einen schlichten Morgenstern aus dunklem Stahl und in seinem Gürtel steckte ein Breitschwert. Ein hölzerner Rundschild komplettierte seine Ausrüstung.

Sein Ross tänzelte nervös hin und her. Würden diese Greifenfurter Spinner ihn tatsächlich ziehen lassen, wenn er den Alten vor sich in den Boden gestampft hatte? Oder würden sie ihm in den Rücken fallen. Wie es auch ausging, er konnte immerhin einen dieser Mistkerle mitnehmen.

Dann musste er schnellstens zu Graf Bernhelm zurück kehren, denn er brauchte sicherlich jede Hilfe die er brauchen konnte. Hoffentlich lebte er noch, denn die spärlichen Neuigkeiten über die Lage des Reiches, die man als Gefangener im hintersten Greifenfurt erhielt, verhießen nichts Gutes.

„Mögen Rondra und Praios dem Wahrhaftigen beistehen!“ rief Wolfward von Schroffenstein und lenkte sein Pferd einige Schritt zur Mitte des Platzes.

Rondrigo trat einen Schritt vor und spreizte die Arme: „Herr Praios, Dein ist die Wahrheit. Wir Sterblichen erkennen sie nicht immer und doch vertrauen wir Deiner Macht und Weisheit. Wir rufen Dich und Deine Schwester Rondra an uns in diesem Zweikampf ein Zeichen eures Willens zu senden. Der Ritter, der am Ende des Kampfes noch steht, muss gemäß eures göttlichen Willens im Recht sein. Ergeben beugen wir Sterbliche uns eurem heiligen Richterspruch.“

„So sei es!“ sagten die Anwesenden Ritter von Krobronn im Chor.

„Kämpft in Rondras Namen!“ Rondrigo trat wieder zurück und straffte sich. Kaum hatte der Junker von Breitenhof die Worte ausgesprochen, preschte Radulf von Firunshöh auch schon vor. Den Morgenstern wild schwingend ritt er an seinem greifenfurter Kontrahenten vorbei und ließ die mit Spitzen gespickte Metallkugel herab sausen. Krachend traf der Morgenstern auf den Wappenschild des Ritters zu Korbronn und hinterließ eine Delle.

Wolfward gab seinem Ross mit Schenkeldruck sofort ein Kommando und brach nach vorne aus, aus der Reichweite des Gegners. Flink wendete er sein Pferd und ging, das Schwert hoch erhoben nun selbst zum Angriff über. Die Reiter krachten förmlich ineinander. Schwert und Morgenstern zischten durch die Luft und hämmerten und hackten auf den Schild des jeweiligen Gegners ein. Wieder waren die Reiter aneinander vorbei und drehten sich für einen erneuten Angriff. Doch diesmal verharrten sie nach der ersten Schlagserie im Nahkampf. Das Scheppern und Krachen der Waffen auf den Schilden erfüllte den Gutshof und die gesamten Einwohner des Gutes versammelten sich nun schweigend und in gebührendem Abstand, um zu sehen, was da vor sich ging.

Wolfward riss den Schild erneut hoch und fing den Morgenstern ab, bevor die Kugel sich in seine Schulter bohren konnte. Sein Arm schmerzte bereits von den wuchtigen Einschlägen – er hatte die Kraft des Junkers von Firunshöh ein wenig unterschätzt. Trotz der Gefangenschaft oder gerade deswegen kämpfte der Hartsteener wie ein Berserker.

Bei den Außenstehenden fieberten Khorena und Gar’wain am innbrünstigsten mit. Jeder Hieb wurde mit einem Zucken oder einem verzogenen Gesicht beantwortet, während man aus ihrem Mienenspiel die Hoffnung auf einen Treffer seitens Wolfwards ablesen konnte.

Von Firunshöh drängte das Ross des Greifenfurters mit seinem eigenen ein Stück zur Seite und ließ zwei sehr wuchtige Hiebe auf den Schild Wolfwards nieder prasseln. Mit einem schnellen Druck seiner sporenbewehrten Stiefel trieb er sein Pferd nach vorn und drosch dem Korbronner seinen Morgenstern in den ungeschützten Rücken. Wolfward zuckte zusammen und ein leises Keuchen entrang sich seiner Kehle. Sein Panzer hatte den Hieb zwar aufgefangen, aber die getroffene Stelle pochte sofort vor Schmerzen.

Wieder war von Firunshöh heran und ließ den Morgenstern über dem Kopf kreisen, doch der Greifenfurter hatte schon weitaus mehr Kämpfe auf dem Buckel als der Hartsteener. Er ritt ein Stück nach vorn, drehte sich im Sattel und schlug blitzschnell nach dem ihn dicht verfolgenden Feind. Die Schwertklinge Wolfwards schnitt durch den Unterarm und das Kettengeflecht an Radulfs rechter Hand. Ein Schrei gellte über den Hof, als der Morgenstern rasselnd auf den festgestampften Boden fiel und der Junker von Firunshöh sein Pferd am Greifenfurter vorbei lenkte. Der Schnitt war nicht tief aber äußerst schmerzhaft.

„Wenn Ihr nicht mehr weiter kämpfen könnt, so biete ich Euch an, Euch zu verschonen, so Ihr die Waffen streckt und Eure Schuld eingesteht.“ raunte von Schroffenstein durch das Metall seines Helms.

„Niemals!“ schrie von Firunshöh und griff mit schmerzverzerrter Miene nach seinem Schwert.

Er prüfte den Sitz seines Helms mit dem breiten Nasenschutz und ritt erneut heran, um den Kampf fortzusetzen. Auch Wolfward kam näher, das Schwert zum Hieb erhoben. Die Schwerter sprachen in kurzen abgehackten Sätzen. Die Klingen krachten unter lautem Getöse auf die bereits stark malträtierten Schilde und gelegentlich verbissen sie sich auch ineinander. Ein zähes Ringen um die Oberhand brachte zunächst für keinen der Kombattanten einen Vorteil.

Wolfward ließ sein Schwert nieder sausen und trieb die Klinge des Hartsteeners aus dem Weg, um mit einem zweiten schnellen Schnitt den rechten Oberschenkel des Gegners aufzuschneiden.

Von Firunshöh brüllte wütend auf, als sein Beinkleid sich rot färbte und schlug mit dem Schild nach seinem Kontrahenten. Der Schlag traf Wolfward mitten auf dem Helm und ließ ihn im Sattel schwanken. Die Helmzier war abgebrochen und das Blut einer aufgeplatzten Augenbraue sickerte ihm ins Auge.

Mühsam wehrte er einen weiteren Schwertstreich mit dem Schild ab, doch von der Kraft des Angriffs wurde er rücklings aus dem Sattel gerissen.

Krachend stürzte er auf den harten Boden und spürte einen stechenden Schmerz in der Hüfte. Benommen rappelte er sich auf und warf sich mit letzter Kraft zur Seite, als Radulf von Firunshöh heran preschte, um ihn nieder zu reiten. Der Hartsteener drehte wiederum sein Pferd und bereitete sich auf die nächste Attacke vor. Beide Kämpen gönnten sich eine kurze Pause. Radulfs Arm und Bein waren blutüberströmt und der Schwertarm zitterte bereits vor Schwäche.

Wolfward atmete schwer und zog sich mühevoll den Helm vom Kopf. Er sah kaum noch etwas einen die Sicht noch mehr beschränkenden Helm konnte er nun nicht gebrauchen. Sein Gesicht war eine blutige Maske, verzogen vor Anstrengung und unerschütterlichem Kampfeswillen.

Der Schmerz in der Hüfte pochte unaufhörlich, er wusste, dass er zu Fuß dem Hartsteener langfristig nun nicht mehr gewachsen war.

Von Firunshöh atmete ebenso schwer und riss sich noch einmal zusammen. Er musste den Greifenfurter nun besiegen, bevor ihn der Blutverlust in die Knie zwang. Gar’wain zuckte bei dem Fall Wolfwards zusammen und ballte die Fäuste. Gerne würde er jetzt eingreifen und den Junker selbst attackieren, doch galt es hier die Gesetze der Ritterschaft und die der Mutter Kors zu achten. So mußte er sich mit der Rolle des Zuschauers vorerst begnügen. Leise betete er zu Praios und zu Kor, dass sie seinem älteren Freund, den er eigentlich erst seit kurzem kannte, dem er sich aber so verbunden fühlte die Kraft und das Durchhaltevermögen zum Siegen schenken mögen.


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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K4. Teil 4
K5. Teil 5
26. Rah 1028 BF
Teil 4
Teil 3


Kapitel 4

Teil 5
Autor: T. Baroli