Geschichten:Gut Weyring in der Raulsmark, 17. Peraine 34 Hal Teil 2

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Ein schwerer Abschied


"Es ist Krieg!" Noch einmal hallten seine eigenen Worte in den Ohren des Raulsmärker Burggrafen. Ein erneutes Klopfen ließ Oldebor aus seinen Gedanken aufschrecken und nur wenige Augenblicke später war ein Bote in den Farben des Kaiserlichen Heeres in den Raum.

"Verzeiht die Störung, Euer Edelhochgeboren, aber Euer Sohn hat mich beauftragt Euch diesen Brief zu überbringen!", sprach der stämmige Kurier mit den roten Haaren. Fragend blickte der Burggraf erst den Boten an, dann seinen Secretarius. Dieser zuckte nur mit den Schultern.

Ohne Zögern übergab der Kurier den Brief und verschwand genauso schnell durch die Tür, wie er gekommen war. Oldebor schaute sich den Umschlag genauer und erkannte die Handschrift seines zweitjüngsten Sohnes Orlan.

"Was wird der Knabe denn jetzt wieder angestellt haben ...", murmelte der Weyringhauser leise vor sich hin, während sein ältester Sohn Sigman und der Secretarius ihn verwundert anschauten. Hastig öffnete er den Brief und begann ihn zu lesen:


An Seine Edelhochgeboren Oldebor von Weyringhaus,

Burggraf von Kaiserlich Raulsmark

Villa Geldana

Gareth


Liebster Herr Vater,

gewiß mag es Euch verwundern, daß Ihr erst nach knapp 4 Monden von mir hört. Leider war es mir nicht möglich Euch zeitiger zu schreiben, denn Zeit zum Müßiggang ist hier wahrlich rar, wo ich mich derzeit noch befinde.

Aber ich muß nun Garetien leider verlassen, wie es mir meine Pflicht gebietet, die ich mich entschlossen habe zu schultern. In der Vergangenheit habe ich Euch zum meinem Leidwesen, wie ich es im letzten Götterlauf endlich bemerkt habe, oft genug nicht Anlaß zu Vaterfreuden und Stolz gegeben, sondern vielmehr Euch mit Flausen und unziemlichen Verhalten sehr viele Sorgen bereitet. Gewiß habe ich wohl wenig mit meinen beiden, älteren Brüdern gemeinsam, dennoch will ich nun das Meinige tun, um zumindest einen kleinen Teil meiner Verfehlungen an Euch wieder gut zu machen.

Endlich habe ich erkannt, daß außerhalb der vertrauten, sicheren Obhut Eures Hauses auch auf mich eine Aufgabe wartet, die zu erledigen nur ich im Stande bin. Ich möchte Euch für all jene Hilfe danken, die Ihr mir bereitwillig aus Liebe angedeihen ließet. Aber es ist nun an der Zeit für mich nicht nur ein verzogener, schlechter Sohn zu sein, sondern etwas von Eurer Güte in meiner Pflicht als Sohn zurückzugeben. Ich hoffe Ihr vergebt mir das, was ich getan habe, aber ich tat es nicht allein aus Pflichtgefühl, sondern weil in den letzten zwei Götterläufen seit dem Konvente zu Puleth mein Herz und der Geist der himmlischen Leuin mich dorthin geführt haben wo ich jetzt bin. Seid mir bitte nicht böse, Herr Vater, daß ich es tat ohne Euch zu fragen!

Ich hoffe und bete, daß Ihr dennoch auf Euren Sohn Stolz sein könnt, der nun bei dem Kaiserlichen und Königlichen Garetischen Garderegiment "Goldene Lanze" seinen Dienst tut! Mein Herz bangt darum, daß Ihr meine Entscheidung akzeptieren und verstehen mögt, auf daß keine trüber Fleck in der Stunde der Not Euch belastet.

Bitte betet für mich zur meiner Herrin Rondra und dem Herre Boron, daß sie mich in der Schlacht bewahren mögen und meinen Geist nicht mit Angst, sondern mit Tapferkeit erfüllen mögen!

Ich bete ebenfalls zu den Göttern, daß es Euch und unserer Familie in diesen Kriegszeiten gut ergehen und kein Unbill euch drohen möge! Grüßt meine Brüder und Schwestern herzlichst von mir und bewahre sie der Segen der Zwölfe ebenso wie euch und meine Frau Mutter. Bitte tröstet sie, damit Ihr Herz nicht gram werde vor Sorge und Furcht um mich.

Euer treuer Sohn

Orlan von Weyringhaus-Rabenmund j.H.

Noch während des Lesens war der Burggraf in seinen Sessel zurückgesunken. Schließlich legte er den Brief auf dem Schreibtisch ab. Sein Blick ging ins Leere, als er scheinbar ohne Zusammenhang zu sprechen begann: "Mein teurer Vetter aus Almada erzählte mir von einem Fluch, den die Zahori für ihre ärgste Feinde kennen: 'Mögest du in interessanten Zeiten leben!', sagen sie." Er warf seinem ältesten Sohn und seinem Secretarius ein gequältes Lächeln zu und fuhr fort: "Jetzt weiß ich, was sie damit meinen."



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17. Per 1027 BF zur morgendlichen Tsastunde
Ein schwerer Abschied
Teil 1


Kapitel 2

Teil 3
Autor: Olb/M. Ott/S. Stabenow