Geschichten:Gut Weyring, etwa Ende Efferd/Anfang Travia 35 Hal

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Gut Weyring, etwa Ende Efferd/Anfang Travia


"Na schön, Magister", eröffnete Oldebor. "Fangt an, und lasst nichts aus - ihr könnt auch ein paar Worte mehr machen."

"Ich will euch nichts verschweigen", begann von Hohenfelden.

"Das würde ich euch auch nicht raten", unterbrach ihn der Burggraf.

Ein scharfer Blick prüfte sein Gesicht, doch sein joviales Lächeln war während seiner Worte unverändert geblieben. "Die Lage ist ernst", fuhr der Magier fort. "Seine Gnaden Ährfried und ich sind uns darüber einig, dass an reiner Wundheilung geschehen ist, was die heilenden Kräfte der Natur und die ... nun, alltäglichen Mittel der Magie vermögen. Keins von beidem hat aber die großflächige Narbenbildung verhindern können. Diese Erinnerung wird seiner Edelwohlgeboren wohl fürs erste bleiben."

"Nun - viele Kämpfer tragen Narben. Und bei weitem nicht alle sind so ehrenhaft errungen."

"Wohl wahr - nur sind die wenigsten davon schwarz. Junker Lassan wird gut beraten sein, sich in Zukunft nicht dazu verleiten zu lassen, sich Sommers an irgendeinem Flussufer abzukühlen."

"Aus dem Alter ist er ja nun allmählich heraus."

"Und damit genau im richtigen Alter für Badehäuser, mit Verlaub."

Der Burggraf hob die Hände. "Na schön, na schön, ich habe euch verstanden. Ich trage mich ohnehin mit dem Gedanken, meinen noch ledigen Kindern endlich ein paar Gatten zu suchen, wenn dieses unselige Jahr zu einem guten Ende gebracht worden ist. Lassans Braut darf eben nicht abergläubisch sein. Das ist nur ein Punkt mehr auf der langen Liste, die meine geliebte Frau beigesteuert hat. Fahrt bitte fort."

"Unglücklicherweise", von Hohenfelden drehte den kleinen Becher mit Quittenschnaps zwischen seinen Fingern, "waren das schon die guten Nachrichten. Ich brauche euch nicht eigens zu erklären, dass seine Edelwohlgeboren nie besonders kräftig war. Aus Rohalsweil kehrte er zusätzlich geschwächt zurück. Angesichts seines fehlenden Appetits war es seinem Körper nicht gelungen, wieder zu rechten Kräften zu finden, bevor er zu diesem kleinen Ausflug aufbrach. Eine Verwundung dieses Ausmaßes..." der Magister hob die Schultern. "Allein die Tatsache, dass er sich überhaupt wieder soweit erholt hat, beweist, dass er weit zäher ist, als man es hätte vermuten können. Eine weitere Genesung aber scheint derzeit nicht möglich." Er stockte.

"Ihr sprecht von den Albträumen?" hakte Oldebor nach.

"So ist es. Ich vermutete von Anfang an, dass es sich dabei um mehr handelt als die gewöhnlichen Nachwirkungen einer schrecklichen Erfahrung - der Hauptgrund, warum ich den Medici und seiner Gnaden weiterhin zur Hand ging. Meine Beobachtungen am Krankenbett haben mich darin bestätigt."

"Schrecklich!"

"In der Tat. Die Beschreibungen seiner Edelwohlgeboren und eine magische Untersuchung legen nahe, dass hier die Narben von faktischer Bedeutung sind. Anscheinend hat der schwarze Drache den Junker nicht nur in weltlicher, sondern auch in magischer Hinsicht gezeichnet. Es tut mir Leid."

"Wo ihr aber das Problem so genau eingrenzen könnt..."

"Damit ist uns leider in keiner Weise geholfen. Zum einen ist mir das Phänomen völlig unbekannt, zum anderen übersteigen die Mittel und Möglichkeiten dieser verfluchten Kreatur bei weitem meine Kapazitäten - so wie vermutlich die beinahe jedes Zauberkundigen Aventuriens. Ich halte die Risiken einer aktiven Intervention - wie auch immer sie aussehen würde - für unabschätzbar. So euch nicht zufällig das graue Räblein einen Gefallen schuldet, können wir in dieser Hinsicht nichts weiter tun."

"Und in anderer Hinsicht?"

"Ruhe und Schonung. Kräftiges Essen. Gute, idealerweise auch milde Luft. Und das so weit weg von Warunk wie irgend möglich."

"Ihr meint, ich sollte ihn wieder nach Almada schicken?" Von Hohenfelden zuckte die Achseln. "Einen Transport kann ich im Augenblick noch nicht empfehlen, allenfalls in einer ausgesprochen komfortablen Kutsche..."

"... und bevor man den Jungen in eine Kutsche bekäme, müsste man ihn erst bewusstlos schlagen."

"So ist es. Außerdem würde er es wohl kaum gutheißen, weiter von den Nachrichten der Front abgeschnitten zu werden. Lasst ihn einstweilen hier. Vergesst nicht, trotz des almadanischen Viertels ist seine Edelwohlgeboren Garether mit Leib und Seele. Seine Gnaden wird darüber wachen, dass niemand mit offensichtlich ansteckenden Krankheiten an sein Lager vordringt. Derzeit halten sich das finstere magische Wirken und der Selbstheilungsprozess die Waage. Dieses Gleichgewicht darf nicht zu unseren Ungunsten gestört werden."

"Na schön. Dann bleibt uns wohl nichts, als zu beten. Ihr aber habt wahrhaftig getan, was Ihr konntet."

"Dann bitte ich hiermit um die Erlaubnis, mich einem Truppenkontingent Richtung Osten anzuschließen."

"Ihr überrascht mich."

Hohenfelden hob die Schultern. "Soldat bleibt Soldat, euer Hochgeboren. Und es scheint mir doch, als ob ihre königliche Hoheit noch jeder hilfreichen Hand bedarf. Ich habe schon einmal an der Trollpforte gestanden." Er lachte heiser. "Schlimmer kann es wohl kaum werden."