Geschichten:Greifendämmerung - Mord im Reichsgericht!

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Aventurischer Bote, Peraine 1040 BF

Mord im Reichsgericht!

Reichsrichterin in Elenvina tot aufgefunden – Anhänger des Namenlosen erhängt sich nach Enttarnung

Elenvina. Dramatische Ereignisse erschüttern in diesen Tagen die Verwaltung des Kaiserreiches. Das sonst eher leise im Hintergrund arbeitende Reichsgericht steht im Zentrum eines Skandals, der womöglich tiefer reicht, als man sich vorzustellen wagt. Die Kaiserkrone zeigte sich zutiefst besorgt über die Zustände in der Residenzstadt der Nordmärker Herzöge.

Als ihre Wohlgeboren Junivera von Rechklamm nicht zum gemeinsamen Frühstück erscheint, fängt Falk Gerion von Bregelsaum an, sich Sorgen zu machen. Die beiden Reichsrichter der Niederadligen Kammer beginnen jeden Rohalstag mit einem informellen Treffen, um sich über die anstehenden Geschäfte des im neuen Elenviner Kanzleiviertel gelegenen Reichsgerichts zu besprechen. Bregelsaum sucht das Stadthaus seiner Kollegin auf und klopft an die Tür, die er unverschlossen vorfindet. Die Kammerfrau liegt mit Schlafgift betäubt auf dem Boden des Treppenhauses. Rechklamm findet er leblos in ihrem Schlafgemach – grausam erdrosselt. Sofort schlägt er Alarm.

Eine eilig durch den nordmärkischen Herzog eingesetzte Aufklärungsgruppe fördert eine Verwicklung der Reichsrichterin in dubiose Geschäfte ans Praioslicht: Junivera von Rechklamm hatte ihre Stellung dafür missbraucht, Fälschungen in der Wappenrolle des Reiches zu begehen und dafür hohe Summen eingesteckt.

Hintergrund ist die Zerstörung der Wappenrolle während des „Jahrs des Feuers“. Seit dieser arbeiten die Reichsherolde in der Heroldkammer im Elenviner Kanzleiviertel an der Rekonstruktion. Da die schiere Menge an Wappen die begrenzte Arbeitskraft der Herolde übersteigt, bindet die Reichsverwaltung seit einiger Zeit die ebenfalls in Elenvina residierenden Reichsrichter der Niederadligen Kammer in diese Arbeit ein.

Reichsrichterin Rechklamm hat offenbar eine Reihe erfundener Namen in die Wappenrolle als Nachfolger für auf dem Mendena-Feldzug gefallene Reichsedle eingefügt. Insgesamt fünf Güter im gesamten Kaiserreich machten die Ermittler ausfindig. Dabei fanden sie auch heraus, in wessen Auftrag die Reichsrichterin die Fälschungen begangen hatte: Praiodans von Luring, eines Landvogts aus einem alten, garetischen Grafengeschlecht. (Nicht zu verwechseln mit dem ersten Staatsrat Garetiens und Praiosgeweihten Praiodan von Luring, der im Jahr des Feuers verstarb. Anm. d. Red.)

Praiodan von Luring ist ein Verwandter des Reichsforster Grafen Drego von Luring, dessen Vater Danos ebenfalls auf dem Heerzug gegen Haffax gefallen ist. Nach der Belagerung Mendenas ist der Landvogt mit schweren Verletzungen zurückgekehrt; unter anderem hat er ein Auge verloren.

In mehreren Briefen, die Reichsrichterin Rechklamm unter losen Bodendielen versteckt hatte, beklagte sich der garetische Hochadlige über die „ekelerregenden und zersetzenden Umtriebe des Neuadels“, denen man „mit allen Mitteln Einhalt gebieten müsse“. Man dürfe nicht zögern die Waffen zu ergreifen, um das Recht hochadligen Bluts gegen die mindere Güte des gemeinen Pöbels zu verteidigen. Der wahre Adel sei ein eherner und heiliger Bund von einer durch die unteilbaren Zwölfen gesegneten Einheit.

Herzog Hagrobald vom Großen Fluss zögerte keinen Moment, die Kaiserkrone zu informieren, die in der Person von Reichsgroßgeheimrat Rondrigan Paligan weitere Schritte zur Aufklärung des Verbrechens unternahm. Der Landvogt wurde festgesetzt und der Siegelfälschung, Verschwörung sowie des schädlich Hämmerns an den Grundfesten von Reich, Dere und Alveran angeklagt. Der Delinquent wurde in das Reichsgefängnis auf die Efferdstränen vor der Reichsstadt Perricum gebracht. Eine Durchsuchung seiner Residenz brachte neben weiterem belastenden Material auch Kultgegenstände des Namenlosen ans Licht.

In einer hochnotpeinlichen Befragung zeigte sich der Angeklagte verstockt und betonte mehrmals seine Unschuld. Er sei bereit, einen Eid vor einem Praiosgeweihten zu leisten und jede Frage wahrheitsgemäß zu beantworten. Am Tag der Befragung jedoch fand man den Landvogt von eigener Hand gerichtet in seiner Zelle auf. Er hatte sein Bettlaken des Nachts zu einer Schlinge verarbeitet, diese über einen Deckenbalken geworfen und sich daran erhängt.

Die Hochadlige Kammer des Reichsgerichts wertet den Selbstmord als vollumfängliches Schuldeingeständnis. Die Familie des Toten verweigert die Annahme des Leichnams, sodass Praiodan von Luring nicht wie seine Amtsvorgänger und Ahnen in der Familiengruft des alten Adelshauses Luring bestattet, sondern seine Asche in alle Winde verstreut wird. Die durch den Tod der Reichsrichters Junivera von Rechklamm entstandene Vakanz kündigt die Kaiserkrone an zügig durch einen würdigen und verdienten Nachfolger besetzen zu wollen.


Hesindiago Wagenknecht

(Jürgen S.)

Mit Dank an Björn B., Heiko B. und Tina H.


Weitere Informationen: Erschienen im Av. Boten 179