Geschichten:Greif und Leuin - Die Löwin erwacht

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Burg Leuenfels, Markgräflich Arvepass, 13. Ingerimm 1045 BF

Die Messe war beendet, der Ritter der Göttin Eofin von Fairnhain hatte die kleine Gemeinde verabschiedet und sich zurückgezogen. Das machte der Tempelvorsteher seit geraumer Zeit so. Früher hatte er sich noch an den Ausgang des kleinen Rondra-Tempels gestellt und jeden persönlich verabschiedet. Doch das gehörte der Vergangenheit an, wie so vieles auf Burg Leuenfels. Sei es der Glanz des Tempels der Sturmleuin, dessen Banner vergilbt und teilweise von Motten zerfressen waren, sei es die Burg, welche einst ein imposantes Zeugnis der Wehrhaftigkeit gewesen war und nun an allen Ecken und Kannten bröckelte oder ihre Bewohner, die einst voller Stolz sich als Bollwerk gegen die Schwarzen Lande sahen, nun aber in einer Sinneskrise steckten.

Schwertschwester Celissa seufzte während sie sich von der Bank, der etwas Farbe und ein Hobel sicher gut tun würde, erhob. Die Aufmerksamkeit ihrer Kirche hatte sich auf andere Orte Aventuriens gerichtet und mit der Befreiung der Schwarzen Lande gab es keinen Grund mehr. Leuenfels mit einer starken Garnison zu besetzen. Oder mehr Geld als unbedingt nötig für deren Erhalt aufzubringen.

Nominell besetzten zwei Lanzen des Ordens der Hohen Wacht die Burg. Tatsächlich waren neben ihr selbst nur noch Ehrwürden von Fairnhain und ein weiterer Geweihter der Rondra hier vor Ort. Der Rest der Bewohner bestand aus Akoluthen oder einfachen Gläubigen, die durch ihren Dienst hier hofften, sich für höhere Würden zu empfehlen.

Ein Unterfangen, das zum Scheitern verurteilt war. Immerhin gab es hier fast nichts mehr zu tun. Wo an anderer Stelle die Geweihten der Sturmleuin sich im Kampf gegen Wilde oder Wegelagerer behaupten konnten, gab es hier nichts. Die nahe Garnison auf Burg Angareth war mehr als ausreichend, um am Pass für Ordnung zu sorgen und die wenigen Bewohner dieser Baronie zogen andere Götter vor, weshalb kaum ein Pilger zu ihnen kam.

Am Tempelausgang wurde Celissa aus ihren Gedanken gerissen, als eine der Mägde auf sich aufmerksam machte. Überrascht ging die Geweihte zu ihr. “Rodiria, was betrübt dich mein Kind?”, zu ihrer Zufriedenheit schlug sich ihre trüben Gedanken nicht auf ihre Stimme durch. Mochte die Lage auch noch so miserabel sein, eine Geweihte der Sturmleuin würde niemals den Kopf hängen lassen!

“Hochwürden! Ihr habt Gäste! Eine Gruppe aus drei Reisenden will mit Euch sprechen, sie sagen, sie seien Diener des Herrn Praios und suchen die Unterredung mit der Herrin dieser Burg!”. Celissas Augenbrauen zogen sich überrascht nach oben. Sicher, auf Angareth gab es noch immer eine Handvoll Praiosdiener, doch dass sich einer von denen hierher verirrt hatte, lag schon Götterläufe zurück.

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Celissa und Eofin blickten aus dem Bergfried den drei Reitern hinterher. Dieser Besuch würde sicherlich noch einiges an Aufregung nach sich ziehen, da waren sich die beiden einig.

Der Tempelvorsteher räusperte sich und sprach mit einem Akzent, der ihn zweifelsohne als Albernier auswies, “die Geweihte schien etwas übereifrig, wenn Ihr mich fragt Schwester”.

Die Frau mit den kastanienbraunen Haaren nickte nachdenklich, “der Geißler dafür umso zurückhaltender. Er hatte sicherlich das ein oder andere Mal innerlich die Augen verdreht”.

“Er war klug genug, sich dies nicht anmerken zu lassen. Seine Knappin hing allerdings auch der Geweihten förmlich an den Lippen, die hätte nicht mal mitbekommen, wenn ihr Ritter in Flammen aufgegangen wäre…”, stellte der Zornesritter belustigt fest.

“Bei aller Belustigung, ich befürchte, dass diese drei noch einiges an Staub aufwirbeln werden. Wer weiß ob unser neuer Landvogt den Blicken standhalten wird?”.

“Wir sollten ihm Hilfe und Stütze sein. Ganz recht, verehrte Schwester. Ist er nicht vor kurzem sowieso zu einer Reise aufgebrochen?”, wollte Eofin wissen.

Nachdenklich nickte die Schwertschwester, sie würde alles für die kurze Reise zur Nachbarburg vorbereiten lassen. Nicht, dass sie den Dienern eines der zwölfgöttlichen Geschwistern misstrauen würde, doch um ganz sicher zu sein, dass der unerfahrene Landvogt in keine Dummheiten geriet würde sie vorsichtshalber mal nach dem Rechten sehen.


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Texte der Hauptreihe:
13. Ing 1045 BF zur mittäglichen Praiosstunde
Die Löwin erwacht


Kapitel 1

Ankunft der Sonne
Von Mondmacht und Ahnenrufer


Kapitel 10

Die richtige Wahl?
Autor: Vlad