Geschichten:Goldene Zeiten - Und die Galotteska zieht weiter

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Schloss Celtzenthing bot einen schrecklichen Anblick: Flammen loderten aus dem Südflügel, das Hauptgebäude schien intakt, wenn auch verwüstet, die Nebengebäude waren bereits niedergebrannt. Jede Menge Leute waren mittlerweile herbeigeeilt und bildeten eine Eimerkette, um das Haupthaus davor zu bewahren, den Schicksal des Südflügels zu teilen. Andere Menschen rannten umher, trugen Gegenstände ins Freie, pflegten Verwundete, fingen Pferde ein und verscheuchten die Hunde.

Als des Junkers Tross ankam, schienen die Helfenden kurz davor zu sein, in Panik auszubrechen, doch als man den Junker erkannte, beruhigten sich alle: Die Galotteska war nicht wieder gekommen.

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»Reiter! Mindestens zwei Dutzend Reiter! Junivera, was sollen wir tun? Sie haben die Säbel gezogen!« – »Bring die Kinder in den Keller, Friedward, und nimm die alte Barga mit. Schließt Euch im Holzlager ein und öffnet keinesfalls die Tür! Beeil dich!« Dann waren sie auf dem Hof. Die Hunde bellten, dann jaulten sie, Hühner sprange n gackernd beiseite. Die Reiter johlten, saßen ab, brachen in den Stall ein, töteten den Deckhengst, schwangen ihre Säbel. Jorgen schrie, als sie ihn packten, ihn auf die Knie zwangen, ihm einen Reiterspeer in das Rektum bohrten und bohrten und bohrten. Dann schrie er nicht mehr.

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»Wohlgeboren, endlich seid Ihr da! Allein - Ihr seid zu spät. Die Galotteska ist schon weitergezogen. Und hat uns vernichtet. Vernichtet.« Brindian von Cletzau schluchzte und stützte sich auf einen starken Bauersmann, der den Greis hielt. Der alte Brinian, einst Kammerherr am Hof des Markvogtes, hatte bis jetzt die Rettung der Verwundeten, die Bergung der Getöteten und die Brandlöschung organisiert. Sein zerfurchtes Gesicht war verschmiert von Ruß und Blut, die weißen Haare standen ihm ab, sein Hemd war zerrissen.

Junker Trenck war erschüttert, hieß seine Leute löschen helfen und begab sich mit dem alten Brindian zu den Verwundeten. Sie lagen im Schatten der alten Kastanie, umsorgt von Bruder Baldewin, der Peraine-Geweihten der Cletzaus. Selbst ein Cletzau.

Baldewin erhob sich, um den Junker zu begrüßen. Er hatte bei einer jungen Frau gekniet. Seine Schwester Junivera.

»Sie schläft jetzt, Wohlgeboren. Ich habe Ihr ein Mittel gegeben. Sie ist … verletzt. Und verzweifelt. Sie konnte es nicht verhindern …«

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»Ihr Schweine! Ihr Schweine! Lasst mich los! Die Götter sollen euch strafen! Ihr …« – »Halt’s Maul, Schlampe!«

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»Wer waren die Angreifer? Irgendeine Ahnung?« Trenck hatte seinen Arroganz völlig abgelegt. Das hier war so schlimm wie der Durchzug von Galottas Horde nach der Schlacht von Gareth, ehe das Garderegiment für Ruhe gesorgt hatte. Der Blutige Ugo und seine Reiter.

»Kein, Vetter. Der alte Brindian ist kaum noch ansprechbar. Seine Tochter wurde umgebracht, nachdem … Udalbert, der Bruder der Edlen, ist arg mitgenommen. Er meinte, es seien etwa zwei Dutzend gewesen. Gut ausgebildete Reiter, keine Uniformen. Gute Pferde, vielleicht Schlachtrösser. Zweifelsohne Beute.« Abelmir von Trenck trug zusammen, was seine Befragung ergeben hatte. »Ich nehme an, dass es sich um eine von den schlimmen Haufen aus der Wildermark handelt. Irgendeiner von den Räuberhauptleuten, die schlagkräftige Leute um sich sammeln können.«

»Hm. Gut. Ist der Brand gelöscht? Gut, dann wollen wir mal nach drinnen gehen.« Junker Trenck folgte den Brandbekämpfern und anderen Helfern in das Schloss. Man fand zwei tote Knechte im Durchgang zum Südflügel. Ritter Barnhold nahm sich mit zwei Leuten die Gewölbe des Fundamentes vor.

Wenig später: »Wohlgeboren! Ihr … Ich … Ihr müsst.«

»Was ist denn, Barnhold, Ihr seid ganz weiß.«

»Im Keller habe ich … es ist schrecklich. Ihr müsst es selbst sehen.«

Der Ritter ging voran, der Junker und zwei andere folgten bis zu einer schweren Tür, die aufgebrochen war. Eine von Barnbolds Leuten kauerte da, Tränen liefen ihr über das Gesicht. Ein anderer hatte ein kleines Mädchen auf dem Arm und redete behutsam auf sie ein. Trenck betrat das Gewölbe: ein Holzlager. Das Mädchen hatte man unter dem Holz gefunden - weggekrochen. Wegversteckt. Hat es was gesehen?

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»Hier gibt’s nichts mehr zu holen, gehen wir.« – »Was ist in dem Keller?« – »Holz. Und ein paar Knochen. Hähähä!« – »Ihr ward lange drin, Ihr und der Hauptmann.« – »Na klar, dauert sein Weilchen. Hähähä. Zack! Der Vater! Zack die Oma! Zack der Bruder! Aber das Schwesterchen, das braucht seine Zeit.« Gackernd ging er, doch der Frager stand. Schüttelte sich. Das ging zu weit. Das war nicht abgemacht, Das war … nicht normal.

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»Oh, Ihr Götter! Schrecklich. Weiß es die Mutter schon?« Trenck kämpfte gegen die Übelkeit. Was er eben hatte sehen müssen, überstieg das Grauen, das er an der Trollpforte gesehen hatte. Und das hätte er nicht für möglich gehalten. Nicht von Menschen verursacht.

»Nein, ich werde es Bruder Baldewin sagen. Er soll es seiner Schwester beibringen.« Ritter Barnbold rang um Fassung.

»Wie hat das Mädchen überleben können?«

»Wir nehmen an, dass die alte Haushälterin das Kind unter den Scheiten versteckt hat, als der Vater noch versuchte, die Tür zuzuhalten. Das Kleinkind und die Schwester waren wohl auch versteckt, aber die Männer haben sie gefunden. Sie haben den Vater erschlagen, die Haushälterin erschlagen, den kleinen Jungen. Und das Mädchen …« Seine Stimme versagte.

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»He, Olfing. Pscht. Ich wollt nur fragen. Ich meine … hast du mitbekommen, was der Hauptmann und Zardan im Keller gemacht haben?« – »Ja. Verdammte Sauerei. Soll wohl immer wieder mal vorkommen.« – »Aber das war doch nicht abgemacht! Wenn Quindan der Prediger das wüsste oder die Schwarzenberg!« – »Die dürfen das nicht wissen. Auf keinen Fall! Der Hauptmann zieht der sofort das Fell über die Ohren!« – »Weiß es der Alte?« – »Keine Ahnung. Glaube ich nicht. Weiß ich nicht.« – »Was machen wir nun?« – »Wir halten die Klappe. Und beim nächsten Mal achten wir darauf, dass der Hauptmann keine Kinder in die Finger kriegt.« – »Abgemacht.«

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Trenck war erschöpft. Der Tag hatte ihn ausgelaugt, die Belastung ihn bedrückt. Die Cletzaus waren angenehme Nachbarn. Eine durch und durch integere Familie, wenn auch ein bisschen zu bürgerlich. Dass es sie nun so hart erwischt hatte, gab Trenck zu denken. Bäumte sich die Wildermark noch einmal auf? Gab es dort Verteilungskämpfe, die die Kriegsherren wieder in die Kaisermark drängten? Wo waren die hohen Herren, die Obristen, die Burggrafen, der Baron? Trenck würde eine Menge unangenehmer Fragen stellen, so viel war sicher. Der alte Brinian würde das auch tun. Er hatte vier Familienmitglieder verloren, darunter seine Tochter. Und die Edle Junivera … Immerhin war ihr Mirena geblieben.

Abelmir war am späten Nachmittag gen Vierok aufgebrochen, den Baron zur Rede zu stellen. Ritter Barnbold sicherte Golcker. Und zehn Mann hatte Trenck nach Schloss Trenck geschickt, denn hierher nach Celtzenthing würde sobald kein Räuber mehr kommen. In Trenck aber gab es noch was zu holen. Dennoch - gegen zwei Dutzend Veteranen hatten seine Leute keine Chance.