Geschichten:Geschenke besonderer Art

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Nach der „offiziellen“ Feierlichkeit mit anschließendem Bankett hatte sich das Brautpaar und die Festgesellschaft unter die Apfelbäume zurückgezogen. Weiche Kissen waren in kleinen Gruppen um einzelne Bäumchen herum auf dem Boden verteilt, während unzählige Lampions in den Ästen hingen. Das Brautpaar hatte den Ehrenplatz in der Mitte des Haines erhalten, doch war der Platz zunächst noch leer. „Wuo sind die baiden?“ Eslam von Brendiltal, der Vater des Bräutigams hatte sich erhoben und schaute sich suchend um. „Wuas meinst Du wohl? Weißt Du aigentlich wuo wir hier sind?“ Antwortete ihm Simold und deutete dabei in Richtung des Rahjatempels. Eslam stimmte in das allgemeine Gelächter ein, doch bevor er antworten konnte, erschienen Malina und A’urel Hand in Hand zwischen den Bäumen und aus Richtung der Zelte. „Ah, dua said ihr ja endlich.“ Begrüßte Eslam die beiden. „Kuommt und setzt euch!“ Noch während die beiden der Aufforderung nachkamen, ließ Eslam sich einen Weinpokal geben und erhob diesen zu Ehren des Brautpaares. „Bevor wir nun euch beidä raisch be’schänken, wuollen wir dän Pokal auf euch erhäb’n. Megen die Getter euch wuohl gesonnen blaiben, vielä Kindär schänken und ihr jäden Augenblick euräs Läbens genießen.“ So ziemlich alle Gäste erhoben daraufhin ihren Becher und auch die meisten tranken diesen mit einem Zug aus. „Und nun!“ Der Baron von Brendiltal klatschte in die Hände, worauf einige Diener in den Kreis der Adeligen eilten. Hinter sich zogen sie zwei kleine Wagen her, so wie sie normalerweise Kinder zum Spielen nutzen. Auf diesen Wagen waren zwei herrliche, archaische Rüstungen auf je einem Rüstungsständer drapiert. Das Licht der Lampions spiegelte sich auf den kleinen Stahlblättchen wieder. Der Kenner sah selbst auf die Entfernung und bei der schwachen Beleuchtung, dass es sich hierbei um Arbeiten eines Meisters handelte, der sich an den alten nebachotischen, amazonenhaften Stiel orientierte. Zu dem Torsopanzer gehörte ein Helm mit Pferdeschweif, herrlich verarbeitete Arm- und Beinschienen, sowie einen halbrunden Reiterschild, auf dem zwei rote Rosen auf Schwarz über dem schwarzen, steigenden Hengst auf Gold zu sehen waren. Die passenden Säbel sahen aus wie Zwillingsschwester und unterschieden sich nur in den Edelsteinen, die in die Elfenbeingriffe eingearbeitet waren. „Dies maine Kindär, ist main Geschänk an euch!“ Stolz präsentierte Eslam die Rüstungen, während die Diener sich wieder zurückzogen. Ra’oul meinte derweilen grinsend und leise zu seiner Gemahlin Lyn. „Ob Malina duas auch im Fälde trägt oder nur im Schluafgemach?“

Nachdem die Brauteltern nun auch ihre Wünsche und Geschenke übergeben hatten, trat der geduldig wartende Golgarit an die frisch Vermählten heran. A'urel, er kannte ihn nun sicherlich schon 5 Götterläufe, wirkte wie immer recht ausgelassen und übermütig auf ihn. Sein Blick hing allerdings häufig an dem Gesicht seiner Gemahlin, und es schien, dass sie beide sehr glücklich waren.

Gemischt Gefühle machten sich in Thurbolds Herzen breit. Junge Menschen wie sie würden es sein, die einstmals den Weg weiter gehen würden, den alte Haudegen wie Eslam oder er selbst einst eingeschlagen hatten. Doch Hochzeiten waren auch die Ereignisse die ihm selbst nur zu oft zeigten was er in seinem Leben ausgelassen hatte. Unter all den Menschen fühlte er sich einsam und nur der Ordenstracht war es geschuldet, das er vor Gram noch nicht vergangen war.

Im laufe der Szeremonie hatte er sich von seinem Mantel befreit und auch anderen hinderliche, weil zu warme, Kleidung abgelegt. So trat er mit einem unerwartet großen Bündel vor das Brautpaar.

War der Brendiltaler Spross recht erfreut ihn zu sehen, war die Frau an seiner Seite zunächst etwas überrascht über seine Anwesenheit. Seit ihrer Ankunft in der Heimat ihres Mannes hatten sie keine Gelegenheit gehabt sich näher kennen zu lernen. Dennoch lächelte sie ihn nach der kurzen Irritation freundlich an, und neigte das Haupt.

In den wenigen Jahren in denen er nun unter den Nebachoten weilte, hatte er die ordenstypische Bleiernheit abgelegt, doch das offene Sprechen bereitete ihm immer wieder arge Probleme. So blickte er zu aller erst Au'rel an und dann Malina, ehe er sich recht offen für alle Hörbar leicht seitlich immer wieder an die Gäste und dann wieder an das Brautpaar wandte:

"Wertes Brautpaar...als Gesandter des Ordens des heiligen Golgari überbringe ich die segnenden Glückwünsche von Hochwürden, unserem Bruder Abt von Bre'Shey'Nok!"

Hatte sich Thurbold zwar langsam das Nebachosya beigebracht, so verzichtete er diesmal darauf um sich nicht der Lächerlichkeit, ob seiner schrecklichen Aussprache, preiszugeben.

"In seinem Namen überbringe ich euch außerdem folgende Gaben...", behutsam öffnete er das lange Bündel und überreichte Malina ein aufwändig verziertes Octavo. Das metallene Schloss an der Seite zeigte jeweils einen aufrechten Löwen und einen Raben, "Das Brevier des Viburn von Hengisfort, welchem man ebenso Mut wie Demut nachsagte und er deswegen des Schweigsamen liebstes Schwert der Schwerter gewesen sein soll!", mit einem einfach Nicken übergab er die sicherlich kostbare Abschrift an Malina.

Nun schlug er das Bündel gänzlich zurück und zum vorschein kam ein kleiner Köcher mit 5 Pfeilen, welchen er Au'rel sachte in die Arme legte. Das Leder war geschwärzt und mit aufgestickten fliegenden Raben und Boronsrädern verziert. Schwarze Federn krönten den mit kaum sichtbare Schnitzerein beschriebenen Schaft, welcher in eine Spitze aus Obsidian überging. "Nicht weniger als 5 Pfeile des Ordens wie sie nur die besten Bogenschützen tragen dürfen!"

Die ehemalige Hauptfrau und zukünftige Rittmeisterin war dem Golgariten entgegen getreten als sie ihm dankbar den Octavo aus den Händen nahm. Sie ließ das Auge über das kostbare Leder gleiten.

"Ihr könnt euch nicht vorstellen wie glücklich ich bin so eine Abschrift in Zukunft in unserem Heim zu haben. Sagt euren Bruder Abt bitte, dass wir mehr als erfreut über dieses Geschenk waren, und dass es sicher einen Ehrenplatz bekommen wird."

Malina schaute A'urel nun auffordernd an, der noch immer mit glänzenden Augen das Geschenk beäugte, dass ihm übergeben worden war. Er selbst war ein recht guter Bogenschütze. 5 Pfeile Golgaris waren ein enormer Schatz für ihn, der ansonsten immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte, sprachlos werden ließ….