Geschichten:Gedankengift Teil 4

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Gedankengift – Teil 4

Maarblick, Baronie Syrrenholt, 11. Rondra 35 Hal: Nimmgalf hatte sich nach seinem Besuch beim Grafen Danos dafür entschieden die Junkerin Aidaloê in ihrem Stadtpalais in Maarblick zu besuchen. Er wollte mit ihr besprechen, wie es nun mit ihnen weitergehen sollte. Sie hatten den Nachmittag mit einem gemeinsamen Jagdausritt verbracht, und es sich am Abend dann bei Kerzenlicht und einem Gläschen Wein im Wohngemach der Junkerin gemütlich gemacht. Nun saßen sie in zwei weichen Sesseln vor dem Kamin und führten eine angeregte Konversation.

Nimmgalf hatte ihr schon von seinem Gespräch mit Graf Danos berichtet, und Aidaloê war froh, dass der Graf Reichsforsts so viel Entgegenkommen für Nimmgalfs Pläne zeigte. Auch Nimmgalf war recht zuversichtlich, dass es nun wieder bergauf gehen würde. „Ich werde morgen schon aufbrechen, Aidaloê. Ich reite nach Syrrenholt, wo ich meinen Sohn und die wenigen Dinge abholen werde, die ich auf Burg Zankenblatt noch habe, um dann mit Kind und Kegel auf die Burg Trollhammer umzuziehen. Ich bin sehr gespannt, wie dem Kleinen seine neue Umgebung gefallen wird.“

Aidaloê lächelte. „Er wird es sicher mögen, Liebling. Die Burg deines Onkels ist sehr groß und alt, da gibt es viel zu entdecken für einen kleinen Jungen.“

„Ja, das denke ich auch. Und meinem Onkel wird es vielleicht auch ganz gut tun, wenn er hin und wieder ein Kinderlachen hört. Vielleicht schöpft er daraus neue Kraft.“

Sie blickten sich eine Weile stumm an. Nimmgalf atmete tief durch. „Er wird nicht mehr lange leben, Aidaloê. Ich hatte nie ein besonders tolles Verhältnis zu ihm, aber es schmerzt mich immer sehr, wenn meine Verwandten so hart vom Schicksal getroffen werden, auch wenn...“ er stutzte einen Moment, „ wenn ich wohl einst seine Nachfolge antreten werde.“

„Was nur allzu verständlich ist, Nimmgalf. Mir erging es schließlich ganz ähnlich als mein Halbbruder in der Schlacht fiel, und ich so völlig unverhofft zur neuen Junkerin Maarblicks wurde.“

„Ja, es ist schon ein merkwürdiger Schicksalszug, Liebling. Noch vor ein paar Wochen wusste es nicht so recht, wie es weiter gehen sollte. Vieles, was mir so selbstverständlich erschien, war plötzlich dank Simionas Verrat dahin. Ohne meinen Sohn, meine Freunde und nicht zuletzt ohne dich, hätte ich nicht gewusst, wie ich weiterleben sollte. Aber jetzt sieht es so aus, als ob mir das Schicksal eine neue und sichere Zuflucht beschert hätte. Und wer weiß, irgendwann kommt der Tag, an dem ich mir zurückholen kann, was mir zusteht.“

Aidaloê nickte nur. „Was Simiona dir angetan hat ist nur schwer zu begreifen. Sie hat damit alles zerstört, was du geliebt hast und wofür du lebtest. Es ist sicher hart, so etwas zu überstehen, aber egal was kommt, ich werde dir dabei helfen.“ Sie lächelte ihn an, dann stand sie auf, und setzte sich langsam auf seinen Schoß während er sie in den Arm nahm.

Nimmgalf lächelte zurück und drückte ihre Hand. Dann streichelte er sanft durch ihr Haar und über ihren anmutigen Körper. „Ich danke dir sehr dafür, Liebling. Du gibst mir neue Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet. Und irgendwann kommt der Tag, an dem die Gerechtigkeit siegen wird.“ Sie blickten sich lange und tief in die Augen.

Langsam kamen sich ihre Lippen näher, dann küssten sie sich heiß und innig. Mit einem verheißungsvollen Blick deutete Aidaloê auf das Schwarzbärenfell vor dem Kamin. Und Nimmgalf verstand.


Währenddessen geschah in der südlichen Grenzzone zu Simionas Baronien-Konglomerat folgendes:

Die Söldner-Patrouillen im südlichen Leihenbutt taten ihre Pflicht erstaunlich gut. Claudio di Conserrano war keine drei Meilen weit gekommen, als man ihn anhielt und nach seinem Begehr fragte.

Er hatte sich immer wieder umgesehen und war zumindest im Moment sicher, dass ihn niemand aus Gallstein mehr verfolgte. „Ich reise mit dem Ziel Leihenbutt. Ich habe mir sagen lassen, das sei hier.“ Der Anführer der Soldaten hatte offenbar wenig Verständnis für Claudios verbale Spitzen, denn er verzog keine Miene.

Seufzend nickte der Liebfelder. „Ich möchte eine alte Freundin besuchen, die Comtessa Simiona di Silastide-Marvinko. Wir sind… Geschäftspartner und Freunde aus alten Tagen. Wenn ihr mich zu ihr bringen könntet? Außerdem habe ich einige für sie sicherlich interessante Informationen über den Verbleib ihres Gemahls.“

Der Truppführer überlegte scheinbar kurz und befahl dann seinen Männern die Zügel der Pferde zu übernehmen. Möglicherweise sprang eine extra Belohnung der Comtessa heraus, wenn dieser Liebfelder Geck tatsächlich wichtige Informationen mitbrachte. Claudio lächelte übertrieben freundlich und folgte den Kriegern weiter auf der Landstrasse nach Burg Leihenbutt.


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