Geschichten:Frisches Blut in Breitenhof

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„Hoher Besuch!“ rief der alte Holzfäller aufgeregt.

Er humpelte zu seiner Hütte und hämmerte mit der Faust wuchtig dagegen. Seitdem ihm damals ein Stamm auf das Bein gestürzt war und sein Knie zerschmettert hatte, konnte er nicht mehr richtig laufen, aber er eilte sich nun, so schnell ihm das möglich war.

Die Tür der großen Hütte wurde schließlich aufgerissen und zwei kräftige Burschen wohl im Alter von fünfzehn und zwanzig traten hervor.

Auch eine junge Maid von vielleicht vierzehn Lenzen war zu sehen. Sie alle starrten den Reiter mit dem schwarzen Umhang neugierig an. Das Wappen auf dem Rock des Mannes zeigte zwei weiße, von einem Fluss getrennte Tannen auf blauem Grund.

Helgor der alte Holzfäller, nahm seine lederne Kappe ab und verneigte sich tief vor dem edlen Herrn. Das riesige schwarze Ross tänzelte unruhig und schnaubte beinahe wütend. Ein so großes und kräftiges Pferd hatte Helgor noch nie gesehen. Es jagte ihm beinahe Angst ein.

„Peraine zum Gruße, hoher Herr!“ rief er schließlich untertänig.

„Peraine zum Gruße, ihr guten Leut’!“ erwiderte der Rittersmann.

Helgor blickte vorsichtig nach oben, nachdem er sich knapp verneigt hatte. „Mein Herr, Ihr seid doch der Junker von Breitenhof, nicht wahr?“

„Recht so, guter Mann. Ich habe ein Anliegen an euch.“

Der Holzfäller sah sich um und seine Kinder waren genau so verdutzt wie er selbst.

„Ja, freilich, hoher Herr. Was können wir arme Holzfäller, denn für Euch edlen Herrn tun? Braucht ihr vielleicht gutes Holz?“ Helgor lächelte ein wenig, denn er glaubte nicht wirklich, dass der Adelige Interesse an Baumaterial hatte.

„Auch“, sagte Rondrigo von Ahrenstedt gutgelaunt. „Ihr wisst, dass der Ork uns schwer zuleibe rückt und dass der nächste Winter bestimmt wieder hart wird. Als Lehnsherr von Breitenhof und des umliegenden Landes ist es meine Pflicht euch zu beschützen. Darum packt euer Hab und Gut zusammen und zieht in euer neues Heim.“

Helgor war völlig überrumpelt. „Aber mein Herr, wie sollen wir denn alles mitnehmen? Und wohin sollen wir überhaupt gehen?“

Rondrigo hob beschwichtigend die Hand. „Keine Bange – ich will euch keineswegs aus eurem Heim vertreiben. In Breitenhof habe ich jüngst eine Wehrpalisade bauen lassen und der ganze Gutshof wurde ausgebaut. Es ist genug Platz für alle und es wurden neuen Felder angelegt, um die Bewohner zu ernähren. Dort seid ihr sicherer und könnt dennoch eurer Arbeit nachgehen. In zwei Tagen werden einige Knechte mit einem Esel hier vorbei kommen und euch beim Transport eurer Habseligkeiten helfen. Wald gibt es ja hier mehr als genug, oder?“

Rondrigo lachte aufmunternd. Er hatte sich noch nie ernsthaft mit den Problemen und Sorgen des einfachen Volkes beschäftigt, doch Linea hatte einen gewissen Einfluss auf ihn ausgeübt, so dass er von der praiosgefälligen Strenge immer mal wieder ein wenig abließ. Diese leise vonstatten gehende Wandlung überraschte ihn selbst.

Helgor nickte beflissentlich. „Sicher hoher Herr. Das ist sehr großzügig.“

„Gibt es hier in der Nähe noch weitere Familien?“

Der älteste Sohn des Holzfällers deutete nach Osten. „Ja, mein Herr. Der Weidenbacher lebt mit seinem Weib und seinen Kindern dort. Es ist nicht weit von hier.“

„Gut, dann gebt ihnen Kunde, denn auch sie sollten am besten nach Breitenhof ziehen. Erzählt ihnen, dass es dort viel sicherer ist.“

Rondrigo lenkte sein Pferd an der Hütte vorbei und folgte dem Pfad, der tiefer in den Wald hineinführte.

Helgor sah dem Junker noch einen Moment nach. „Nun, mit so etwas hätt’ ich heuer nicht mehr gerechnet. Diese Hütte hat mein Großvater damals noch errichtet und nun muss ich sie verlassen.“

Sein Sohn Berengar legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. „Aber Vater. In Breitenhof ist es dann bestimmt wirklich viel sicherer. Der Herr Junker hat bestimmt ein paar Büttel und wenn es nun diese neue Palisade gibt, dann braucht man sich zumindest vor dem Borkenbär nicht mehr zu fürchten. Und auch gegen den Schwarzpelz ist man dann besser gefeit.“

Der zweite Sohn stimmte zu. „Und vielleicht finden wir dann auch endlich mal ein Weib für Berengar, wenn es dort mehr Leute gibt!“

Der Angesprochene knuffte seinen jüngeren Bruder auf den Arm, doch der Vater lächelte zufrieden. Vielleicht war es doch eine gute Idee, umzuziehen.


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15. Eff 1028 BF
Frisches Blut in Breitenhof


Kapitel 1

Ein überraschender Fund
Autor: T. Baroli