Geschichten:Freudenstein gleich nach der Schlacht - Teil 8

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Als die Stunde abgelaufen war, hatte sich Alissa wieder ein wenig gefasst. Der Arzt hatte ihr auf ihren Wunsch nach einigem hin und her ein starkes Mittelchen verabreicht, dass sie stark beruhigte, jedoch nicht ihren Geist vernebelte. Vielmehr fühlte sie sich aufgeputscht und voller Energie. Sie zwang sich, nicht viel nachzudenken, denn jetzt durfte sie auf keinen Fall versagen, und die Aufgabe vor ihr war in der Theorie so einfach wie nur was. Sie fasste ihr Schwert fest und schritt schnell in Richtung Burghof. Es war totenstill. Nur ein leises Wimmern drang durch das Gemäuer.

Resolut trat Alissa mit harter Miene nach draussen. Die Truppe stand immer noch in Formation, auch wenn die Haltung da und dort langsam zu entgleisen drohte. Die Gesichter waren wie Masken regungslos und blass. Ebenso auf dem Hof stand die Baronin in ihrer Rüstung und blickte in Richtung der ca. 20 Schritt entfernten Truppe, vor der ebenso regungslos Ole stand. Zwischen der Baronin und Ole kniete Belcampo, die Hände auf den Rücken gebunden, und wimmerte weinend vor sich hin.

Als er Alissa erblickte, rief er schluchzend: "Mia Bella, es tut mir so Leid, es wird nie wieder passieren!" Doch das versetzte Alissa nur noch mehr in Rage. Sie wusste, was von ihr erwartet wurde, es war das, was ihre Wut von ihr verlangte, und sie hatte, trotz der weichen Knie, keinen Grund, sich nunmehr zurückzuhalten.

Sie beschleunigte noch ihren Schritt und fauchte dem Horasier halblaut entgegen: "Genau dafür werde ich nun sorgen."

Als Belcampo Alissas Schwert bemerkte, schrie er laut "NNEEIINN!" Doch Alissa war schon an in herangetreten. Sie hob langsam das Schwert und schob es ebenso langsam und bis zum Griff Belcampo in die Brust. Dann zog sie es genauso langsam wieder heraus. Sie hätte nie erwartet, dass sie so etwas tun würde, und dass sie es mit soviel Genugtuung tun würde. Fast erschrak sie innerlich darüber, dass sie den Moment genoss, als Belcampo vor ihr röchelnd zusammensackte.

Doch wartete sie nicht ab, bis er sich nicht mehr bewegte. Kaum hatte sie das Schwert herausgezogen, warf sie es achtlos zu Boden und ging genauso schnell wie sie gekommen war. Kaum in ihrem Zimmer angekommen, spielte sich die ganze, fast unwirkliche Szenerie noch mal vor ihrem inneren Auge ab, und sie sank bewusstlos zu Boden, vom eilfertigen Arzt gerade noch aufgefangen, der sie in Bett legte.