Geschichten:Freudenstein gleich nach der Schlacht - Teil 3

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Alissa stapfte wütend durch die Burg. Was bildete sich dieser eingebildete Weiberheld eigentlich ein? Dass er immer noch auf Freudenstein herumlungerte… Wozu brauchte die Baronin diesen Horasier denn noch? Die Gschützmannschaft war ausgebildet und voll einsatzfähig und für irgendetwas anderes war dieser Schnösel nicht zu gebrauchen.

Sich nur auf Kosten der Baronin den Wanst voll schlagen und es sich gut gehen lassen, ging eindeutig zu weit. Und vor allen Dingen dann noch ihr selbst nachzustellen war eine Unverfrorenheit, die Alissa nicht dulden wollte und konnte. Sie würde mit ihrer Tante auch über dieses Problem reden müssen.

Und was dann noch dazu kam, war die Unfähigkeit Oles, seine Truppen zu führen. Alissa musste wieder an ihre Waldläufer denken und dankte im Stillen, dass sie bereit waren und die Angreifer abgewehrt hatten. Auch das war ein Punkt, den Alissa ihrer Tante vor Augen führen müsste.

Erlenstamm müsste mal wieder neu aufgemöbelt werden. Und vor allem sollte ihre Tante die Bündnisse zu den übrigen schlunder Baronien wieder bekräftigen. Es waren nun einmal schwere Zeiten, und da brauchte man starke Bündnisse, auf die man sich verlassen konnte. Alissa war ein wenig überrascht über sich selbst. Früher hatte sie nicht eine solche Entschlossenheit an den Tag gelegt. Doch gerade im letzten Jahr war so viel geschehen, dass sie eine Entwicklung durchgemacht hatte, die sie selbst nicht für möglich gehalten hatte.

Aber das war genau das, was ihre Tante nun brauchte. Eine Stütze, auf die sich die Baronin verlassen konnte. Sobald ihr Kind geboren sei, würde Alissa ihrer Tante in einigen Aufgaben entgegen kommen. Aber davon musste sie ihre Tante erst einmal überzeugen. Und das war die nächste große Herausforderung.

Als der Abend hereingebrochen war und das Abendessen anstand, machte Alissa sich auf den Weg in die große Halle. Sie hatte den klaren Entschluss vor Augen, mit ihrer Tante zu reden und ihr ihre Vorschläge zu unterbreiten.

Und auch Belcampo machte sich zurecht. Er zog das Wams und die passende Hose an, mit denen er die Baronin bereits schon einmal betört hatte. Ebenso machte er sich die Haare und seinen Bart zurecht. Zusätzlich trug er dann etwas von dem Duftwasser auf, welches zuerst die Baronin und dann noch Alissa ihm zu Füßen hatte sinken lassen. Er wollte alle Eventualitäten ausschalten und es auf nichts ankommen lassen.

Als Alissa in der Halle eintraf, saß die Baronin bereits in ihrem Sessel mit einem Becher Met in der Hand und schaute auf das kleine Kohlebecken, in dem die Flammen lustig tanzten. Alissa trat an ihre Tante heran und sagte: „Liebe Tante, habt ihr gleich einen Moment Zeit für mich? Es gibt ein paar Dinge, die ich mit euch besprechen möchte.“

Thalionmel von Erlenstamm blickte ihre Nichte an und Alissa konnte in diesem Blick Besorgnis und Müdigkeit, aber auch Wut und Zorn erkennen. „Sicher, Kind. Ich denke auch, dass wir wieder einmal ein paar Worte miteinander wechseln sollten. Hatten wir doch in den letzten Wochen kaum Gelegenheit dazu.“

Alissa nickte: „Lasst uns dann doch nun an der Tafel Platz nehmen. Das Essen riecht heute wieder einmal besonders gut, findet ihr nicht auch?“ die Baronin erhob sich aus ihrem Sessel und die beiden Frauen wollten gerade zur Tafel hinübergehen, als Belcampo die Halle betrat. Er versuchte, sein verführerischstes Lächeln aufzusetzen und ging mit seiner typischen Art auf die Baronin zu. „Meine liebe Baronin“, schmeichelte er, „hättet ihr die Güte, mir nach dem Diner ein wenig eurer kostbaren Zeit zu schenken?“

Die Baronin schaute zuerst ihre Nichte an, dann Belcampo und lachte plötzlich auf. Alissa bemerkte das grüne Funkeln in ihren Augen und die Baronin antwortete: „Ich scheine heute Abend ja sehr gefragt zu sein.“ Sie grinste und starrte Belcampo an. „Mein lieber Dottore, ihr werdet verstehen, dass ich meiner Nichte den Vorzug gebe. Schließlich brauche ich sie mehr als euch.“ Das saß. Belcampo rang mit sich, so dass er zunächst nicht antworten konnte. Alissa lächelte und freute sich sichtlich über den Schlag, den ihre Tante ihm versetzt hatte.

Alissa hakte sich bei ihrer Tante unter und begleitete sie zur Tafel, während Belcampo versuchte, seine Fassung wiederzuerlangen. Die beiden Frauen indes kümmert das nicht. Sie liessen Belcampo mit einem süssen Lächeln auf den Lippen einfach stehen und sahen daher nicht, wie er bedrückt abschlich und sich einigen trinkseligen Soldaten anschloss, die in ihrem Gemeinschaftssaal etwas mehr tranken, als für sie gut war.