Geschichten:Fredegasts letztes Jahr

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Das Blutige Jahr ist zu Ende – die Turniersaison 1042/43 BF, die mit einem schrecklichen Unglück begann, wird durch das 43er Ingerimmsturnier zu Eslamsgrund beendet. Doch wie?

Eslamsgrund Das Teilnehmerfeld auf dem Ingerimmsturnier in der Reichsstadt war dünn und eher schwach. Regelmäßige Beobachter und andere Turnierbegeisterte bezeichnen den Jahrgang 1043 BF als das schwächste Turnier seit 1019/20 BF, als die Blüte der garetischen Ritterschaft im Kampf gegen den Dämonenmeister auf tobrischen Feldern zertreten wurde. Dieses Jahr war es kein Feind von außen, der die Turnierritter durch Tod, Verletzung oder Verpflichtung fernhielt, sondern der Feind von innen: Die blutige Fehde zwischen den garetischen Grafschaften hatte dafür gesorgt, dass sich zu Eslamsgrund nur die ganz Jungen, die ganz Alten, die Perricumer und die anderen Fremden einfanden.

Es kam zu solch Aufsehen erregenden Paarungen wie Alrik von Sturmfels (Albernia) gegen Alruna von Sturmfels (Darpatien), für die sich von vornherein keiner interessierte, zumal die beiden Provinzritter auch nicht gerade mit Lanzenfertigkeit für sich warben. Gewonnen hat übrigens ein Sturmfels … gähnt der Berichterstatter. Will man einen Ladislaus Gabrom Nöttel von Wildreigen reiten sehen? Oder gar siegen sehen? Einen Wunnemar Thankmar von Galebfurten-Bienenturm?

Wer war da? Von den bekannten Reitern war wenigsten der Perricumer Rukus von Rabicum angetreten (er warf übrigens im Achtelfinale obige Sturmfels aus dem Turnier). Auch der Lokalmatador Praioslob Udilhelm von Eychgras war da, musste aber wegen einer Trittverletzung seines Rosses im Viertelfinale ausscheiden. Es fehlten die großen Namen – Glaubert von Eschenrod, Nimmgalf von Hirschfurten, Bartel Helmdahl von Stolzenfurt oder Lechmin Rondara von Luring. Auch der mit kaiserlichem Siegerkranz gekrönte Sigman von Karrenstein blieb fern, ganz zu schweigen von buchstäblich allen Hartsteener und Reichsforster Rittern.

Einzig der Grüne Ritter ließ nicht auf sich warten, sondern erfüllte die Herzen des Publikums mit ahnungsvollem Schauer: Mit Fredegast von Gauternburg hätte das Eslamsgrunder Turnier 1043 BF einen würdigen Favoriten und Sieger! Der Schreiber dieser Zeilen kann nicht verhehlen, dass auch er für den Grünen Ritter gefiebert hat und nicht unbeträchtliche Summen zu den Buchmachern trug.

Das Halbfinale hatte mit der Paarung Rukus von Rabicum gegen Fredegast von Gauternburg immerhin einen – ach was: den Höhepunkt der Veranstaltung zu bieten. Die andere paarung ist dem Gedächtnis des Berichterstatters hingegen schon wieder entfallen. Ein Alrik von Sturmfels kam jedenfalls ins Finale, wo der Grüne Ritter auf seinen Gegner wartete.

Und wartete. Und wartete. Denn der Sturmfelser, ein Waldsteiner, erschien nicht. Er hatte kurz vor dem Finale einen üblen Streit mit einer heimischen Hexe (die es offiziell doch gar nicht mehr gibt), nach welchem er verschwand und nicht mehr gesehen ward. Mittlerweile soll er in Punin gesichtet worden sein. Viel schlimmer aber war, dass Fredegast das Turnier nun ohne einen Finalkampf gewann.

Schiebung, brüllte so mancher (der Autor dieser Zeilen … aber der Leser weiß schon). Was jedoch sollte man tun?

Zur Siegerehrung am Abend erschien dann der Sieger nicht. Dachte man schon zum Finale, alles hätte seinen Tiefpunkt erreicht, so wurden wir eines Besseres (oder Schlechteren) belehrt: Fredegast von Gauternburg hatte sich just nach dem Finale mit haargenau derselben Hexe angelegt, die ihm das Finale verdorben hatte, und erntete einen Fluch, der ihn bis auf den heutigen Tage erblinden ließ. Ferdegast – blind. Ein Sieger, der kein Sieger ist.

Ist das das Jahr, das auf das Blutige folgt? Ein blindes Jahr? Fredegasts letztes Jahr?

Oh, Garetien! Wie dauerst du mich!


Jagodar von Galothini