Geschichten:Frühlingssturm - Ein großer Auftritt
„Es gibt sich die Ehre, seine Hochgeboren Lanzelund Isegrein Arnfried von Weiden-Harlburg-Streitzig,” schmetterte ein kräftiger Mann mittleren Alters den verdutzten Bewohnern Heerelagens entgegen. Eine kleine Reitergruppe hatte das Dorf gerade erreicht und der Bannerträger, gerufen Guldan Föhrenstieg, mühte sich redlich, seinen Herrn gebührend anzukündigen. “Baronet der Baronie Hollerheide in Bärwalde, Träger des legendären Bidenhänders Sirling und Held von Ilsur.”
Lanzelund lächelte zufrieden und fuhr sich mit der linken Hand lässig über das von einem gepflegten Bart bestandene Kinn. Sein grüner Mantel, an den Säumen mit silbernen Weiden und steigenden Pferdchen bestickt, bauschte sich im Wind und die langen blonden Haare des Ritters taten es ihm gleich. Die Garether Platte Lanzelunds kündete nur allzu deutlich von manchem Kampfeinsatz, auch wenn sie frisch poliert glänzte, sobald die Sonne ihre Strahlen einmal durch die Wolkenfetzen sandte. Breitschultrig, in den stahlblauen Augen keine Andeutung von Zweifel und ein siegesgewisses Lächeln auf den Lippen, bot der Weidener just den Anblick, den strahlende Ritter in Mären und Legenden bieten sollten. Und dazu trug das Ross, das er ritt ebenfalls bei. Ein wahrer Berg von Pferd, ein Tralloper Riese, ein Apfelschimmel, dessen Äpfelung auffallend große und gleichmäßige Zeichnung aufwies.
An seiner Seite saß - eindeutig weniger Herr der Lage - sein Knappe auf einen struppigen Warunker. Meriyan Gesrothing von Alst blickte sich neugierig um und staunte über die zwei Burgen, die doch in relativer Nähe standen und beide so wehrhaft schienen.
Deutlich gelangweilter schien indessen Maeve Taleran. Unter der Tunika in den Fahren ihres Herrn, trug sie bunte Kleidung und in Gedanken war sie eher damit beschäftigt, die in Perricum begonnene Ode fertig zu stellen, als dem Weg Aufmerksamkeit zu zollen. Ein kleiner Fehltritt ihrer Stute belehrte sie eines besseren. Schweigend rang sie mit Gleichgewicht, Steigbügel und Sattelhorn, ehe sie – nun wieder fest im Sattel - die Haare zurückwarf und erleichtert ausatmete.
“Jaja, nicht bei der Sache, Maeve, wie?” Lanzelund war die kleine Einlage seiner Sängerin nicht entgangen. “Will nur hoffen, Mädchen, das so was nicht vorkommt, wenn Du dem Turniermarschall meine Ahnentafel vorlegst. Ich erwarte, dass Du die Schilde, die ich aufzuweisen habe, gebührend untermalst. Immerhin reitet hier in Spross aus gleich zwei hohen Häsern, bereit, weitere Ehre an sein Schild zu heften.”
Mave blickte auf und nickte, ein unterdrücktes Lächeln umspielte ihre Lippen. “Seid ganz unbesorgt, Herr, Die Ehre Eurer Häuser besinge ich im Schlaf. Vielmehr bemühe ich mich gerade darum, Eure jüngsten Taten in genehme Worte zu fassen, auf dass sie die Ohren der geneigten Herrschaften am Ende dieses Turniers erfreuen mögen.” Die Sängerin beugte sich vor. “Und ich bin sicher, dass es mir sehr leicht fallen wird, Euren Turniersieg gleich mit abzuhandeln”, ergänzte sie verschwörerisch.
Lanzelund lachte laut heraus. “So lob’ ich’s mir, Maeve. Dann will ich mal zusehen, dass ich Dich und auch keine der anderen Damen”, huldvoll nickte er einigen Mägden zu, “enttäusche. Als Streitzig würde ich mir das nie verzeihen. Sieh da, die Burg. Nun denn, dann Eile, Maeve, und kündige Deinen Herrn an.”
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Der Zorn Rondras kehrt zurück | ▻ |