Geschichten:Frühlingssturm - Ein Streit auf Gut Westhang

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"Ob ich den Herren wohl untertänigst daran erinnern dürfte, was wir im Jahre 1027 vereinbart haben? Kurz vor seiner Abreise nach Wehrheim und der anschließenden Teilnahme an dem Turnier?" Der spitze Unterton in der Stimme seiner Gattin versetzte Connar in Alarmbereitschaft. Zögerlich blickte er von der Einladung auf, die er eben noch freudestrahlend verlesen und im Anschluss daran die unvorsichtige Bemerkung gemacht hatte, wie praktisch es doch sei, dass der Arvepass ganz in der Nähe liege.

"Nunja, das ist schon ein paar Jährchen her, seitdem ist einiges passiert und ich bin nicht mehr der Jüngste ..." "So ist es", mit einer energischen Geste tauchte die Herrin von Westhang den Teelöffel in ihre Tasse ein und begann zu rühren, "Du bist es jetzt nicht und Du bist es auch damals schon nicht mehr gewesen – der Jüngste. Wann willst Du endlich mit diesen albernen Kindereien aufhören, Connar? Du bist doch nun beileibe kein Jungspund mehr, der irgendetwas zu beweisen hätte. Warum also willst Du an einer so müßigen Veranstaltung teilnehmen? Deine Gesundheit gefährden? Noch dazu bei klirrender Kälte und auf dieser ... dieser unsäglichen Burg?"

"Es ist ein Turnier, mein Täubchen, und kriegerisches Kräftemessen gehört zum Ritterdasein, wie ..."

"Ich helfe Deinem Gedächtnis gern auf die Sprünge! An besagtem Tag, kurz vor Deiner Abreise nach Wehrheim, haben wir ein ausführliches Gespräch über den Sinn und Unsinn Deiner Teilnahme daran gesprochen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass Du ein Alter erreicht hast, in dem Du Dich guten Gewissens zu Ruhe setzen kannst und ..." "Ich habe dort den zweiten Platz im Kampf mit den schweren Handwaffen belegt und bin Vierter beim Bogenschießen geworden. Da kann man wohl kaum davon sprechen, da..." "... sind uns deshalb einig gewesen, dass das Dein letztes Turnier sein würde."

"Aber Saginta, mein Liebes, wir ..." - "Du hast es mir versprochen!"

Die Worte der Edlen wurden von einem schrillen Klirren begleitet. Ein letztes Mal ließ sie den Löffel durch ihren dampfenden Tee gleiten und legte ihn anschließend neben sich auf den Tisch, ohne dabei den Blick von ihrem Gatten zu nehmen.

Connar sah sie einen Moment lang schweigend an und seufzte dann tief. Es war einer jener stählernen Blicke, für die sein Weib berüchtigt war. Wegen derer man sie fürchtete. Seine Verhandlungsbasis war denkbar schlecht ... zumal sie die Wahrheit sprach. "Und wenn ich es diesmal beeide?" Die Brauen Sagintas schnellten in die Höhe, alldieweil sie ihr Gegenüber wortlos musterte.

"Jaja, ich weiß. Es steht mir nicht gut zu Gesicht wortbrüchig zu werden. Aber Du musst doch verstehen, warum ich dort hin will?! Ich hab hier eine persönliche, eine schriftliche Einladung. Soll ich etwas ablehnen?", fast ein wenig trotzig wedelte er mit dem Schreiben Aldrons in der Luft herum.

Als Saginta seine Worte mit dem demonstrativen Verschränken ihrer Arme vor der Brust beantwortete, seufzte er abermals. "Und es wäre eine perfekte Gelegenheit für die kleine Vidi ihre Klingen mit jemandem anders zu kreuzen, als bloß immer nur mit mir. Seit Crevan nicht mehr da ist, greift mir dabei ja niemand mehr unter die Arme." Er bemühte sich seiner Stimme einen vorwurfsvollen Unterton zu verleihen, doch das misslang gründlich. Und was sollte er sich auch mühen, einer Meisterin des Fachs etwas vorzuspielen?

"Ich bin mir nicht sicher, ob Malvidia schon soweit ist, Connar. Möglicherweise würdest Du ihr damit keinen Gefallen tun. Ich will nicht diejenige sein, die dem Vater erklären muss, warum es der Tochter mit einem Mal an wichtigen Gliedmaßen mangelt." – "Also wirklich", diesmal schnaubte er in echter Empörung, "Willst Du damit etwa andeuten ich hätte es in drei Jahren nicht geschafft dem Mädchen wenigstens so viel beizubringen, dass es seinen eigenen Körper zu schützen weiß? Als ob sie abwarten würde, bis ihr jemand ein Bein abhackt!"

Saginta räusperte sich leise und beugte sich dann vor, um mit einer gezierten Geste nach ihrem Tee zu greifen. "Das vielleicht nicht gerade, aber wir sind uns doch einig, dass ... " "Außerdem wird Crevan auch teilnehmen und ich will verflucht sein, wenn ich verpasse, wie mein Schwertsohn auf dem Turnierfeld seinen Einstand gibt!" "Aber das heißt doch nicht, dass Du zugleich auch ..." "Und dann ist da noch die Weihe des Schreines. Welchen besseren Anlass könnte es geben, sich zum Gefallen der Leuin mit gleichgesinnten Rittern zu messen?" "Man kann der Leuin Gefallen auch anders wecken, als immer nur durch ..." "Wir feiern", setzte Connar zu seinem finalen Gegenschlag an, "den Sieg über die Truppen des verfemten Lucardus von Kemet!"

Klirrend stellte Saginta die Tasse wieder auf dem Untersetzer ab. "Es ist ja gut. Ich habe es begriffen. Du hast Deine Entscheidung gefällt und wirst Dir nichts von dem zu eigen machen, was ich noch sagen könnte", knurrte sie, "Es soll mir recht sein! Ich hoffe, dass Du Deine Lektion lernen wirst, sturer Bock." Als das glückselige Lächeln wieder auf die Züge ihres Gatten zurückkehrte, schüttelte sie resigniert den Kopf. "Aber diesmal wirst Du den Eid leisten! Zu Deinem eigenen Besten", er nickte bestätigend, "Und zu Malvidias Bestem werde ich mich in den nächsten Wochen um ihr Reaktionsvermögen kümmern ..."



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Texte der Hauptreihe:
Autor: Nics-e