Geschichten:Faust des Ostens Teil 10 - Ungehaltene Gastgeber

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Brendiltals Küste, Hesinde 1033 BF

"Wuas?" Ungläubig starrte Cemal das zitternde Bündel zu seinen Füßen an. "Wuas ist g'schähen?"

"Äs ist war Härr!" Stammelte der Fischer jämmerlich. "Sie kuamen im Schutzä där Nacht. Allä sind todt..." Weinend brach der Mann nun vollends zusammen und blieb schluchzend auf dem Teppich des Zeltes liegen.

"Äs ist gut!" Fast liebevoll fuhr der nebachotische Krieger dem überlebenden Fischer durchs Haar. "Äs wuar richtig, duas Du zu mir ge'kommen bist."

Dann erhob sich der Hauptmann der nebachotischen Grenzreiter und klatschte in die Hände.

Sogleich kamen zwei Diener in das Zelt geeilt. Cemal deutete auf den zitternden und völlig erschöpften Fischer. "Kimmert Euch um ihn. Är hat viel durchgemacht und ihm suoll äs an nischts fählen."

Als die Diener seinen Anweisungen gefolgt waren, wand sich der Hauptmann an seinen wartenden Adjutanten.

"Wäcke sofort alle Ammayins und luaß sie auf sitzän. Du wirst zum Marbän (Baron) eilen und ihm bärichten. Mit allän andären raitä ich diesär Brudt däs Namenlosän entgägen."

"Abär Herr!" Warf der Adjutant ein. "Du hast nur 10 Raitär."

"Ich weiß, abär es wärden mehr, sobald die Feuär bemerkt wärden." Meinte Cemal han Kur'barun verbissen.

Der Adjutant schlug sich mit der Faust auf seine Brust und verabschiedete sich von seinem Vorgesetzten mit den Worten. "Läbe gut und stirb schnell." Dann trat er aus dem Zelt und kam den Anweisungen Cemals nach ...

A'urel schlief friedlich neben seiner geliebten Gemahlin und schnarchte leise, aber beständig vor sich her. Malina, die für einige Tage auf Bará'nathin weilte beobachtete ihren Geliebten, während sie sich auf einen Arm abstützte. In der freien Hand hatte sie eine Feder mit der sie nun den schlafenden A'urel an der Nase kitzelte. Immer wieder stoppte daraufhin kurz das Schnarchen, während sich der Nebachote die Nase im Schlaf rieb, bevor es wieder weiterging. Malina mußte ein leises Lachen unterdrücken und als sie bemerkte, dass ihr das nicht gelingen wollte, presste sie ihr Gesicht in ihr Kissen.

Dann jedoch hörte sie Lärm. Viel Lärm, vom Hof kommend. Sofort war sie hellwach und alle Entspannung war aus ihrem Körper gewichen. Rasch richtete sich auf, vergewisserte sich, dass die Rufe vom Hof keine Einbildung waren, sprang auf, zog sich schnell etwas über und eilte nach draußen.

Der Hof war von Fackeln hell erleuchtet. Und Malina kam gerade hinzu, als einem Reiter - dem Krach nach zu urteilen, den der Reiter draußen tätigte, mußte er die Hufe seines Ross gegen das Tor treten lassen - das Tor geöffnete wurde.

Mit einem Griff an dem Säbel wollte Malina schon die Diener, Knechte und Krieger des Hauses anherrschen, wieso sie den Fremden einließen, als sie erkannte, was der Reiter auf dem schweißnassem Pferd in der Faust hielt. Eine Reiterlanze, an der die Flagge Brendiltals, sowie ein blutiger Rossschweif hing.

"Schnäll!" Brüllte der Krieger, dessen Rüstung und Säbel im Mondlicht nur schwach schimmerten. "Piratän an där Kistä! Där Marben sammält alle Ammayins (Krieger)." Für einen Moment schlug Malina ihr Herz bis zum Hals. Es hörte sich so an, als seien die Piraten ganz in der Nähe, in der Nähe von ihrem neuen Zuhause und in der Nähe von ihrem Sohn.

"Haimatun!" Rief A'urel der jetzt neben Malina stand, während der unbekannte Krieger bereits wieder mit seiner blutigen Standarte davon geprescht war. "Luaß unsäre Pfärde sattäln. Vatär braucht uns!"

A'urel war barfuß und nur mit einer Hose bekleidet. In der rechten Hand hielt er seinen Säbel, während er mit der linken Malinas Hand suchte. Entschlossen schauten sich beide Liebenden in die Augen. Sie beide, D'arian, ihren Sohn und Caihyn ihren Neffen, der gerade zu Besuch war würden sie bis auf das letzte Blut hin verteidigen.

"Ra'oul und Lyn erwartän wir fir morgän." Versuchte A'urel, der Malinas Blick falsch verstand, zu beruhigen. Doch sie nickte nur entschlossen. "Haimatun!" Rief sie dem Diener noch nach. "Sende auch Boten nach Besh'Aramal! Die Reshminianer bekommen nun eine Gelegenheit sich zu bewähren!"

"Verdammt." Wütend ließ der schwarzbärtige Hüne seine Axt auf eine erbeutete Kiste niedersausen. "Wieder zwei Tote."

Die Nebachoten hatten nicht lange gebraucht, um von der Ankunft der Piraten zu erfahren. Bereits gegen Mitternacht wurde der kleinere Trupp der Piraten, der sich einmal die mit 'Gold und Edelsteinen voll gestopften Herrenhäuser' anschauen wollte, das erste Mal überraschend angegriffen. Von einer Seite her ertönte ein wildes Kriegsgeheul und aus einem nahe gelegenen Wäldchen stürmten einige mit Reiterbögen ausgestattete nebachotische Krieger hervor, ritten an den überraschten und zahlenmäßig weit überlegenen Piratentrupp vorbei, schossen ihre Pfeile auf sie ab und verschwanden dann ebenso schnell wieder hinter einem der natürlichen Hindernisse des Landes. Dieser erste Angriff im Dunkeln war eher ein kurzer Schreck, doch weitere folgten bald und mit zunehmender Zahl und Helligkeit wurden die Verteidiger zu Pferde mit dem hereinbrechenden Morgen zu einer echten Gefahr.

"Bisher haben wir über ein Dutzend Männer verloren und gerade einmal zwei von diesen Hurensöhnen erwischt und es werden immer mehr. Jedes verdammte Huftier, dass mir vor die Klinge kommt, bekommt einen gespaltenen Schädel verpasst, bei meinem Blute!" Brüllte der Hüne erzürnt weiter.

Es stimmte was er sprach. War die Reiterschar um Cemal han Kur'barun zunächst noch sehr klein, so hatte er jetzt doch schon etwa 30 berittene und bewaffnete Krieger um sich geschart. Vor allem die Pferde machten ihnen zu schaffen. Im freien Gelände waren ihnen die Nebachoten überlegen, allein durch ihre Beweglichkeit. "Los!" Befahl Schwarzbart daher seinem Maat. "Bring die Leute etwas auf Trab. Je schneller sie ihre Ärsche bewegen, desto mehr von ihnen kommen heile an..."

Die Piraten hatten von ein paar Gefangenen erfahren, dass es einen Weg durch den nahen Wald und über einen geröllbedeckten Hang gab, der zwar etwas weiter war, aber dennoch zum Ziel führen würde. Dort würden sie auf dem weiteren Weg etwas Ruhe vor dem berittenen Geschmeiß haben.

So eilte seine Bande von vielleicht hundert Halsabschneidern durch das Gestrüpp auf dem Weg zu einem unangemeldeten Besuch bei dem jungen Baronet. Kurz blickte der Schwarzbart hinüber zu dem Hügel auf der anderen Seite der Senke. Einen Augenblick hatte er geglaubt, dort das Aufblitzen eines Fernrohrs gesehen zu haben, war sich jetzt aber doch nicht mehr so sicher.

Unwirsch wandte er sich um und folgte seinen Leuten.