Geschichten:Föhrenstieger Bauernaufstand - Es wird Ernst

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Ende Peraine 1041, Junkergut Föhrenstieg in der Markgrafschaft Greifenfurt

Fackelschein und lautes Stimmengewirr drangen vom Dorf Föhrenrod herauf und ließen Yolande von Sindelsaum aus dem Schlaf schrecken. Seit dem Kriegszug gegen Haffax hatte sie nur noch einen leichten Schlaf, aber den Lärm der aus dem Dorf heraufdrang hätte selbst ein besoffener Oger nicht überhört. Ein Blick aus dem kleinen Fenster ihres Schlafgemachs ließ sie erkennen, dass eine große Menschenmenge auf dem Dorfplatz zusammengekommen war. Ihr erster Gedanke war ein Angriff der Schwarzpelze gewesen, aber es schien etwas anderes im Busch zu sein. Eilig kleidete sie sich an, als es laut an ihre Tür klopfte. „Wohlgeboren, im Dorf ist irgendwas los.“ Meldete einer ihrer Gardisten. „Danke, aber taub bin ich auch nicht.“ Raunzte die Junkerin.
Der Gardist wartete an der Tür, bis seine Herrin aus ihrem Gemach kam. Die Junkerin hatte ihr Kettenhemd angelegt und ihren Schwertgut umgelegt. Der Gardist schaute etwas überrascht und kratzte sich am Hals. Yolande blaffte ihn gereizt an „Was stehst du noch rum Kerl. Weck deine Kameraden und Bosper von Semmelstock und bewaffnet euch. Wer weiß schon was dort unten los ist.“
Während der Tölpel loshasstete um seine Befehle auszuführen war Yolande schon auf dem Weg zum Stall um ihr Pferd zu satteln. Auch hier rief sie ihr Gesinde mit lauter Stimme zusammen, musste aber feststellen, dass einige ihrer Hörigen fehlten. Yolandes Stimmung verschlechterte sich zusehends. Sie hatte mal wieder Albträume gehabt und der nächtliche Aufruhr hob ihre Stimmung auch nicht gerade. Endlich tauchte ihr alternder Hausritter Bosper von Semmelstock mit den restlichen Burgwachen auf. Auch der Ritter hatte sich nur sein Kettenhemd übergeworfen, während die Wachen eilig versuchten die Gurte ihrer Kürasse festzuzurren. Yolande wollte gerade ihr Gefolge anweisen ihre Pferde zu satteln, aber der Lärm war mittlerweile immer näher gekommen, sodass Yolande die Zügel ihres Pferdes in die Hände einer Magd drückte und auf die Burgmauer hastete.
Was sie dort sah ließ ihren Atem stocken. Vor dem Föhrenrod hatten sich knapp fünfzig Bauern versammelt. In ihren Händen hielten sie Fackeln, Äxte, lange Messer und auch so mancher Bogen war zu sehen. Vorneweg stand ein Mann mittleren Alters in Praiotentracht. Yolande erkannte ihn als den Wanderprediger, der vor einer Woche in den Ort gekommen war. Nun rief er „Nieder mit der Adelsherrschaft“ und die Menge stimmte mit ein.
Yolande brauchte einen Moment um sich zu sammeln, dann rief sie: „Wer wagt es einen solchen Aufruhr zu veranstalten?“
„Da ist sie.“ Rief jemand aus der Menge. „Da ist die Ausbeuterin.“ Stimmte eine andere Stimme ein.
„Ich bin Bruder Owilmar.“ Rief der vermeintliche Wanderarbeiter „Und ich bin hier um den Willen des Herrn Praios durchzusetzen. Vor seinem Licht sind wir alle gleich. Ein jeder hat ein Anrecht darauf gleich zu leben. Die Unterdrückung der Mehrheit durch einige wenige ist Ketzerei und Häresie, drum öffnet eure Tore und Speicher, sodass wir gerecht verteilen können, was ihr diesen armen Landleuten abgenommen habt.“ Yolande konnte nicht glauben was sie da hörte. „Ihr wagt es von Praios Willen zu sprechen und seid doch ihr es die ihr an der Ordnung rüttelt. Geht nach Hause ihr braven Leute und hört nicht auf einen solchen Blender.“
Owilmar schüttelte mit dem Kopf und wendete sich der Menge zu. „Habe ich es euch nicht gesagt? Der Adel wird seine Privilegien nicht kampflos aufgeben. Es ist ihnen egal ob der Hagel, oder die Orken die Ernte verdorben haben, sie wollen immer nur mehr um auf euren Kosten ein gutes Leben zu führen und zu fernen Turnieren und Kriegszügen zu ziehen. Lasst es euch nicht länger gefallen. Überall in der Mark erheben sich die Bauern. Der Adel wird hören müssen, ob sie nun wollen oder nicht.“ Die Menge schien noch nicht völlig überzeugt, aber die Stimmung war merkbar aufgeheizt. So manch einer der Anwesenden schien auch angetrunken zu sein.
Yolande wollte gerade zu einer Entgegnung ansetzen, da ließ sie ein Ruf Bospers herumfahren. „Dort.“ Bosper deutete auf die dem Tor gegenüberliegende Mauerseite, auf der gerade einige Gestalten den Wehrgang überstiegen. „Auf verteidigt die Burg.“ Rief Bosper und eilte mit gezogenem Schwert den Eindringlingen entgegen. Einer der Eindringlinge hob einen Bogen und ein Pfeil zischte durch die Luft. Der alternde Hausritter versuchte noch dem Geschoss auszuweichen, fiel dann aber mit einem lauten Schmerzensschrei zu Boden.
Der Kampfeslärm aus dem inneren der Burg schien beim Rest der Menge den Ausschlag zu geben. Yolande blieb nichts anderes übrig als sich eilig in den Bergfried zurückzuziehen. Während die Junkerin und drei ihrer Gardisten langsam zurückwichen schleppten eine Magd und ein weiterer Gardist den stöhnenden Bosper ins Innere des Bergfriedes.
Als die Bauern in großer Zahl ins Innere des Burghofes drangen schienen sie erst unsicher zu sein was sie nun tun sollten, aber als einer der Gardisten einem vorwitzigen Knecht seine Hellebarde ins Bein rammte gab es kein Halten mehr. Yolande musste sich zahlreicher Schläge und Hiebe erwehren. Einer ihrer Leute fiel schreiend zu Boden. Sie waren an der Treppe zum Bergfried angelangt und während die beiden Überlebenden Gardisten ins Innere eilten war es an Yolande langsam, rückwärts kämpfend, Schritt für Schritt die Treppe nach oben zu steigen.
Nun da immer nur ein, oder höchstens zwei Bauern gegen sie kämpfen konnte fand ihr Schwert immer wieder ein Ziel. Es war nun, dass die Bauern ihre ersten Verluste erleiden mussten als Yolandes Schwert in den Hals eines Schäfers schnitt und dem Gerstnersohn eine schwere Schulterwunde beibrachte. Die Bauern wichen zurück und zwei Pfeile zischten auf sie zu, glitten aber an ihrem Kettenhemd ab. Mit zwei schnellen Schritten war sie im Inneren des Bergfriedes, die Tür knallte zu und der schwere Balken wurde vorgelegt. Sie waren eingeschlossen!


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Autor: Sindelsaum