Geschichten:Elmenbarths Lehre - Verbotene Quellen

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Bibliothek des Hesinde-Klosters St. Ancilla, Mitte Hesinde 1037 BF:

Der Abt sah, wie sich das versteinerte Gesicht der Magierin bei einen erleichterten Durchatmen sichtlich entspannte. Sie schien alles auf diese eine Boltanhand gesetzt zu haben. Wissen und Macht waren schon immer die verlockendsten Köder – er hoffte er hatte nicht einen solchen geschluckt.

„Hochwürden, diese Dokumente übergebe ich Euch, so man will, als meinem Beichtvater unter Borons schweigsamen Siegel“, das Lächeln wirkte nun viel echter, sicherer, „Ihr könntet auch sagen, ihr habt sie mir abgenommen, bevor die Inquisition den Dispens erwirkt. Alle Texte in dieser Ledermappe sind verbotene Werke, ich möchte mir in diesem neuen Leben nicht zu Schulden kommen lassen.“

Sie lehnte sich zurück, wie auch beim letzten Mal wurde ihr Redefluss in dem Moment sicherer, als sie ihr Fachgebiet betrat. „Wie Ihr vielleicht, oder vielleicht auch nicht, wisst, haben meine Mutter und ihre Auftraggeber schon sehr viel früher damit begonnen, diese alten Geheimnisse zu entschlüsseln. Bei dem unsäglichen Konkordat“, der Abt verzog in Erinnerung an das dort ausgesprochene Verbot der Nandus-Kirche grimmig das Gesicht, „konnten sie sogar einige Steine erringen, die Ihnen aber dann von diesen Badehelden entrissen wurden.“

„Ich weiß nicht, ob Ihr mit der ‚Potentia‘ des rommilyser Philosophen Emeranos aus der Zeit der Reichsgründung vertraut seid?“, die sich hebenden Augenbrauen verrieten den Abt schneller als er sich fassen konnte, „Ihr kennt also die wenigen zitierten Passagen. Das Werk selbst scheint verloren – natürlich in den Flammen der ignoranten Praioten – aber es gibt mit den Kontakten meiner Mutter noch Zugriff auf ein paar Fragmente, wie dieses hier zum Zweck der Macht, das von der ‚Vision Ucurii zu Coregand‘ spricht.“

„Mich hat die kleine Passage vor allem deshalb gefesselt, weil der Schreiber dieses Yesatanidischen Flugblattes sie offensichtlich ebenfalls kannte. Leider konnte ich dessen Verfasser noch nicht herausfinden.“

Jetzt steigerte die Magierin sich in das Thema hinein, der Abt hoffte das dieser Wissensdurst noch nahe genug auf dem Pfade der Herrin und weit genug von ihrem daimonischen Widersacher war.

„Immer wieder dieselben Motive: Die Macht, die Herrschaft, Korgond, Ucurius‘ Vision, die Urkräfte und deren Zahl.“

„Das“, nahezu dozierend hob sie ihren Zeigefinger, „ erinnerte mich an die ‚Dialoge mit der schönen Alten‘, die übrigens in der garetischen Übersetzung einiges an ihrer urtümlich blumigen Sprache verlieren. Hier wird das Relief des ‚Tempels der guten Herrschaft‘ angesprochen.“

„Den wiederum kennen wir beide aus dem gut zugänglichen Buch Salmingens und seines Kapitels zur ‚Ordnung des Königreichs‘ und so weiter, hier wird er allerdings als ‚Altar Garetias‘ bezeichnet und bei dem ebendort erwähnten ‚Konkordat von Korgond‘ verliert sich seine Spur.“

„Ihr fragt Euch sicher, wie ich die Verbindung zwischen Altar und Tempel begründen kann.“

Der Abt nickte. Er konnte folgen, aber die atemlos vorgetragenen Quellen und Schlüsse begannen ihn zu überrollen.

„Hier kommt die Stele ins Spiel, die mir übrigens die Augen öffnete: Da heißt es, Moment, ich habe es hier notiert: ‚gründete […] den Templum Iusti Imperii […] unweit der alten Stätte Corgondia‘“ In die triumphierende Kunstpause mischte sich ein Klappern - irgendjemand hatte im Lesesaal gelauscht.



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Texte der Hauptreihe:
P10. Briefe
K83. Zweifel
11. Hes 1037 BF zur abendlichen Firunstunde
Verbotene Quellen
Licht und Dunkelheit


Kapitel 58

Potentia
Sumus Adern


Kapitel 9

Potentia
Autor: VolkoV