Geschichten:Elmenbarths Lehre - Sumus Adern

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Bibliothek des Hesinde-Klosters St. Ancilla, Mitte Hesinde 1037 BF:

Der Abt wandelte durch die die große Bibliothek des Klosters, die sein ganzer Stolz war – und das wahre Heiligtum der Anlage, wie er stets zu sagen pflegte. Der Ärger der letzten Ereignisse war verflogen, er hatte diese Angelegenheit dem Prior überantwortet. Der Abt hatte nun wichtigeres zu tun. Die wachen Augen des Mittfünfzigers musterten die Lage. Dieser Ort war wie immer belebt, von Geweihten, Novizen und Gelehrten, doch dieser Tage noch zusätzlich durch die zahlreichen Gäste. Begleitet wurde der Abt von der Prolocutorin der Klosters, die den Abt dezent auf eine der unzähligen Lesenischen aufmerksam machte. Scheinbar hatten sie ihr Ziel erreicht.

Der Abt trat ein und die Prolocutorin verschloss die Tür von außen, so dass er mit seiner hier wartenden Gesprächspartnerin ungestört sein konnte. Im Normalfall wurden diese kleinen Kammern von Wissenshungrigen benutzt um ungestört ihre Studien nachgehen zu können.

„Gelehrte Dame, welch Freude Euch hier anzutreffen,“ der Abt machte ein unverbindliches Gesicht, was nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass das Treffen ganz und gar nicht zufällig war. „Setzen wir uns doch.“ Gesagt, getan. Beide gelehrten Herrschaften setzten sich an einen kleinen Tisch und der Abt rollte ein Pergament darauf aus.

„Ich weiß, dass einige der Anwesenden hier im Kloster der Allwissenden nicht ganz so erfreut über Euer Erscheinen zu dem hiesigen Treffen sind. Eure … Profession … mag nicht unbedingt für Euch sprechen. Ich, als bescheidener Diener der Allwissenden verschließe mich nicht grundsätzlich und aus Prinzip jeder andersartigen Meinung, denn mir ist durchaus bewusst, dass es der Hesinde gefälligen Wahrheiten viele gibt und es oft nur auf die Perspektive ankommt, von der unser Geist die Dinge betrachtet. Wie dem auch sei, ich möchte Euch bei Leibe nicht mit meinem Monolog langweilen. Bei Eurer Ankunft in diesen heiligen Hallen habt ihr ein sehr interessantes Schriftstück vorgelegt, eine Abschrift des III. Kapitels der Ars Geomantiae. Ein höchst interessantes und den Geist stimulierende Werk. Besonders die darin beschriebenen Adern Sumus und die Nutzbarmachung der in ihr pulsierenden Urkräfte durch nichtmagsiche Lebewesen finde ich höchst bemerkenswert. Wie ist Eure Beurteilung hierzu, gerade auch im Lichte der Inschrift der Ucurius-Stele?“

"Hochwürden, ich hatte mich schon gefragt, wann Ihr mich aufsucht", die Magierin versuchte sich wieder an diesem lächerlichen Augenaufschlag. Sie kopierte ganz klar den Habitus ihrer Mutter. Auch ohne die Informationen, die Adran von der Phex-Kirche bekommen hatte, konnte, wer wie er die Mutter vor Jahrzehnten in Gareth kennen gelernt hatte, die Tochter in ihr erkennen. Eine Marionette, wie so viele hier in diesen Tagen.

"Ich weiß nicht wie tief Ihr Euch mit den frühen Werken Liscoms beschäftigt habt? Ich meine, äh, dürft Ihr das überhaupt? Auf jeden Fall hat wohl kaum einer so sehr wie er die Quellenlage zu den maraskanischen Drachenlinien, Niobaras Kraftlinien und den tulamidischen Damarzumu zusammengetragen."

In dem Moment, in dem die Magierin ins dozieren kam, zeigte sich ihr - ja - hesindialer Geist. Adran musste sich ernsthaft fragen, ob der schon zu weit an die Widersacher der Zwölfe verloren gegangen ist, oder ob man sie noch auf den Pfad der Tugend bringen konnte.

"Al'Tashatti schließlich erkannte die Verbindung zu den alten Schwursteinen des Adels, ein Wissen, dass mit Menzels so genannter Neuschmiedung verloren gegangen ist - da habt ihr wahrscheinlich auch wenig Zugriff auf die wahren Quellen, oder? Das Kaiserhaus hat da so einiges korrigieren lassen."

Die Dame atmete tief durch, dann murmelte sie einen Zauber, ehe der Abt reagieren konnte, "Hochwürden, ich habe nicht viel Zeit das hier zu sagen: Wenn Ihr mich und meine Kinder nachhaltig vor Auge und Zorn meiner Auftraggeber schützen könnt, und von den Listen der Inquisition streichen könnt, dann bin ich bereit mein Wissen und einige sehr interessante Quellen mit Euch zu teilen."

Diesmal war der Augenaufschlag echt, und es war nicht der einer brillanten Magierin, sondern der eines ängstlichen Mädchens.


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Texte der Hauptreihe:
P10. Briefe
K83. Zweifel
Autor: Bega, VolkoV