Geschichten:Elmenbarths Lehre - Der Zug der Unzufriedenen 6

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Dorf St. Ancilla, Klosterlande St. Ancilla, Kaiserlich Gerbaldsmark, Mitte Hesinde 1037 BF:

Mit stolzgeschwellter Brust ritt Edorian von Garnelsand mit einem guten Dutzend anderer Niederadliger plus Gefolge aus der Kaisermark in das schmucke Dorf St. Ancilla ein. Gefolgt von Rittern und gar höllenwaller und gallsteiner Söldnern aus Eslamsgrund. In Brachental hatten sich die Kaisermärker mit einem Aufgebot aus der südlichen Grafschaft vereinigt, so dass die Gruppe nun zu beachtlicher Größe angewachsen war.

Endlich, so dachte der eher unscheinbare Ritter, konnte er mal aus dem Schatten seiner Gattin heraustreten und selber für Ruhm und Ehre streiten. Für gewöhnlich war dies seiner Angetrauten vorbehalten und er musste als Verwalter ihres Edlengutes zuhause versauern. Daher passte es ihm ganz gut in den Kram, dass sie gerade durch den Segen Tsas unpässlich war. Die Zweifelfelserin schien gar nicht begeistert über sein Ansinnen zu sein, doch war es niemand geringeres als sein Vater Eberhelm der die rechtschaffenen Ritter aufrief ihm zu folgen und seinem Vater konnte er zweifelsohne die Gefolgschaft nicht verwehren. Er hätte es auch gar nicht gewollt.

Edorians Vater Junker Eberhelm führte die Kaisermärker an. An seiner Seite ritten die Junkerinnen Wulfmin von Hirschfurten und Lydmilla von Bratzenstein-Sturmfels, sowie die Ritterin Nithara von Königslinden. Die schweigsame Lisberta von Scheuerlintz und die wuchtige Wilimai von Korppenstamm folgten gleich auf. Weiter hinten versammelten sich die jungen Ritter um Edorian. Neben ihm ritten seine Freunde aus Jugendtagen Praigold von Isppernberg, Burgol vom Wirsel und Myrria von Hirschfurten. Die Eslamsgrunder wurden von dem Kor-Geweihten Denderan von Pfiffenstock angeführt, der ob seiner Taten im Kloster gar als Held der Adligen verklärt wurde – ausgerechnet ein Kleriker, welch Ironie. 

Die Bauern des Dorfes staunten ob der versammelten Ritterschar nicht schlecht, auch wenn sie spätestens seit dem Konkordat von St. Ancilla adlige Durchreisende in großer Zahl gewöhnt waren. Dennoch wurden die Fremden misstrauisch beäugt, denn dieser gesegnete Flecken Dere kannte keinen Ritter oder Junker als seinen Herren, nein, nur die weise Herrschaft der treusorgenden Kirche der Allwissenden, der das Kloster und das Dorf seit vielen Hundert Götterläufen gehörte. Mit der Zeit kamen noch weitere Dörfer und Güter dazu, wie etwa Weissenborn und Grünau und so war die Klosterlande St. Ancilla zu einem nicht zu unterschätzenden Machtfaktor in der Region geworden. So mächtig, das viele ihr den Reichtum und Einfluss neideten. Von all diesem politischen Kleinklein verstand Edorian natürlich nichts, er war ein Rittersmann. Schlimm genug, dass er sich mit der Gutsverwaltung rumschlagen musste, aber von hoher Politik verstand er nichts, das überließ er seinem Vater.

Die Rittersleut hatten die Herberge „Fuchsbau“ am Südrand des Dorfes passiert und ritten nun auf den Dorfplatz zu. Hier erspähte der heißspornige junge Knappe Alrik Quin von Königslinden die Hesindeschule des Dorfes - und eine der Kleidung nach zu urteilende der Hesinde geweihten Lehrerin, die gerade damit beschäftigt war ihre Zöglinge geschwind zurück ins Haus zu scheuchen.

„Ha“, rief Alrik, „der Schlangenpriesterin werden wir zeigen wer hier der Herr ist!“ Mit diesen Worten gab er seinem Pferd die Sporen und ritt auf die Hesinde-Geweihte zu. Alriks Schwertvater Eberhelm ließ den Jungen gewähren und so preschten auch Isida Uthjane von Isppernberg-Sommerheide und Herdan von Zeryenburg los. Die drei Reiter umkreisten die Geweihte mitsamt ihrer Kinderschar und zogen den Kreis immer enger. Einige der Kinder fingen zu weinen an. Die Geweihte versuchte sich schützend vor den Kindern zu stellen, während die drei adligen Reiter nur höhnisch lachten.

Aus dem Augenwinkel bemerkte Alrik das Zeichen seines Knappenvaters für Aufbruch.

„Wir kommen wieder, Schlangenpriesterin, verlass dich drauf“, mit diesen Worten ließ der frech grinsende Alrik von der Gruppe ab und schloss mit Isida und Herdan wieder zu den anderen Rittern auf. Die Hesinde-Geweihte floh sogleich mit den verängstigten Kindern in die Schule.

„Zu schade eigentlich, Junge, das Weib war doch recht ansehnlich.“ Praigold grinste Alrik an. „Du kannst auf dem Rückweg ja noch mal vorbei kommen, sie kann dir bestimmt noch was beibringen.“ Die anderen lachten, während der Knappe ein grimmiges Gesicht machte.

Die Gruppe ritt weiter voller Verachtung durch das Dorf, bis sie am Ortsausgang an ein Wegkreuz kamen. Geradeaus, über eine kleine steinerne Brücke die sich über die Vulper spannte, führte der Weg weiter nach Weissenborn, linker Hand ging es zum Kloster und rechter Hand zur Künstlerkolonie des Dorfes.

„Freunde, ihr wisst warum wir hier sind“, hob Eberhelm seine Stimme, „es wird Zeit, dass wir den Priestern und Magiern unsere Aufwartung machen. Höhö.“ .

„Sollten wir nicht erst mal diesen Künstlergecken einen Besuch abstatten und denen zeigen wer hier der wahre Herr ist?“ Ulminde von Karseitz deutete in Richtung der Künstlerkolonie.

„Ha, du willst doch nur dem Jüngling mit dem Farbklecksen nachsteigen der uns im Dorf begegnet ist!“, ereiferte sich Burgol vom Wirsel.

„Dann ist er dir wohl auch aufgefallen, was Wirsel?“, bläffte Ulminde zurück.

„Nun, eine kleine Huldigung der Künste kann wohl nicht schaden“, befand Eberhelm, „auf geht’s!“

„Welche Künste meinst du, die Rahjens oder Hesindes?“, Nithara legte schelmisch ihren Kopf zur Seite.

„Oder gar die des blutigen Kors?“, warf Praigold ein.

„Das bleibt euch überlassen!“ Mit diesen Worten gab Eberhelm seinem Pferd die Sporen und seine Gefährten aus der Kaisermark und Eslamsgrund taten es ihm gleich. Einzig Alrik ließ sich etwas zurückfallen und ritt wieder zurück zum Dorfplatz. Dort hatte er noch was zu erledigen.

Ausgerechnet der Kor-Geweihte Denderan von Pfiffenstock folgte mit seinem Gefolge eher missmutig, er wäre lieber gleich in Richtung des Klosters geritten. Alles andere war nur Ablenkung von ihrem hehren Anliegen.



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Texte der Hauptreihe:
P10. Briefe
K83. Zweifel
Autor: Bega