Geschichten:Elmenbarths Lehre - Der Götter Gnade

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Hesinde-Kloster St. Ancilla, Ende Hesinde 1037 BF:

Die Schwärze der heran brechenden Nacht hatte gesiegt, das Praiosmal war nun gänzlich hinter dem Horizont verschwunden. Drohend lauerten die Schlangengarde und die niederadligen Ritter aufeinander. Wer würde den ersten Schritt machen? Stille lag über den Schlangenplatz vor dem Kloster. Es war schließlich der Knappe von Junker Eberhelm von Garnelsand, der die Strohballen um die Statue der Heiligen Ancilla mit seiner Fakel entzündete. Schnell fraßen sich die Flammen durch das trockene Stroh und es dauerte nicht lange da brannte das Nandus-Gewandt das die Statue der Heiligen umhüllte lichterloh.

Nun war es also passiert, dachte sich Edorian von Garnelsand, die Schlangengardisten mussten darauf reagieren. Welch tollkühne Tat. Der Ritter hielt mit der rechten Hand sein Schwert und mit der anderen eine Fackel. Er wartete nur darauf, dass die Gardisten des Klosters in jedem Moment auf sie losstürmen würden. Doch es tat sich nichts, die Gardisten rührten sich nicht. Das Nandus-Gewandt war mittlerweile verbrannt und hinterließ eine schwarze Rußschicht auf der Statue der Heiligen. Knarrend öffnete sich das Schlangenportal und die davor wachenden Schlangengardisten zogen sich zurück und nahmen seitlich vom Tor Aufstellung. Hatten sie gesiegt? Würden die Kleriker nun klein-bei geben?

Durch das Portal trat gemächlichen Schrittes der Abt des Klosters, gefolgt von den anderen geweihten Würdenträgern die im Kloster verweilten. Alle hielten sich an den Händen und bildeten ein einheitliches Band.

Als erstes trat der Vorsteher des Perricumer Praios-Tempels Yacuban von Creutz-Hebenstreyt hervor.

„Herr Praios, Götterfürst und Herr der Gefilde Alverans; Hüter der göttlichen Ordnung auf das ein jedes Lebewesen seinen Platz im Weltengefüge erkenne. Der König der Götter hat einem jeden von euch seinen Platz zugewiesen, dagegen aufzubegehren ist Frevel an der göttlichen Ordnung. So wie der Stand des Adels seinen Platz hat, so hat es auch der Stand des Klerus. Mit Eisen und Feuer gegen ein geweihtes Haus eines der Zwölfgötter zu ziehen ist ein Frevel. Der himmlische Richter wird sich eurer Seelen annehmen und über sie Gericht halten.“

Nun trat die Abtissin des Wehrklosters Sankt Henrica Rudjahne von Sturmfels hervor. Die Rondra-Geweihte zog mit funkelnden Augen ihr Schwert und deutete auf die Niederadligen.

„Herrin Rondra, göttliche Leuin, Alverans Schwert und Schild. Die Donnernde verlangt Buße, kniet nieder und zollt der Sturmherrin und ihren göttlichen Geschwistern die Ehrerbietung die ihr ihnen durch eure Taten versagt habt.“

Die Stimme der Abtissin brach wie ein Donnergrollen über die Ritter herein und ein Ritter nach dem anderen sackte auf die Knie. Edorian wusste nicht wie ihm geschah. Er sträubte sich, doch war er nicht mehr Herr seines Körpers. Wie in Trance glitt er langsam zu Boden und senkte seinen Kopf. Selbst der eben noch so tollkühne Knappe Alrik fiel auf die Knie.

Als nächster trat der Abt persönlich ein paar Schritte nach vorne und fixierte die vor ihm Knienden mit strengen Blick und reckte seine Hände nach oben.

„Herrin Hesinde, Allwissende und Mutter der Weisheit. Die Herrin der Erkenntnis erbarmt sich auch dem Irregeleiteten auf der Suche nach Erleuchtung. Weise Mutter, schenke diesen Sterblichen die Gabe, die Wahrheit zu erkennen, die Weisheit zu erleben und die Irrtümer des sterblichen Geistes hinter sich zu lassen, auf dass ihnen die Herrlichkeit der göttlichen Ordnung offenbar werde!“

Edorian von Garnelsand und die anderen stöhnten leise auf. Wie ein warmer Windstoß durchdrangen die Worte des Abtes den Geist der Ritter und bliesen die dunklen Wolken fort. Was nun folgte war Klarheit, Edorian fühlte sich wie befreit. Nun sah er auch seine Taten im Dorf Ancilla mit einen anderen Blick und Schuldgefühle lagen sich schwer auf sein Herz. Was hatte er nur getan?

Festen Schrittes trat nun die Abtissin des Quelltempels zu Nettersquell Ährengard von Spornstein-Nettersquell nach vorne.

„Herrin Peraine, Hüterin des Lebens. Die Gütige möge den Geläuterten vergeben. Denn das Land kann nur wachsen und gedeihen, wenn wir gegen den Dunkelsinn zusammenstehen.

Es folgten der Abt des Klosters Essental Noix, Sohn des Inoxos und der Vorsteher des Ingerimm-Tempels zu Wandleth Igrolosch, Sohn des Ilkor.

„Herr Ingerimm, himmlischer Schmied und Alverans Hammer. Der zu Beginn der Zeiten geschmiedete Bund muss Bestand haben.“

„Jetzt und immerdar!“

Schließlich trat die Bademeisterin des Rahja-Tempels zu Gareth Rahjalieb Bugenhog vor die Menge.

„Herrin Rahja, schöne Göttin und Herrin der Morgenröte. Euer sind Freude und Harmonie, und diese Seelen bedürfen dieser Gaben. Erfüllt sie mit Heiterkeit und Wohlklang, auf das sie mit Zuversicht die Prüfungen dieser Welt bestehen können.“

Der Niedergeschlagenheit und Schuldgefühle ob ihres Irrweges wichen Freude und Zuversicht. Die Ritter erhoben sich wieder. Die Geweihten vor dem Schlangenportal streckten ihnen die Hände entgegen als Zeichen der Einheit von Adel und Klerus. Edorian ergriff die Hand von Perinja Glimmerdiek. Die Abtissin des Peraine-Klosters Sankt Grelmond lächelte sanft und der junge Ritter spürte die Gnade der Götter. Dieser Moment hatte ihn verändert.



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Texte der Hauptreihe:
P10. Briefe
K83. Zweifel
Autor: Bega