Geschichten:Elmenbarths Lehre - Berggold

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Hesinde-Kloster St. Ancilla, Anfang Hesinde 1037 BF:

Irion hatte warten müssen, der Andrang auf Karfenck war erwartbar aber hinderlich. Gerade hatte ein anderer Bieter sein Angebot mit verstohlener Mine dem Pfeffersack übergeben. Als der gegangen war und Tolak mit einem spitzbübischen Grinsen seine feisten Hände wrang, sah Irion seine Chance gekommen. Wohlan! Zielstrebig näherte sich der Magier. „Auf ein Wort, werter Herr! Wie wir erfahren haben, tragt Ihr gerade sehr schwer an einer Last. Eine Tatsache, die wir nicht dulden wollen. Wäre es nicht möglich, eine gemeinsame Lösung zu finden? Vielleicht fällt Euch ja dann ein Stein vom Herzen.“ Als er ihm gerade den Zettel mit seinem Angebot zusteckte, hallte ein lauter Ruf durch den Wandelgang:

„IRI-ÄFFCHEN!!!“ Answin von Prailind, Hesindegeweihter aus Tannwirk kam mit großen Schritten auf die beiden Männer zu: „Hier steckst du ja! Ich dachte, du wärst wieder irgendwo hoch geklettert... kletter-kletter-PLUMPS!“ Die letzten drei Wörter unterstrich der Geweihte, indem er den Vorgang pantominisch darstellte. Bei „PLUMPS“ hatte sich der Tempelvorsteher auf den Hintern fallen lassen. Leicht gequält dreinblickend richtete er sich wieder auf und rieb sich sein Gesäß. Von dem Geweihten ging ein leicht stechender Geruch aus. An Karfneck gewand fuhr er fort, als sei nichts geschehen: „Ein aufgeweckter kleiner Junge war er, Iri-äffchen. Jaja. Kannte ihn schon, als er noch ein kleiner Hosenscheißer war! Hab ihm das Alphabet und die Algebra selbst beigebracht! Da kannte ich Pip noch nicht! Stell dir das mal vor!“ Erwartungsvoll sah er den Händler an. „Los! Los! Stells dir vor! … zu langsam! Viel geklettert ist der damals, jaja, konnte ja nicht gutgehen, neinein, sagt Pip auch immer, und dann...“ verschwörerisch beugte sich Answin vor, sprach jedoch in gleicher Lautstärke weiter: „...dann ist er runtergefallen! Seitdem ist der ein wenig seltsam im Kopf, der Irion. Spricht nur noch von wir und uns, aber das kann ja selbst den Besten passieren. Jaja, selbst den Besten.“

Für einen Moment flackerten die Augen des Geweihten, der Blick wanderte in weite Ferne und sein Lächeln verblasste wie altes Pergament. Fragend sah Tolak zu Irion hinüber, der jedoch genauso ratlos zurückblickte. Da zog Answin aus einer Tasche seiner fleckigen und zerschlissenen Robe ein Stück Käse, biss hinein und strahlte Karfneck an: „Du da! Genau du! Karfneck! Du hast doch so einen Reliefstein, ja? Oder hasst du ihn? Pip meint, die sind wichtig, er meint, wir müssen sie untersuchen... jaja... examinieren... quasi das Secretum exhumieren... secretus...geheim, abgeschieden, verborgen... interessant, interessant.... geheim, weil vergessen? Abgeschieden, weil abgelegen? Oder gar bewusst verborgen?... Korgond... Cor-cond? Khor-chorbach? Das Relief. Das Relief!“

Irion hatte den Moment genutzt und sich verdrückt. Tolak Karfneck war heilos verwirrt. Was war das für eine stinkende Gestalt? Er hatte sie hier schon öfter gesehen, aber bisher hatte dieser Geweihte kaum ein einziges Wort gesagt. Aber eins stand fest: ein Geschäft war hier nicht zu machen. „Tut mir leid, mein Herr. Aber sie müssen wohl falsch informiert sein. Ich habe keinen Reliefstein. Guten Tag!“

Doch so leicht ließ sich Answin nicht abschütteln: „Ahh, doch doch doch. Ich glaube schon. Pip auch! Jaja. Ich weiß schon wie der Hase läuft, hier in der großen Stadt. Naja fast, de jure befinden wir uns ja nicht auf Stadtgebiet, sondern Tempelgrund! Ein feiner, kleiner Unterschied! Nur nicht mehr lange, wenn es nach der Oberkutte geht, nicht war! Jeder hat so seine kleine geheimen Gelüste, jaja, jeder will irgendwas. Und du, du willst bestimmt GOLD!“ Das letzte Wort rief er laut heraus, riss die Arme empor und drehte sich einmal im Kreis, wobei er rezitierte: „ Nach Golde drängt, am Golde hängt, doch alles, ach wir Armen! Eine Schlinge aus Gold, was für ein schauriger Gedanke!“ Der Gedanke schien ihn tatsächlich zum Schaudern zu bringen, den er schüttelte sich, als würden Herrscharen von Mäusen unter seiner Robe krabbeln. „Ich hab dir Gold mitgebracht. Gold für Steine. So ist der Handel. Bestes Gold für beste Steine. Und ich habe das allerbeste Gold. Zehnmonatiges Koscher Berggold!“ Mit diesen Worten zog er einen äußerst beißend riechendes Käsestück hervor. Es war bereits angebissen. Mit einem breiten Lächeln bot er es Karfneck an. Der drehte sich wortlos um und ging davon.

Answin blieb an der Stelle stehen wie festgenagelt. Sein Blick war wieder unstet und leer zugleich. Langsam, ganz langsam führte er den Käse zum Mund und biss ab.


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Texte der Hauptreihe:
P10. Briefe
K83. Zweifel