Geschichten:Eines Abends auf Burg Leihenbutt...

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"Typisch, ja ganz typisch! Nichts anderes hätte ich von diesem verfluchten von Mühlingen erwartet!"

Wütend warf der Baron von Leihenbutt die neueste Ausgabe des Aventurischen Boten in die Ecke seines Schlafgemaches. Seine Gemahlin, die Comtessa Simiona di Silastide-Marvinko, saß vor dem Spiegel und kämmte gerade ihr langes blondes Haar, als sie sich verwundert umsah. "Contenance, Scherrie! Worüber ärgerst du disch denn nun schon wieder?"

"Nun, du magst mich mal wieder sentimental nennen, aber ich hasse es einfach lesen zu müssen, dass so ein elender Emporkömmling wie der von Mühlingen erneut ohne groß mit der Wimper zu zucken das Blut von Söhnen und Töchtern des Raulschen Reiches vergießt, und dabei ungeschoren davon kommt. Genauso war es doch damals beim Bauernaufstand. Erst schlagen dann fragen, das ist das einzige, was der kennt. Wenn der Kerl mir noch mal über den Weg läuft, dann werd ich ihm mal gehörig die Meinung sagen, das kannst du mir glauben."

Nimmgalf hatte sich in Rage geredet. Der blutige Ugo gehörte ohnehin zu dem erlesenen Kreis von Personen, die Nimmgalf überhaupt nicht ausstehen konnte, und die blutige Auseinandersetzung zwischen garetischen und albernischen Truppen goß ihm noch mehr Wasser auf die Mühlen. Simiona hörte ihm mit einem leicht spöttischen Grinsen im Mundwinkel zu.

"Du solltest das alles nischt so eng se`en, Scherrie. Der Marschall sa` sisch eben gezwungen, `art durschzugreifen, weil er das Fe`lver`alten dieser paar albernischen Rebellen nischt tolerieren konnte. Wer desertiert ge`ört nun einmal gemaßregelt. Und von Mü`lingen ist eben keiner, der da lange mit sisch reden lässt."

"Und statt dessen viel lieber Köpfe rollen lässt, jaja! Der Kerl gehört meiner Meinung nach in den Kerker und nicht in einen Befehlsstand. Natürlich muss die Disziplin aufrecht erhalten werden, doch direkt wieder so ein Blutbad zu veranstalten ist völlig übertrieben, aber genau seine Handschrift. Der einzige Grund, weshalb der Kerl noch kommandieren darf, ist doch, weil er so gut mit dem von Berg kann. Ich hoffe, die Reichsregentin hat bald mal ein Einsehen und setzt eine fähige Person an die Spitze des garetischen Militärapparates und nicht so einen hirnlosen Schlächter. Ich jedenfalls hätte ärgste Bedenken, jemandem dem die Leben seiner Untergebenen so wenig bedeuten in die Schlacht zu folgen."

Simiona setzte sich zu ihm aufs Bett und streichelte durch sein Haar. "Dann `offen wir mal, dass es nie so weit kommen wird. Isch fürschte allerdings, dass es `ier im schönen Garetien auch nischt me`r lange so friedlisch sein wird wie bis`er. Vielleischt sie`st auch du disch bald gezwungen, ein paar Bauernopfer zu bringen, denn schließlisch kann man kein Omelett braten, o`ne ein paar Eier zu zerschlagen, Scherrie."

Nimmgalf sah sie ernst an. "Dann sollte man wenigstens sicher sein, dass man sich die Eier auch leisten kann, nicht wahr?"

Sie schwiegen eine Weile. Schließlich beugte Simiona sich vor und küsste ihn. Sanft zog sie ihn aufs Bett und begann sein Hemd aufzuknöpfen. Nimmgalf wusste genau, was nun kommen mochte, doch seine Gedanken drifteten ständig ab. In der letzten Zeit war viel Blut vergossen worden. Wer konnte schon sagen, was ihnen die Zukunft bringen würde?


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Texte der Hauptreihe:
10. Eff 1026 BF
Eines Abends auf Burg Leihenbutt...


Kapitel 1