Geschichten:Einen Verräter zu fangen - Ein einfacher Schlunder

Wasserburg, Ende Boron 1038 BF

Der Alte schaute noch einmal zufrieden in den Spiegel. Er hatte sich nach Schlunder Art ein schlichtes Hemd und einen wollenden Mantel gekauft, dazu eine lederne Gugel, die er sich tief ins Gesicht zog, um die auffällige Narbe über dem Auge zu verbergen. Er wusch sich das Gesicht - vorerst ein letztes Mal - und trank den guten Wein leer - wohl ebenfalls ein letztes Mal für längere Zeit.

Aus dem ehemaligen Pfalzgrafen war, als dieser das Bürgerhaus in Wasserburg verlassen hatte, ein einfacher Schlunder geworden, mit Wanderstab und einer Kiepe, in der man Habseligkeiten oder Handelsgüter vermuten würde, wohl aber nicht die schöne zwergische Axt aus dem Kosch, für die er auch in seiner Zeit unter dem Fürstmarschall keine passablen Ersatz gefunden hatte.

Seinem Gastgeber - einem Dreudwinder, mit dessen Familie er schon des öfteren gute Geschäfte gemacht hatte - konnte er vertrauen, jetzt hieß es durch das schneebedeckte Vorgebirge des Walls eine gute Route zu erkunden und dabei noch ein paar alte Kontakte zu reaktivieren. Den Darpatweg hoch, dann über Mardramund, Torbelstein und Perainsgarten nach Wandleth, hatte ihm sein Gastgeber empfohlen. Seit die Rabenbrücke eingestürzt war, konnte man sich selbst im Winter gut in dem Strom der Händler verbergen.

Er musste zugeben, dass er sich auf diese Wanderschaft freute. Wenn auch alt, hatte sich sein Körper gut gehalten, und der Schlund ähnelte seiner Heimat, dem Kosch mehr als alles, was er in den letzten Jahren gesehen hatte. Wenn das Reich doch nur Frieden mit Haffax schließen könnte, anstatt in diesen überhasteten Feldzug zu ziehen, dann könnte er seine Heimat vielleicht wiedersehen, bevor er seinen letzten Atem tat.