Geschichten:Eine Reise

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Im "Schlunder Hof" zu Oberhartsteen im Winter 1043 BF

"Wirtin! Auf ein Wort!", einer rief immer im Schankraum.

Fridega Küfer seufzte, griff sich fünf Krüge mit etwas schalem Bier und stellt sie auf den Tisch. Wie sie diese typischen Heldengruppen satt hatte. Ein leicht angetrunkener Kämpfer und eine Zwergin die offensichtlich auch wusste, welche Seite einer Axt die schmerzhaftere war, auf der linken Seite. Gegenüber auf der rechten eine Bogenschützin, Fridega konnte die Ohren unter der Kapuze nicht sehen, aber sie war sicher, dass sie nicht ganz rund waren, sowie ein unscheinbare Dame, die mit ungemein flinke Fingern ein Boltanspiel mischte.

"Wirtin?" - schon wieder, so unhöflich und penetrant.

Keiner der vier beachtete die Wirtin, nur der sinistre Magier am Kopfende schaute sie mit seinen seltsam glasigen Augen an und schenkte ihr etwas, das wohl ein Lächeln sein sollte. Trotzdem fröstelte es Fridega. Vielleicht lag es aber auch an dem kalten Winterwind, der durch die Fenster hereinzog. Als die ach so ritterlichen Fehdegegner im letzten Jahr über den kleinen Ort hergefallen waren, hatten sie beim "ehrenhaften" Plündern die Scheiben eingeschmissen. Fridega schaute zu Decke und sah den verkohlten Balken über der Stelle an der eine umgeworfene Öllampe beinahe die Schenke abgebrannt hätte.

"Fridega? Ihr heißt doch Fridega?"

Die Heldengruppen kamen nach der Schlacht - wie die Ghule stürzten sie sich auf alles, was liegengeblieben war. Das hieß sie plünderten und stahlen den Rest oder boten ihren Schutz gegen ein kleines Entgelt an. Oder sie taten beides. Wenn Fridega darüber nachdachte, wie sie früher, als junge Schankmaid, für solche Helden geschwärmt hatte. Irgendwann würde sie einer mit auf eine Reise nehmen, mit ihr in die Ewigkeit reiten...

"Fridega, schaut mich an!"

Genervt drehte sich die Wirtin zu dem lästigen Gast in der kleinen Nische um. Sie hätte ihn höflich an den Anstand erinnern sollen, aber alles was sie zustande brachte, war ein schrilles Kreischen, während sie auf den Gast zufuhr. Seine schwarze Kapuze fiel, wie von eisigem Wind nach hinten geweht, von seinem kahlrasierten Kopf. Die Kerze vor ihm flackerte... und erlosch.

"Fridega, hör mir zu, ich bin Auftrag des schweigsamen Gottes hier."

Schweigsamer Gott? Dafür bist Du Pfaffe aber sehr geschwätzig wollte sie ihm entgegenwerfen, statt dessen schrie sie einfach weiter.

"Du musst Dich auf eine Reise begeben, eine Reise, die Du schon lange hättest antreten müssen. Erinnerst Du Dich an die Nacht als die Soldaten kamen?"

Fridega roch plötzlich das verbrannte Fleisch, sie spürte Schmerzen und die Scham, die ihr zugefügt worden waren. Sie schaute sich in der Taverne um. Der Schleier ihrer Tränen zeigte ihr die Wirklichkeit: Die Möbel waren zerbrochen oder verbrannt. Durch die Löcher des ausgebrannten Dachs fiel Schnee, der kalte Winterwind pfiff ungehindert durch die zertrümmerten Fensterläden.

"Der Seelenrabe wartet draußen schon lange auf Dich."

Ihr Kreischen verstarb. Sie trat durch die Reste der Tür nach draußen. Er würde sie mit auf eine Reise nehmen, mit ihr in die Ewigkeit reiten.