Geschichten:Eine Braut für Albernia - Erste Erkenntnis
Schloss Neu-Sighelmsstein, Kaiserlich Sighelmsmark; Travia 1038 BF:
Celissa saß über einem Haufen von Pergamenten und Folianten. Verzweiflung macht sich in der jungen Frau breit. Sie war doch nur eine einfache Gardistin gewesen und nun sollte sie innerhalb von wenigen Monden zu einer Vorzeige-Edeldame werden, die ihre Familie in einem ihr fremden Land vertreten sollte. Ein schier unmögliches Unterfangen. Das höfische Leben am hiesigen Burggrafenhof überforderte sie schon, wie sollte es erst am fürstlichen Hof von Havena sein? Mit einem Stöhnen ließ Celissa ihren Kopf auf ihre auf der Tischplatte liegenden Arme fallen.
Dabei konnte sich Celissa über mangelnde Unterstützung wahrlich nicht beklagen. Rondriga hatte ihr sehr kompetente Lehrmeister zur Seite gestellt. Die beiden gelehrten Herrschaften Janne Fuxfell und Silberian Nistran waren sehr geduldig mit ihr. Einzig Rondriga wirkte zunehmend gereizt ob der in ihren Augen zu langsamen Fortschritte. Aber Land und Leute, Sitten und Gebräuche eines fremden und in Celissas Augen sehr weit entfernten Landes ließen sich doch nicht einfach nur durch das Studieren von Folianten erlernen. Zumal auch weder die Fuxfell noch Nistran Albernier waren.
Havena, das waren für Celissa unendliche Weiten. Sie, die bis vor einem Mond die Grenzen Waldsteins nie verlassen hatte, sollte nun gen Westen ziehen, ins weit entfernte Albernia.
Es klopfte an der Tür und Janne Fuxfell trat ein. „So mein Kind, hier habe ich eine weitere Abhandlung über die Sagenwelt Albernias. Lese sie bis morgen durch und referiere mir daraus.“ Und schon war die Gelehrte wieder verschwunden.
Mit einem Ruck richtete sich Celissa auf. Was sie brauchte waren nicht noch mehr Pergamente oder Folianten. Sie brauchte jemanden, der ihr aus erster Hand über Albernia erzählen konnte. Am besten jemanden von dort. Aber wo bitte findet man hier in Garetien einen Albernier-Kenner oder gar einen echten Albernier? Da fiel ihr ein, dass die Hofgeweihte ihr gegenüber mal ihren Neffen erwähnt hatte. Dieser hatte während der Albernischen Sezession Teile der reichstreuen albernischen Familie Hohenfels beherbergt. Eben jene Familie also, in die Celissa einheiraten würde. Sie beschloss Junker Damian von Halmenwerth zu schreiben, nein, sie würde ihm einen Besuch abzustatten. Vielleicht konnte er hier ja weiter helfen.
