Geschichten:Ein zwergisches Fazit

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Freiherrlich Ox, Markt Mardramund, 15. Efferd 1044 BF

Thorin stand am Hafen von Mardramund und schaute den Handwerkern mit verschränkten Armen und versteinerter Miene bei den Befestigungsarbeiten zu. Er war allein, denn dies war sein Wunsch gewesen. Das Gespräch, oder besser die Antwort der Perricumer auf die Ausführungen von Hinns- seine Offerte, war eine Farce gewesen. Viele schöne Wort waren gefallen, die doch kein bisschen Einvernehmen oder Entgegenkommen enthalten hatten. Nein, es waren verhehlte Drohungen, gar Spott gewesen. Er verstand nicht viel von derlei ‘hohlem Gewäsch’, doch soviel hatte auch er, der immer noch so etwas wie ein Außenseiter in Herzen des Reiches war, verstanden. Von Hinn hatte die Hand reichen wollen, auf seine Art, hatte eine Diskussionsgrundlage dargeboten, doch die Antwort war schlicht arrogante Ignoranz.

Ja, von Hinn war vielleicht tollkühn gewesen mit dem Umfang und der Tiefe seiner Ausführungen. Ja, bestimmt sogar war es dies gewesen, aber er hatte lediglich im Sinne seiner Heimat agiert. Er hatte so gehandelt, um weiteren, unnötigen Schaden vom Schlund abzuwenden, von seiner Heimat, so wie es jeder, der hier geboren war hätte tun sollen an seiner statt. Das konnte ihm niemand vorwerfen. Das es die Lakaien der Menschenkaiserin dennoch taten, zeugte davon, wie wenig es ihnen um Land und Leute, einfache Leute ging. Sie konnte die Beweggründe von Hinns nicht sehen. Wollten sie es nicht, oder konnten sie es nicht?

Unter Angroschim wäre das Gespräch deutlich hitziger verlaufen, das ein oder andere ‘Greifbare’ wäre zerdeppert worden, aber man hätte aufrichtig miteinander diskutiert, die Fürs und Wieder ehrlich ausgetauscht- ausgetragen, wenn man es so sagen wollte. Man wäre hart aber ehrlich miteinander ins Gericht gegangen und am Ende hätte eine Übereinkunft, einem Kompromiss gestanden. Dies war Thorins Überzeugung.

Kurz schloss der Angroscho aus Ârxozim, wo er einst in der Felsenfestung Braschtôkril eine vieljährige Ausbildung zu Krieger erhalten hatte, die Augen und wie von selbst griff die rechte Hand zum Hammerkopfanhänger, der über seiner Kettenrüstung um seinen Hals hing- das zwergische Pendant eines Kriederbriefes und weit über die Grenzen des Kosch ein Zeichen für eine herausragende Ausbildung an der Waffe. Ebenso aber stand das Symbol der Hämmer von Ârxozim für Treue und Ehrgefühl.

Der Sohn des Thorgrimm zwang seine Aufmerksamkeit zurück auf die vergangene Verhandlung und öffnete die Augen wieder, sah wie sich die Lastenkräne unermüdlich hin und her bewegten, einen Quader nach dem anderen bewegten und wie diese zu einer Mauer gefügt wurden.

Thorin seufzte. Nein, solche ‘Gespräche’ gehörten nicht zu seinen Stärken und das würde sich wohl auch in Zukunft nicht ändern, denn er gedachte nicht sich darin zu üben. Er war stolz auf sein Handwerk. Sich mit Worten zu duellieren würde er Menschen wie von Hinn überlassen, die daran auch noch Freude empfinden konnten.

Nein, für ihn gab es hier nichts weiter zu tun, dass musste sich Thorin eingestehen. Er war Krieger, Soldat im Dienste des Schlund. Er würde Mardramund ein weiteres Mal verlassen, um seine Einheit weiter aufzubauen und im Felde zu erproben. Der Hauptmann hoffte inständig, dass er dem Schlund, seiner Wahlheimat so besser zu Dienste sein zu können.

Zur Sicherheit, dass der Bericht über die Zusammenkunft der Delegationen aus Perricum und der des Schlund die Kaiserin der Menschen erreichen würde, würde Thorin in seinem Brief an den Sohn des Agam in Okdrâgosch die Bitte äußern, den Bericht der Gespräche direkt an die Kaiserin weiterzuleiten, damit er nicht abgefangen werden konnte. Der Hochkönig verfügte über die rechten Mittel und Wege. Vor allem aber stand er in der Ständepyramide des Raulschen Reiches über den Provinzherrschern. Ihm würde Gehör geschenkt werden, seine Botschaft nicht einem kleinen Schreiberling überlassen werden. Die Kaiserin der Menschen musste wissen, welch armseliges Schauspiel sich im Mardramund zugetragen hatte. Ja, so würde er es halten.