Geschichten:Ein neuer Page auf Burg Pechackern - Brin 3

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In Brin tobten die Gefühle. Die Spannung des Augenblickes war schier nicht auszuhalten. Beim Eintreten hatte er sich schnell einen Überblick über die Halle verschafft. Neben dem Junker stand dessen Knappe, ein großer und kräftiger Junge von ungefähr fünfzehn Jahren. Neben der Herrin warteten zwei in Pagentracht gekleidete Mädchen. Eine war deutlich Älter als er, aber die Jüngere musste in seinem Alter sein. Beide betrachteten ihn neugierig. 'Das würden wohl jetzt seine neuen Gefährten werden, wenn der Großvater und seine Mutter ihn allein hier zurückließen. Aber Brin wusste, dass die Zeit dafür gekommen war und es entsprach nicht seinem Naturell, lange darüber zu brüten, dass er seine Heimat und seinen Familie für lange Zeit nicht wieder sehen würde.

Er erinnerte sich an die Worte seines Großvaters auf Burg Weißenfels am Abend vor ihrem Aufbruch, als ihn der Baron allein auf dem Bergfried zu sprechen wünschte: „Du bist ein Reiffenberger und ein Theronsfurt, mein Sohn, beides Rittergeschlechter ältesten Schlages. Deine Vorfahren kämpften auf den Schlachtfeldern des Reiches und errangen durch Tapferkeit und Mut, Ehre und Stand.“ Gerbald wies mit der Hand auf die unter ihnen liegende Stadt Hexenhain und die sie umgebenden Äcker und Wiesen: „An dir ist es jetzt diese Tradition im Zeichen der Löwin fortzuführen und weiter zu tragen“, hatte ihn der Großvater ermahnt, „Aber fürchte dich nicht. Du hast die besten Anlagen mitbekommen, deine Aufgabe zu erfüllen. Nutze die dir von den Göttern so reichlich gegebenen Gaben und lebe in Ehrfurcht vor den Zwölfen und du wirst deinen Weg finden. Dein Weg wird nicht immer eben sein, und sei dir gewiss, dass nicht immer alles auf Anhieb gelingt. Das ging deinem Vater und mir in Ihrer Knappschaft genau so. Doch lass dich von Rückschlägen nicht aufhalten oder beirren, aus Ihnen lernt es sich manchmal noch besser. Sei deinem Herren gegenüber gehorsam, denn alles was er über die Rittertugenden vermittelt ist ein Erbe von Generationen.“

Die Worte des Großvaters hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt und erfüllten ihn nun mit einem unbändigen Stolz aber auch mit einem Ehrgeiz, die an ihn gestellten Erwartungen zu erfüllen. Diese Worte sollten sein Leitstern sein, für die Jahre, die da kommen würden. Brin von Theronsfurt-Reiffenberg war bereit.

Anselm war an Brin herangetreten und legte seine beiden Hände auf dessen Schultern, „Brin, ich heiße Dich Willkommen auf Burg Pechackern und in meinen Diensten. Ich werde Dir Schwert und Schuld sein, Rede und Antwort führen, Treue anerkennen und an Deines Vaters Statt für Dein Leib und Leben eintreten. Du wirst von mir und meinen Getreuen erfahren, was es bedeutet ein Leben auf Praios Wegen und des Leuin Tapferkeit zu führen,“ Dann blickte er zu Gerbald, „Ich werde mich Eures Enkels annehmen und ihn nach des Praios und Rondras Tugenden formen, auf dass er seinen Weg in unseren Landen finden wird. Ich will ihm nicht starre Verpflichtung auferlegen, sondern ihm helfen seinen Weg zu finden. Euer Geschenk, nehme ich gerne an und will es erwidern, wenn Brin dereinst gewachsen, meiner Führung nicht mehr bedarf und seinen weiteren Lebensweg führen wird und ihm, sollte es denn so kommen, ein Fohlen der Stute, die Ihr mir gebt, auf dem Weg geben.

Auf einen Wink von Anselm trat Raslan heran, „Weise unseren neuen Pagen Brin in die Räumlichkeiten auf Burg Pechackern ein und informiere ihn über die ersten Tätigkeiten, die ihn heute erwarten. Des Weiteren gib ihm die Kleidung, die ihm als mein Page gebührt.“ ordnete Anselm an. „Euch, meine werten Gäste, bitte ich nun, der kleinen Feier, die ich dem Anlass entsprechend ausrichten möchte beizuwohnen.

Im weiteren Verlauf des Tages und des Abends wurde teils ausgelassen, teils zurückhaltend gefeiert und über so manche Dinge gesprochen. Schließlich, als sich die meisten Personen aus dem Burgsaal in die Kammern zurückgezogen hatten stand hoch auf der höchsten Spitze der Burg Anselm mit einem Krug in der Hand und ließ seinen Blick über das dunkle Land und den sternfunkelnden Himmel streifen. Still stand er da und hob schließlich den Krug und leerte ihn, ‚So, nun ist’s aber genug!’, sagte er zu sich und stieg wieder vom Turm hinunter.