Geschichten:Ein großer Fürst

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Wie sehr die Garetier ihren treuen Nachbarn Blasius vom Eberstamm, Fürst des Kosch, geschätzt - ja: geliebt! - haben zeigte sich auch in der großen Schar derer, die sich zur Gedenkfahrt nach Angbar aufmachten, um des Fürsten zu gedenken.

Es waren ihrer eigentlich zwei Scharen: Aus Gareth reiste des Königreichs Vertreter Burggraf Gerwulf von Gareth unter dem Banner des Königreiches auf der Reichsstraße gen Angbar, begleitet von den Zeichen und Gaben der Königin und Kaiserin sowie hochrangigen Vertretern aus Garetien - darunter die Burggräfin der Halsmark, und der Pfalzgraf auf Rudes Schild. Dieses offizielle Trauerkorona hätte dem Fürsten durchaus zu ausreichend Ehre gereicht, immerhin gilt hierzulande als seine größte Herrschertugend, so lange geherrscht zu haben. Die erlauchte Schar hinter Gerobald von Ruchin, der das beflorte Banner trug, hätte auch völlig ausgereicht - insbesondere dem Cantzler Garetiens, der eigentlich niemanden sonst auf die kostspielige Reise hatte schicken wollen und deshalb auch niemanden eingeladen hatte. Aber der schlaue Luring hatte die Rechnung ohne den jüngsten Spross des Kaiserhauses gemacht, der - gerade flügge werdend - übermütig seine Flügel spreizt.

Gemeint ist Sigman Therengar von Gareth-Firdayon, der seit einigen Monden immer mehr junge und junggebliebene Ritterinnen und Ritter begeistern kann, sich aufzuraffen und durchs Land zu reisen. Gemeinsam mit dem „Spross aus zwiefach kaiserlichem Blut“ reitet dessen „Fuchsrudel“ von Turnier zu Turnier und beteiligt sich von Eslamsgrund bis Puleth an allen höfischen Ereignissen, die unser Königreich zu bieten hat. Warum? Die einen fürchten, da wollten sich ein paar Unzufriedene auf Kosten eines Minderjährigen eine schöne Zeit machen oder gar frühe Schneisen für eine Zeit, die kommt, schneiden. Die anderen betonen, wie fröhlich das Fuchsrudel sei, wie aufgeschlossen gegenüber den lokalen Bräuchen - etwa beim Avesrennen in Steynebruk oder beim Hirtenturnier in Retogau. Oder dass der junge Therengar es schaffe, in seiner Truppe einen guten Ton der Gleichwürdigkeit anzuschlagen, der jeden nach seinen oder ihren Fähigkeiten schätzt.

Der junge Garether Fuchs hat ein Gespür für das, was den Adel bewegt - neben der nächsten Kopfsteuer, dem Marktzins, der letzten Rate an den Rüstungsschmied oder den Ansprüchen, die aus allen Ecken des Reiches und von allen Ebenen der Heeresschildordnung herab an den garetischen Ritter gestellt werden. Er spricht den Freigeist in der Rüstung an, den Questenritter, der sich den Zweig Aves‘ und die Blüte Korgonds an das Zimier heftet und den Oger jagen geht, statt sich um die Frage zu kümmern, ob er dem bürokratischen Spendenunterfangen der Großkopferten ausreichend Gold abgedrückt hat, um vor den lauernden Augen des politischen Neiders bestehen zu können.

Aus ebendiesem Gefühl heraus schien Sigman von Gareth die Garetier aufgefordert zu haben, sich in einem Heerlager zu Hirschfurt zu versammeln, um dem politisch verordneten Trauergeleit des Königreichs noch eine Herzenskorona hinzuzufügen. Denn mit Blasius ging ja tatsächlich der letzte Vertreter des Reto’schen Adelsideals.

Im Heerlager zu Hirschfurt versammelten sich die üblichen Verdächtigen des Fuchsrudels - Malwarth von Eslamsgrund etwa, Bartel Helmdahl von Stolzenfurt und Leomar von Zweifelfels. Aber es trafen noch viele weitere ein, die Baronin Iralda von Ochs mit ihren koschstämmigen Bärenauer Vasallen, die Baronin von Vierok und sogar mit Ugdalf von Löwenhaupt-Hauberach und Selo von Pfiffenstock zwei Perricumer.

Die ritterliche Trauerfahrt vereinigte sich bei Überdiebreite mit der Schar des Cantzlers, um dem Fürsten Blasius zu Angbar das Trauergeleit zu geben. Im Ganzen waren es fast 60 garetische Ritter und Adlige, die zu Angbar den garetischen Fuchs vertraten.

Auf dem anschließenden Ehrenturnier zu Grambusch, mit dem Baronin Waltrude sich einen beachteten Einstand in die Welt des Hochadels geben wollte, gab es einen regelrechten Publikums- und Teilnehmerandrang. Über drei Tage wurden die Tjoste ausgefochten, an deren Anfang als Allererster unvermutet der Weidener Baron Firian Böcklin von Buchsbart aus dem Sattel flog, der heuer immerhin als Zweiter aus dem Luringer Grafenturnier gegangen war, an deren Ende aber ein würdiger Sieger stand, der Blasius‘ Andenken würdig ist: Rado von Treuenbrück, erster Ritter am Hofe Ochsenbluts, deren Burggräfin bekanntermaßen eine Eberstamm ist.

Für den Herold
Jagodar von Galothini