Geschichten:Ein Stein im Nebel - Märker im Nebel

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Ymra, Rondra 1034 BF

Ort: Burg Pechackern, Sitz des Junkers und über dem gleichnamigen Ort

Oben in den privaten Gemächern saßen sich die Herrschaften Khorena und Anselm in einer tiefen Diskussion vertieft gegenüber, während draußen das Praiosmal im Zenit über der Burg Pechackern stand und reichlich der herrlichen Sommerwärme verteilte.

„Welches Ziel nannte er denn dieses Mal“, fragte Khorena leicht angespannt. „Wir werden das Gut Schwertsleyda aufsuchen. Von dort wurde lange nichts gehört und wir wollen uns davon überzeugen, dass es frei von den vermaledeiten Schwarzpelzen ist. Irgendetwas stimmt dort nicht und während man es im Winter auf die schlechten Wege im Finsterkamm schieben konnte, so gilt dies nun nicht mehr. Morgen werden Gunilde, Genzmer und Edelbrecht hier eintreffen. Nachdem wir uns beratschlagt haben, gehe ich davon aus, dass wir am Folgetag aufbrechen werden.“

„Aber gerade jetzt, nachdem der Frühling schon so lange vorbei ist und überall in der Mark die Landwehr ausgehoben wird, um für einen etwaigen Krieg gegen Almada gerüstet zu sein, da lässt ihn der Meister der Mark ziehen?“ „Eben drum gerade jetzt, Khorena. Die meisten Vorbereitungen sind abgeschlossen und die Landwehr übt den Umgang mit den Stangenwaffen. Nun hat der Prinz die Zeit, sich um dieses Problem zu kümmern. Und zu einem gewichtigeren Problem wird es Tag für Tag, denn wenn das Silber aus der Mine nicht ankommt, wird es knapp in der märkischen Kasse“, Anselm lächelte verschmitzt. „Und was soll ich Tilldan sagen, wenn er doch einmal herausfindet, dass die Pechackerner Landwehr nicht zu den märkischen Truppen gesendet wird?“ „Sag seinen Boten einfach, dass Dankwart entschieden hat, dass die Ausbildung der Pechackerner hier zu erfolgen hat. Dies sollen sie dann erst einmal nachprüfen und Du hast genug Zeit sie in die Wälder und nach Hundsgrab zu entsenden. Und wenn sich nach der Abreise immer noch niemand meldet, muss eben ein Suchtrupp entsendet werden. Den wiederum wird aber niemand entbehren können.“ Er holte tief Luft und meinte anschließend, „wichtig ist vor allem, dass ihr hier sicher seid. Für die Sicherheit der Pagen habe ich gebürgt und meine Liebe zu euch bestimmt mein Leben.“ „Mach Dir keine Sorgen. Markwardt kümmert sich um den Markt und die Pechsiederein während ich mich um alles weitere kümmere. Pechackern wird bestehen, gleich was da kommen mag.“ Bereits am Abend desselbigen Tages trafen die weiteren Teilnehmer der Queste von Edelbrecht ein und schließlich, ganz zum Schluss er selbst mit seinem Bannerträger Bernhelm von Dunkelsfarn sowie einer Lanze Waffenknechten der Greifenfurter Grenzreiter.

Wenige Tage später im Nordwesten der Baronie Beldenhag

Der Questzug des Prinzen bestand seit dem Aufbruch aus Pechackern aus den Adligen, die von dort aufgebrochen waren sowie neben den zwei Grenzjägern aus Greifenfurt aus einer weiteren Lanze der Truppe, die seit kurzer Zeit in Pechackern stationiert waren. Den Abschluss schließlich bildete der kleine Tross, bestehend aus zwei Knechten und vier Mulis, welche den Proviant und weitere Ausrüstung der Ritter beförderte.

Während die Reiter in Hundsgrab und in Lohengrunde freundlich aufgenommen und begrüßt wurden, sah dies in Beldenheim, dem Baronssitz zu Beldenhag deutlich anders aus. Die Bewirtung erfüllte gerade so Travias Gebote und für das Beschlagen einiger Pferde verlangte der Haushofmeister mit Verweis auf den Baron – der selbst nicht zu sprechen war – ein horrendes Entgelt.

Etwa eine halbe Tagesreise entfernt von der Grenze in die dünn besiedelte Baronie Finsterrode kam es zu dem schwerwiegenden Zwischenfall, der die gesamte Unternehmung stoppte. Ein gutes Dutzend Waffenknechte, die das, mit einem blutroten Mond angereicherte, schwarz unter grün gezackte Wappen des Barons Herdan Lucius Keilholtz von Finsterkamm trugen forderten den Prinzen und sein Gefolge unmissverständlich auf, sie auf die Burg Finster in der Baronie Finsterrode zu begleiten. Nachdem Edelbrecht diese Forderung brüsk zurückwies griffen die Kämpfer zu ihren Waffen. Wie groß der Schreck der Greifenfurter Edlen gewesen sein muss, als sich die Grenzreiter aus Greifenfurt und Peckachern ebenso gegen die hohen Ritter der Mark wandte. Schnell war den Kämpen klar, dass es hier und jetzt nur den Tod zu gewinnen gab und so streckten sie nach der ersten heftigen Gegenwehr, welche es dem Bannerträger Bernhelm von Dunkelsfarn ermöglichte zu fliehen, die Waffen. Mit einiger Genugtuung erkannten die Ritter im Gefolge Edelbrechts schließlich, dass es den Häschern des Finsterkammers nicht gelungen war, den Dunkelsfarner zu fangen, sodass sie Hoffnung in dessen Flucht, obwohl verletzt, schöpfen konnten.


Gegenwart: Phex 1034 BF

Eine lange Zeit war verstrichen. Hatte man sie in der Mark vergessen? Was war mit Bernhelm geschehen – war er vielleicht erfroren? Die Flucht erschien nun, nach zwei misslungen Versuchen hoffnungslos. Schwarze, mit Fellen behängten und mit einem Visierhelm gerüstete Kämpfer waren die Wachen, die beide Fluchtversuche vereitelten. Nachdem es ihnen zu Anfang gelungen war, Nahrung zurück zu behalten, um diese für die Flucht aufzubewahren, wurde ihnen nun nur noch das Nötigste gegeben. Die Kräfte der Edlen schwanden seit Wochen mehr und mehr und ob des überaus strengen Winters wäre eine Flucht im Hesinde und Firun reinster Selbstmord gewesen.

Nur einmal war der Baron selbst zu ihnen gekommen und hatte sie in Gegenwart von zwei besonders stattlichen Kriegern verhöhnt. ‚Der rote Mond’ würde die Kräfte endlich bündeln und alle, die gegen ihn waren hinfort fegen. Die Getreuen befürchteten Schlimmstes für die Mark und waren doch gezwungen tatenlos abzuwarten bis sich eine Gelegenheit und besseres Wetter ergeben würde.

Das Praiosmal war kaum zu sehen an diesem trüben, von Wolken bestimmten Tag. Anselm las in einem Buch, welches er nun schon zum 9ten Mal begonnen hatte. Doch was sollte man auch hier, auf Burg Finster, die ihrer aller Kerker geworden war machen, außer sich hin und wieder im Handkampf zu üben und lesen.

Er blickte auf, als ihm plötzlich gewahr wurde, dass es draußen, vor dem Trakt, der ihnen allen als Kerker zugewiesen war näher kommenden Lärm und Schreie vernahm. Zu seiner rechten befand sich der Junker von Boronshof, „Helmbrecht, habt Ihr dies auch vernommen?“ Nickend erwiderte dieser. Schon längst hatten die Edlen untereinander auf die Nennung von Titel und korrekter Anrede verzichtet – zu sehr hatte das Geschehen sie zusammen geschmiedet.

Schon bald waren die näher kommenden Geräusche als Kampfeslärm zu identifizieren, der jedoch nicht sehr lange angehalten hatte. Es hatte jedoch ausgereicht, um die Gefangenen alarmiert aufblicken und aufstehen zu lassen.

Deutlich vernehmbar war zu hören, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde. „Macht Euch bereit!“ zischte der Pechackerner – Orks, nun würden sie kommen, um sie zu erschlagen. Hatte der Finsterkammer und seine Schergen gewonnen, sodass der Adel Greifenfurts gefahrlos erschlagen werden konnte?

Knarrend wurde die Türe langsam geöffnet und herein blickte – Bernhelm von Dunkelsfarn, „Ihr lebt, die Götter seien gepriesen, Ihr lebt!“ Schnell trat er hinein. Ihm folgten einige verwegen aussehende Gestalten. „Diese Herrschaften, haben mich und nun auch Euch gerettet, mein Prinz, Eure Herrschaften!“

Mit knappen Worten berichtete der Bannerträger der Mark Greifenfurt von seiner Flucht, als die Ritter angegriffen wurden. Nur mit Phexens Hilfe gelang ihm die abenteuerliche Flucht. Schwer verletzt wurde er von Bauern der Mark aufgenommen und gerettet. Dort haben ihn schließlich einige Monde später die Frauen und Männer gefunden, die im Auftrage Reto von Schattensteins nach dem Verbleib des Prinzen und seiner Gesellschaft suchen sollten. Mit den Informationen, die Bernhelm lieferte wurde es möglich das gewagte Kommandounternehmen zur Befreiung der Gefährten zu wagen.

Nur wenige Minuten später hatten sich die Greifenfurter Adligen bewaffnet und zogen durch die Burg Finster, um Herdan Lucius Keilholtz zu stellen und ihn seiner Strafe zuzuführen. Doch dieser war unauffindbar und schon bald stellte sich heraus, dass die Burg nur noch über eine Rumpfbesatzung Burgwachen und Dienern bestand, die je nach ihrer Gesinnung fest- oder freigesetzt wurden. Der Kampf gegen die wenigen, welche zur Waffe griffen war schnell und schmutzig.

Das, von Blut noch beschmutzte Schwert im festen Griff, wandte sich Edelbrecht schwer atmend an seine ritterlichen Gefährten. „Dies ist nur der Beginn einer Schlacht, die Greifenfurt bis an die Wurzeln seines Seins bedroht. Wir müssen nun beratschlagen was zu tun ist. Die Informationen der wackeren Frauen und Männer über den gegenwärtigen Status in der Markt werden uns helfen das Richtige zu tun.“ Die Dienerschaft, die zum großen Teil froh über ihre Befreiung war, richtete recht schnell einen angemessenen Raum her, an dem Rat gehalten werden konnte.

Noch am gleichen Abend fanden sich die Adligen und die Getreuen in einem Raum zusammen. Man hatte die wenigen Dienstboten, die anwesend waren angewiesen, aus den Vorräten ein stärkendes Mal zu bereiten und dafür Sorge zu tragen, dass einem Aufbruch am nächsten Morgen nichts entgegenstehen würde. Schon während des Mahls brach die Nacht herein, sodass der Raum nur noch von den Lichtern im Inneren erhellt wurde.

Von den Bediensteten und dem gefangen gesetzten Hauptmann der Burgwachen war zu erfahren, dass Herdan Lucius mit dem Großteil der Burgbesatzung am frühen Morgen des heutigen Tages gen Süden abgezogen waren. Des Weiteren wusste die Dienerschaft zu berichten, dass die Versorgung der Silbermine Schwertslayda von der Burg Finster aus aufrechterhalten wurde. Zudem erzählte eine Magd, dass regelmäßig Gefangen dorthin gebracht wurden, um dort zu arbeiten. Zurückgekehrt sei noch niemand.

"So ist es nun also beschlossen.“ sagte Edelbrecht, „morgen werden wir Erkunden, was sich in der Silbermine zugetragen hat. „Danach werden Helmbrecht und Karminia mich nach Weiden begleiten, um dort für unsere Sache zu werben und den Verrat des Nebelsteiners zu verkünden. Genzmer, Anselm, Gunilde, Otwin und die tapferen Frauen und Männer, die für die Mark ihr Leben riskierten werden zunächst in das Kloster Rabenhorst reisen und meiner Gemahlin berichten. Ich bete zu den Zwölfen, dass in diesen Tagen der Not ihr die Einsicht zuteilwird und sie ihr selbst gewähltes Exil aufgibt."

Am nächsten Morgen – Firunsgrüße

Als die Adligen am nächsten Morgen zur Mine aufbrachen wurden sie von dem frischen Schneefall überrascht. Firun hatte es gut gemeint und das Land mit einer neuen, weißen Pracht versehen. Dies war hier, im Finsterkamm im Phexensmond durchaus nichts Ungewöhnliches.

In den Ställen waren noch die Streitrösser der Edlen aufzufinden gewesen. Die Stallmagd hatte diesen versichert, diese gut gepflegt zu haben. „Die Reiter waren gar nicht darüber erbaut zu sehen, dass ein jedes Eurer Tiere ein Zeichen trug. Ich hatte den Eindruck, dass sie diese sonst gerne genommen hätten.“ Es lag wohl in der Heimlichkeit begründet, mit welcher die Verräter weiter vorgehen wollten, dass sie nicht die Rösser der hohen Personen der Mark nutzen wollten.

Es dauerte schließlich, trotz des Wetters nicht lange, bis die Mine erreicht war. Zusammen mit den Getreuen, welchen sie ihre Freiheit verdankten erschlugen die Streiter der Mark Kampfhunde und deren Herren, einige Schwarzpelze. Besonders deren Anführer erwies sich als eine harte Nuss. Nicht nur, dass er dem Prinzen ein langes Gefecht lieferte, er war zudem noch in eine matt glänzende, geschwärzte Rüstung gehüllt, die ihm eine hohe Beweglichkeit und einen sehr guten Schutz bot.

In den Gängen der Mine und den angrenzenden Baracken wurden einige Gefangene gefunden, die für die Orken schuften mussten. Unter ihnen fanden sich neben Grenzjägern der Mark auch zwei Krieger des Orden des Heiligen Zorns der Herrin Rondra. Die Adligen verbrachten eine Nacht bei der Mine und halfen bei der Versorgung der geschundenen Märker. Vier Grenzjägern, denen es, die Umstände bedenkend, noch recht gut ging wurden von Prinz Edelbrecht beordert zu bleiben, während alle anderen am nächsten Tag abreisen wollten. Die Krieger vom Zorne Rondras begleiteten die Schar der Märker bis zur Burg Finster, um ihre Hilfe in dieser Zeit der Not anzubieten.

Dort, am Fuße der Burg Finster zerbrach schließlich die Gemeinschaft der Ritterschaft Edelbrechts: „Ihr, die hier nun versammelt seid, seid die Hoffnung der Mark in der Zeit der höchsten Not. Ich selbst werde gen Weiden reiten, um Walthari von Leuenfels aufzusuchen und Hilfe zu erbitten. Auf diesem Wege soll mich Otwin begleiten.“ Bernhelm, der ob der gehörten Worte auffahren wollte wurde mit einer beschwichtigenden Geste aufgehalten, „Ihr, Bernhelm sollt über Greifenfurt in den Kosch reisen, um in meiner Heimat um Hilfe zu bitten. Würdet Ihr, Gunilde, Helmbrecht und Karminia ihn bis Greifenfurt begleiten, um von dort in Eure Lehen zu reisen?“ Der Bitte des Prinzen wurde schnell entsprochen, woraufhin dieser sich Genzmer, Anselm und den Getreuen zuwandte, „Euch bitte ich, nach Hesindelburg zu reisen, um im Kloster Rabenhorst meine Gattin aufzusuchen, ihr zu berichten und sie wenn irgendwie möglich, davon zu überzeugen, ihr selbst gewähltes Exil aufzugeben. Wir brauchen sie nun mehr als jemals zuvor. Entbietet dem Abt meine Grüße. Er wird Euch sicherlich bei Eurer Aufgabe unterstützen.“ Letztendlich wandte sich Edelbrecht an die beiden Krieger vom Zorn Rondras, „Auch Euch bitte ich, uns in dieser Situation zu helfen. Reist zu eurer Feste und mobilisiert die Euren, damit sie uns in diesem Kampfe helfen können!“

Herzlich fiel die Verabschiedung der Gemeinschaft des Prinzen aus. Nun, da die Gemeinschaft zerfiel war es jedem etwas unwohl im Herzen. Und doch waren sie alle voller Tatendrang. Es galt die Markgrafschaft Greifenfurt vor dem Orken und dessen blutigen Götzen zu schützen, dessen Kraft bereits ausreichte, um Menschen der Mark zu verführen.