Geschichten:Ein Held kehrt heim - Feld des Blutes und der Erinnerung

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Baronie Brendiltal, Rappan'tar a Hassalfira (Acker (eher Feld) des Blutes und Fels der Erinnerung)


Dramatis Personae



Rappan'tar a Hassalfira (Acker (eher Feld) des Blutes und Fels der Erinnerung) lag direkt an der Steilküste Brendiltals, südlich des Golgariten Klosters Krähenwacht.

Den Chroniken der Nebachoten nach, stammte dieses Areal aus einer Zeit, in der das alte Nebachot noch stand und die „Raulschen“ als bosbaranische Eindringlinge bekämpft wurden. Früher, so hieß es, hatte einst eine mächtige Mauer dieses Gebiet umstanden, in denen die Hohen und Mächtigen Nebachots und des Stammes der Bahr ai Danal ihre Toten bestatteten. Heute war diese Mauer nur noch mit wirklich viel Fantasie an wenigen Stellen zu erahnen. Die mächtigen Felsquader waren für die Bosparaner einfach zu wertvoll für den Aufbau der Stadt Perricums gewesen, als dass sie sie den Nebachoten überlassen hätten.

Neun Tore soll es gegeben haben, durch die man hindurch und das Gebiet der Toten betreten konnte, dass seit je her von Priestern Borons und Golgari bewacht wurde. Von diesen neun Toren standen heute noch zwei, das Golgari-Tor und das Tor der Tsa. Die übrigen sieben wurden von den Bosparanern vor nahezu 2.000 Götterläufen zerstört und ihre Statuen geraubt oder zerstört. Die Traditionen seit ehedem, besagen, dass der Besucher dieses Areals durch das Golgari-Tor betreten soll, so er reinen Herzens ist und die Ruhe Borons respektiere, um später wieder – durch das Tor der Tsa, die Welt der Toten zu verlassen und die Welt der Lebenden wieder zu betreten.

Alt und würdevoll sahen die beiden Rabenstatuen aus, die den Durchgang des Tores flankierten. Über drei Schritt hoch, schauten sie auch noch über den größten Reiter hinweg, so als würden sie einem verdeutlichen wollen, wie klein und unwichtig man doch – Angesicht von Jahrtausenden – sei.

Über dem Tor musste ebenfalls einmal eine Rabenstatue gestanden haben, doch Beweise dafür gab es heute nur noch Form von jeweils drei mächtigen Furchen der riesigen Felsquader, ganz so, als habe sich ein riesiger Vogel abgestoßen und in die Lüfte erhoben. Hier war es, wo eine Gesandtschaft von Golgariten, Boronpriestern und Dienern auf den Zug Ra’ouls von Brendiltal warteten. Die Pferde, um die sich die Diener und Knechte kümmern und um das Areal herum zum Tor der Tsa führen würden, wurden hier zurückgelassen. Die letzten Schritte sollten zu Fuß zurückgelegt werden.

Ab hier übernahmen neun Ehrenträger die Bahre mit dem Leichnam. Unter ihnen waren A’urel von Brendiltal, einer der Brüder des Toten, sowie Cayhin von Brendiltal, der erst sieben Götterläufe zählende Sohn Ra’ouls, der symbolisch den – über die Bahre hinaus hängenden - Umhang des Toten hielt.

Begleitet wurde der Zug von Schlägen riesiger Trommeln, die irgendwo in weiter Ferne fast wie im Rhythmus eines Herzschlages erklangen begleitet. WUM! WUM! WUM!

[…]

Unzählige Grabhügel, kleine Felsentempel, größere Nasuleen [=Mausoleen benannt nach dem bosparanischen Kaiser Nasul] oder einzelne Gräber aus längst vergessenen, aber auch jüngsten Zeiten waren hier zu sehen. Manche waren so alt, dass schon jedes Zeugnis von ihnen von Satinav zerstört wurde. Andere schienen noch so jung zu sein, als habe man sie erst vor wenigen Götterläufen errichtet. Manche waren verschnörkelt mit Skulpturen, tsa- oder golgarigefälligen Symbolen, oder einem Relief großer Schlachten. Andere waren wieder ganz einfach und nahe unscheinbar gehalten, andere bereits komplett vom Zahn der Zeit und dem Wind des Golfes von Perricum zerfurcht oder zerfressen.

Ra’ouls Ruhestädte sollte eine kleine Petra direkt an der Steilküste und in Reihe der letzten 8 großen Bannerherren der Nebachoten sein. Vor sich das Meer mit der aufgehenden Sonne, hinter ihm der Blick auf das Land hinweg. Eigentlich, so wußten es die Nebachoten, war dieses Grabmal für Eslam bestimmt gewesen. Als neunter Al’Shuar a Korim sollte sein Leichnam hier die letzte Ruhe finden.

Doch die Götter hatten es anders bestimmt und seinen Sohn vor ihm abberufen. Ra’oul hatte kaum die Hälfte der Zeit gehabt, die Eslam bisher geblieben war, um große Taten zu vollbringen und doch hatte er es geschafft sich in den Augen der Nebachoten, aber auch vieler Raulscher als einer der Großen in Erinnerung zu rufen und mit deren Namen in einem Zug genannt zu werden.

[…]

Die Kammer des Abschieds, der Erinnerung und des Übergangs – Abschied und Erinnerung an den Toten und Übergang des Toten in ein neues, wiedergeborenes Leben – war einfach gehalten. In der Mitte der etwa drei Schritt hohen, etwas in die Erde und Steilküste Brenditals gelassene Kammer stand eine einfacher Steinaltar, auf dem die Ehrenträger die Bahre mit dem Toten abstellten. Fast erhaben sah Ra‘ouls mumifizierter Leichnam aus. Gekleidet in prächtige Gewänder aus Blutrot, Goldgelb und tiefstem Schwarz. Golden spiegelte sich der Schein der Fackeln und Kerzen, die überall an den Wänden befestigt waren, in den Kaiser-Rauls-Schwertern, der Auszeichnung die Ra’oul noch nachträglich für seinen heldenhaften Kampf für Recht und Freiheit von Rimiona Paligan im Namen des Markgrafen verlieren wurde, wieder. Während aus mehreren Feuer- und Kohlebecken kräftiger Weihrauch auf- und in die Nasen der engsten Verwandten und Freude stieg, die mit diese Kammer betreten hatten.

Ein einfaches Wasserbecken war in den Boden am hinteren Ende der Kammer eingelassen. Hier sollte die Seele des Verstorbenen symbolisch gereinigt werden, bevor Golgari sie gen Alveran brachte, während ein Korb mit frischen Früchten daneben bereit stand, damit sich die Seele des Toten für ihren weiteren Weg stärken konnte.

Rechts und links vom dem Leichnam nahmen die Krieger und Ritter der Ehrenwache ihre Aufstellung.

Danach trat zunächst Eslam von Brendiltal, der Vater des Toten vor. Sein Gesicht war emotionslos und hart wie der Stein, aus dem dieses Grabmal errichtet worden war als er seinen Säbel, der ihm in so vielen Kämpfen, Duellen und Schlachten so viele gute Dienste, geleistet hatte zog und diesen in die Hände Ra’ouls, legte, damit dieser seine Reise auf Golgaris Rücken nicht unbewaffnet antreten sollte. Seinen eigenen Säbel hatte Ra’oul noch vor seinem Kampf gegen Jast Irian Crumold seiner Gemahlin mit den Worten „Gib ihn Caihyn! Möge er ihm genauso gute Dienste leisten wie mir“ überreicht.

Als nächstes trat Lyn hervor und ihre Haltung verriet nichts von der Leere, die sie innerlich ausfüllte. Sie hatte nun gut zwei Monde Zeit gehabt sich auf diesen Moment vorzubereiten, aber während sie näher trat stellte sie fest, dass alle Zeit Deres nicht dafür ausgerecht hätte. Ihr Blick ruhte auf seinem Gesicht um sich dieses Bild so wie schon so viele zuvor auf immer in ihre Gedanken einzuprägen. Dann löste sie ein Lederband mit einem Ring von ihrem Gürtel. Der Ring war ein abgeschabter Goldring mit einem fast stumpfen Rubin, mit viel Phantasie konnte man in dem Gold noch zwei Löwenpranken erkennen, die den Rubin hielten. Die Worte Selinas kamen ihr in den Kopf, jener verbitterten Albernierin die ihr noch vor dem Kampf gesagt hatte, dass sie, wenn sie vorher gewusst hätte, das Ra’oul ein Pulethaner war, nicht versprochen hätte im Kampf an seiner Seite zu kämpfen. Jener Albernierin, die trotz ihrer Abneigung den Nebachoten im speziellen und den Pulethanern im Besonderen sie hierher begleitet hatte und nun in ihren Diensten stand.

Die Worte "Lyn ni Niamad, ich möchte Euch diesen Ring schenken. Eine Blutlöwin trug ihn einst. Ich würde mich geehrt fühlen, wenn Ihr ihn Eurem Gatten mitgebt." hallten noch in ihrem Kopf nach, als sie den Ring mitsamt dem Band neben ihn legte, war dies doch eine große Geste des Verzeihens und Respekts gewesen

Dann zog sie sich mit einer langsamen Bewegung ihren eigenen Ring vom Finger. Den Ring den ihr Ra’oul vor acht Götterläufen in Breitenbach als Pfand seiner Liebe angesteckt hatte. Es war ein breiter, goldener Ring in dessen Mitte sich ein großer Rubin befand. Der Edelstein wurde dabei von zwei auseinander preschenden Rössern gehalten. Mit leicht zittrigen Fingern steckte sie den Ring an den Ringfinger seiner rechten Hand, ihm in Gedanken zuflüsternd „Als Pfand… bis wir uns wiedersehen…“ Dabei lief eine einzelne Träne über ihr Gesicht und als sie zurück an Eslams Seite trat erinnerte sie ein leichtes Ziehen in ihrem Leib an das neue Leben, das dort heranwuchs.

Würdevoll und gefasst trat nun Caihyn vor. Der Knabe war gerade einmal sieben Götterläufe alt und sah so aus, als könne er nie wieder lachen. Er war ebenfalls in die traditionellen Kleider der Nebachoten gekleidet und sah – dank seines dunklen Hautteints – ganz wie ein Sohn Nebachots aus. Der einzige Schmuck den er trug, war eine silberne Münze, an einem einfachen, ledernen Band um seinen Hals. Es handelte sich dabei um jene Münze die Fes (Phex) als Werkzeug genutzt hatte, um Ra’oul für den Zweikampf wider den Crumolder auszuerwählen. Caihyn trug den Säbel seines Vaters vor sich, nahm die ledernen Bänder an dessen Knauf ab – ein jeder der 33 Knoten stand für einen gewonnen Zweikampf Ra’ouls – und legte sie neben seinem Vater. Dann wand er sich ab und verließ mit Eslam und Lyn die Kammer. Keiner der beiden ‚Männer‘, sondern nur Lyn schaute kurz über die Schulter zurück.

An der Seite von Unswin von Keilholz, dessen Gemahlin Leomara und der Ordensnovizin Chaantrea trat Ritter Beradje von Schwertwacht vor und legte den Schild, den er geführt hatte in der Kammer nieder. Still zollten die Zornesritter dem Gefallenen Respekt.

[…]

Als alle, die sich von Ra’oul verabschieden wollten, die Kammer des Abschieds verlassen hatten, wurde sie von innen heraus mit einem mächtigen Felsquader verschlossen. Mit einem ohrenbetäubenden Rums fiel der Quader in seine Vorrichtung und würde von nun an nur noch mit enormer Gewalteinwirkung zu bewegen sein. Sogleich stimmten erneut alle Nebachoten in ein lautes Kriegsgeheul ein.

Gawain von Pfiffenstock, er war die letzte Wache, die mit in Albernia gewesen war und der seit dem Tod Ra’ouls als Schatten Lyns und vor allem als Schatten Caihyns lebte, war einer der am lautesten dabei schrie. Lyn von Brendiltal die neben ihm stand konnte sogar einzelne Tränen in seinen Augen erkennen. Dann verstummten alle und die borongefällige Ruhe, lediglich unterbrochen von den monotonen Schlägen der riesigen Trommeln, trat wieder ein.

Dann erkannte Lyn was soeben geschehen war und ihr drohte selbst das Herz stehen zu bleiben. Sie sah von der Ehrenwache Ra’ouls nur noch die beiden Kronenritter aus Albernia, aber keinen der Krieger – außer Gawain – die sie mit gen Albernia begleitet hatten. Voller Entsetzen hielt sie sich die Hand vor dem Mund und blickte zur verschlossenen Tür der Grabkammer. Unter den Wachen war Gawains einziger Sohn gewesen…..

Voller Grauen sah sie, wie sich nun auch Gawain das schwarze Tuch mit dem aufgenähten, silbernen Kreuz vor Mund und Nase zog. Das Kreuz sollte – wie sie später erfahren würde- symbolisieren, dass dieser Krieger als tot galt und nichts mehr für die Ohren der Lebenden zu sagen habe. Der ideale Leibwächter für Caihyn.

Später – in einem Gespräch beim abschließenden Leichenschmaus auf Besh’hassal Ammay shar – der Halle des Herren der Pferde, dem Gut Eslams von Brendiltals - mit Ankara, ihrer Schwägerin - sollte Lyn erfahren, dass sich bei weitem nicht alle der 19 Krieger hatten mit Ra’oul einschließen lassen, aber das die anderen von nun an ebenfalls als tot galten und die Wachen Rappan'tar a Hassalfira (Acker (eher Feld) des Blutes und Fels der Erinnerung), besonders die Grabstädte Ra’ouls bewachen würden.



 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Markgrafschaft Perricum.svg   Wappen Baronie Herdentor.svg   Wappen Golgariten.svg  
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Ing 1034 BF
Feld des Blutes und der Erinnerung
8 Tage


Kapitel 8

Umzingelt von Feinden
Autor: JC, Eslam, Tomira, NKK, Wallbrord, Alfred, Marnion, MK