Geschichten:Die wilde Rose - Denken in Generationen

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Die Sonne schien hell über Schloss Rossgarten, die Hitze ließ jedoch jegliches Treiben fast zum Erliegen kommen.

Korhilda lag auf einer stilvollen Récamière unter einem weißgekälkten Pavillon mitten im groß angelegten Rosengarten. Die Baronin verbrachte hier viele Momente. Die Nachwirkungen der Fehde hatten nicht verschwindende Spuren hinterlassen.

Obwohl schon so viel Zeit zurücklag fühlte sie sich immer mal wieder geschwächt und der Zwist in der Familie, so er auch nun ausgestanden war, würde immer in ihren Gedanken bleiben.

Zu ihr gesellte sich ihr Sohn Wolfaran, der kaltes Gurkenwasser mitbrachte. „Zurück aus Gareth? Ich hoffe Du hattest eine gute Reise.“

Trisdhan hat sich sehr darüber gefreut und ich glaube Iralda ebenfalls über unseren Besuch. Sie hat nur bald wieder Prüfungen am Rechtsseminar und war daher eng angebunden. So viel Freude auch mitschwang, wir waren das fünfte Rad am Wagen und ich hatte das Gefühl sie zu sehr einzuschränken.“

„Setz Dich und trink ein Glas mit mir. Du weißt wie sehr sie in dem Studium aufgeht. Es wird ja nicht ewig dauern, dann hat sie es abgeschlossen und ihr könnt wieder mit Zeit miteinander verbringen. Sehe es aus ihrer Sicht, ein hesindegefälliger Freidenker, der in ein Ritter Kostüm gezwängt wurde – weil sie es zu dem Zeitpunkt musste. Jetzt Jahre später kann sie das Gewand ablegen und zu ihrem eigenen selbst zurückfinden.“

„So habe ich es noch nicht betrachtet. Ich werde nach den Prüfungen wieder zu ihr Reisen, von Wasserburg ist der Weg nicht so weit. Wenn Du nichts dagegen hast? Wie ich hörte war Vater in Rossgarten.“

„Das ist das Schöne an Wasserburg – alle von Ost nach West müssen an uns vorbei. Deinen Vater sehe ich nun viel regelmäßiger. Das letzte Mal war er kurz angebunden, von der Aranieren hast Du gehört?“

„Vater hat mir einen Brief hinterlassen. Eine Aranierin, warum so weit entfernt suchen? Warum verknüpfen wir uns nicht mit dem Perriucmer Adel? Warum kein Waltern?“

„Leonora hat einen Waltern geheiratet, dazu ist mit Aleidis nur ein passendes Mädchen in der Familie. Und da sie einst Baronin werden wird, ist die Familie Waltern keine Option.“

„Aber andere Perricumer um uns weiter zu vernetzen?“

„Deinem Vater war wichtig der Blutlinie des Hauses vom Darpatbogen zu folgen. Und er glaubt diese in Aliyah gefunden zu haben. Er wäre der Linie auch ins Ewige Eis oder Riesland gefolgt, seien wir also froh, dass es Aranien geworden ist.“

„Wir stoßen damit den aranischstämmigen Familien in Perricum hier vor den Kopf, aber ich denke das nimmt er in Kauf.“

Korhilda nickte. „Versuche es aus der Sicht Deines Vaters zu betrachten. Er denkt nicht kurzfristig in Jahren, sondern langfristig in Generationen. So sind die alten großen Häuser, das musst Du noch verinnerlichen.“

„Ich weiß nicht ganz was Du meinst.“

„Unsere Markgrafschaft. Wer weiß was mit ihr passiert, wenn unser Markgraf kinderlos bleibt. Ja, eine Markgrafschaft ist kein Erblehen, doch falls die Kaiserin der Ehe noch Kinder gebären wird, dann wird eines der Kinder dem Markgrafen folgen. Die beiden sind jetzt seit 1037 BF verheiratet und keine Kinder in Sicht. Die Kaiserin wird nicht jünger.“

„Du meinst Vater spekuliert auf das Szenario, dass aus der Verbindung Rohaja und Rondrigan keine Kinder entstehen?“

„Denke doch einfach mal in die Richtung. Was passiert wenn der Markgraf im hohen Alter stirbt und sie keine Erben haben. Wer folgt dann in der Markgrafschaft? Perricum ist aus meiner Sicht nur zur Markgrafschaft erhoben worden, damit die Kaiserin Rondrigan heiraten kann. Einen Graf zu heiraten wäre zu weit unter ihrem Stand gewesen.“

„Ein Markgraf hingegen zu akzeptieren.“

„Belehnt Rohaja dann Perricum weiter als Markgrafschaft ist das Haus Ochs raus aus dem Spiel, aber wer sagt nicht, dass sie es wieder degradiert zu einer, dann wahrscheinlich eher zwei, Grafschaften und zurück ans Königreich Garetien bindet. Wen würde sie dann zum Grafenhaus erheben? Die letzten dreißig Götterläufe haben so viele Umwälzungen ergeben, dass ein solches Szenario nicht komplett unwahrscheinlich ist.“

„Bei all den Gedankenspielen… wenn Rohaja keine Kinder gebärt, haben wir im Reich ein ganz anderes Problem. Ihre Schwester Yppolita hat auch keine Kinder. Was geschieht mit dem Greifenthron?“

„Genau, warum bringt das Fuchsrudel den jungen Sigman in Position. Umso älter Rohaja wird, desto mehr Strömungen wird es innerhalb des Adels geben. Fraktionen die versuchen werden nach oben zu schwimmen.“

„Vater hält von den Strömungen nicht viel, und hat mir angewiesen mich raus zu halten.“

„Das Haus Ochs ist reichstreu, das war es schon immer. Jetzt, wo vor allem Du und Iralda, für das Kinderreichtum gesorgt haben, ist Dein Vater umtriebig und möchte das Feld bestellen und das Haus Ochs in eine gute Position bringen.“

„Die Reto- und Halzeit hat dem Haus viel Ruhm eingebracht, aber auch viele Todesfälle.“

„In der heutigen Zeit hat sich Dein Vater, aber vor allem Bunsenhold, einen guten Ruf erarbeitet. Letzteres wurmt Deinen Vater sehr. Du warst jetzt Jahre in der Reichsadministration und Leonora macht sich dort gerade einen Namen. Ich denke das Umfeld der Kaiserin, kann durchaus wieder positiv vom Haus Ochs berichten.“

„Ich hoffe und nicht nur über Todesfälle in diversen Schlachten. Wir sind auf einem guten Weg, da gebe ich Vater recht. Doch der Weg ist noch lang und steinig.“

„Denke in Generationen nicht in Jahren.