Geschichten:Die mit Giganten ringen - Familienzusammenführung: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 15. September 2010, 09:46 Uhr

Dramatis Personae

Ardo von Keilholtz ä.H., Baron zu Kressenburg

Unswin von Keilholtz, Zornesritter

Mechthild von Kieselholm, Knappin des Barons zu Kressenburg


Baronie Sturmfels, 16. Phex 1033 BF

Gedankenverloren saß Unswin am Rande der großen Pferdekoppel, die extra für die Tiere der vielen angereisten Adligen auf einer Schafsweide errichtet worden war, auf dem Zaun und hielt stumme Zwiesprache mit seinem Pferd. Er trug keine Rüstung, denn die hatte er dem Sturmfels opfern müssen um einen Absturz und somit den Tod seiner Seilschaft zu verhindern, und hatte einen neuen Wappenrock angelegt, nachdem sein alter in den Bergen bis zur Unkenntlichkeit zerschlissen war.

Der Ordensritter hing düsteren Gedanken nach, hatte er sich am Vortag doch während des Abstiegs mit seiner Verlobten gestritten. Kühl und wortlos war ihr Abschied gewesen als sie das Zeltlager der Gäste erreicht hatten und noch immer war ihm nicht bewusst wo er ihre Worte falsch verstanden haben sollte. Er musste einen Moment abgedriftet sein, denn plötzlich holte ihn das warnende Schnauben seines Pferdes zurück ins Hier und Jetzt. Er blickte sich um sah keine drei Schritt hinter sich ein junges Mädchen. Ihr Gesicht war von Sommersprossen übersäht und ihre langen blonden Haare im Nacken zu zwei Zöpfen zusammengebunden. An ihrer Seite trug sie in einer schmucklosen Scheide ein Kurzschwert. Was jedoch wirklich Unswins Aufmerksamkeit erregte war der Wappenrock den das Mädchen trug. Darauf prangte groß ein aufgerichteter schwarzer Keil auf grünem Grund. Das Wappen seiner Familie, welches er fast auf den Tag genau seit fünf Götterläufen nicht mehr gesehen hatte.

Als er sich gänzlich umgedreht hatte und vom Koppelzaun stieg, erkannte er für einen Moment das gewohnte Erschrecken in den Augen des Mädchens, das sich jedoch erstaunlich schnell wieder fasste und stattdessen einen angestrengt nachdenkenden Eindruck machte. Unswin war beeindruckt. Die meisten Kinder in diesem Alter suchten das Weite wenn sie sein Gesicht sahen. Bevor er noch etwas sagen konnte, räusperte sie sich und sagte ihren anscheinend mit Gewissenhaftigkeit auswendig gelernten Spruch auf.

„Ich bin Mechthild von Kieselholm, Knappin seiner Hochgeboren Ardo von Keilholtz, dem Baron zu Kressenburg. Ich habe den Auftrag seien Wohlgeboren, den Ritter Unswin von Keilholtz zu Schwertwacht vom Zornesorden zu suchen, da mein Schwertvater ihn zu sprechen wünscht.“ Einen Moment wurde ihr Blick unsicher und huschte wieder zu seinen Brandnarben. „Ihr seid doch Ritter Unswin von Keilholtz zu Schwertwacht, oder? Zumindest passt die Beschreibung die ich bekommen habe zu Euch und...“ Mechthild hielt inne als sie bemerkte, dass sie ins Plappern abschweifte. Unswin verkniff sich ein Grinsen, erinnerte sie ihn doch frappierend an seine eigene Knappin.

„Ja, ich bin Ritter Unswin. Dein Herr ist also der Baron zu Kressenburg? Nicht der des Finsterkamms? Ich nehme nicht an, dass er dir gesagt hat was er mit mir zu bereden wünscht?“ Durchdringend sah er das Mädchen an, die sich deutlich straffte, sich aber nicht durch seine Nachfrage verunsichern ließ. „Es tut mir leid Euer Wohlgeboren, aber mir wurde nicht gesagt was mein Herr mit euch zu besprechen wünscht. Und ja, er ist der Baron zu Kressenburg in der Markgrafschaft Greifenfurt. Wenn ich mich recht entsinne ist der Baron zu Finsterkamm ein entfernter Vetter. Aber mein Herr redet nicht gerne über ihn.“ Den letzten Satz flüsterte sie fast und beugte sich dabei leicht vor, fast so als verrate sie ein wichtiges Geheimnis. Erwartungsvoll starrte sie den Zornesritter an, der ihr schließlich zunickte und an ihre Seite trat. „Nun denn, bringe mich zum Zelt des Barons. Ich bin begierig darauf zu erfahren was er von mir will.“

Etwa fünf Minuten gingen sie von der Koppel zurück zum Zeltlager. Als sie am Zelt mit dem Gnitzenkuhler Wappen vorbeigingen hielt Unswin sehnsüchtig Ausschau, doch konnte er weder Leomara noch ihren Knappen Thorandir irgendwo erblicken. Einige Zelte weiter sah er schließlich erneut das Wappen seiner Familie prangen. Zwei Männer standen dort, die sich angeregt unterhielten. Einen erkannte Unswin sofort als den Edlen zu Rosskuppe, den Greifenfurter Rittmeister der mit vielen anderen auf dem Berg gewesen war. Der andere war ihm völlig unbekannt, trug jedoch denselben Wappenrock wie die Knappin die ihn führte. Das musste dann wohl der Baron von Kressenburg sein.

Aus dem Augenwinkel bemerkte Ardo die beiden Neuankömmlinge. Schnell aber höflich beendete er sein Gespräch mit Urion von Reiffenberg und trat seinem Vetter entgegen.

Unswin verbeugte sich ein wenig steif, wusste er doch mit dem Verwandten vorerst nichts anzufangen. „Hochgeboren. Ihr wünschtet mich zu sprechen.“

Der Baron zeigte sich ebenso unbeeindruckt von seinem Äußeren wie zuvor die Knappin und kam sofort zur Sache. „Vetter Unswin! Bitte, nicht so förmlich. Man könnte meinen man ist am Kaiserhof gelandet wenn man die ganzen Garetier hier so reden hört. Nenn mich Ardo. Welche Freude dich lebend anzutreffen. Ich hörte, dass einige Herausforderer des Berges nicht zurückgekommen sind. Es wäre wahrlich schade gewesen wenn es dich erwischt hätte, habe ich doch frohe Kunde aus Greifenfurt mitgebracht.“ Mit einer einladenden Geste zeigte der Kressenburger Baron auf den Zelteingang. „Tritt ein, dann können wir in Ruhe reden. Mechthild, nimm dir das schadhafte Zaumzeug mit und flicke es während du vor dem Zelt wartest.“ Eilig tat die Knappin wie ihr geheißen und einige Augenblicke später waren die beiden Vettern unter sich.

Der Baron nahm einen versiegelten Brief aus einer Satteltasche und reichte ihn ohne große Worte an Unswin weiter. Auf das aufmunternde Nicken hin erbrach der Zornesritter das Siegel, welches ebenso das Wappen seiner Familie zeigte, und erkannte fast sofort die Schrift seiner Mutter. Hastig überflog er die Zeilen und wo sein Gemüt noch vor weniger als einer Viertelstunde tief betrübt war, fühlte er jetzt unbändige Freude. Das Lächeln auf Ardos Gesicht zeigte ihm, wie sehr dieser sich mit ihm freute und überwältigt von Glücksgefühlen schloss der Ordensritter seinen ihm fremden Vetter in die Arme. „Die Götter seien gepriesen! Sie leben und sind wohlauf! Du weißt gar nicht wie dankbar ich dir und den deinen bin Ardo.“

Der Baron löste sich und klopfte Unswin freundschaftlich auf die Schulter. „Machen wir keine große Sache daraus. Deine Mutter und deine Schwester kamen mitten im Firun an unsere Tür und brauchten ein Dach über dem Kopf, weil sie es im Finsterkamm nicht mehr ausgehalten haben. Wer kann ihnen das verübeln. Sie gehören zur Familie und das Mindeste was wir tun konnten war es sie in Travias Namen willkommen zu heißen. Aber setzen wir uns. Ich habe den weiten Weg ins Perricumsche nicht nur gemacht um einen Brief zu überbringen.“

Aus einem Trinkschlauch füllte der Baron zwei Zinnkrüge, in die kunstvoll das Kressenburger Wappen eingearbeitet war, mit einem dunklen Bier und reichte einen an Unswin weiter. „Bestes Kressenburger Waldbräu. Zwergisch herb. Auf die Heimat!“ „Auf dich Vetter, der du mir so frohe Kunde bringst.“ Still genossen die Männer das gute Bier bevor sie weitersprachen.

„Ich will gleich zur Sache kommen Unswin. Natürlich haben wir deine Mutter und Schwester vor anderthalb Götterläufen gerne aufgenommen. Ich war damals noch nicht Baron und unser Rittergut wirft damals wie heute nicht viel ab. Jetzt habe ich sie zwar als Edeldamen zu mir auf die Kressenburg geholt, aber auch wenn man die Baronie als wohlhabend bezeichnen kann, habe ich auf Dauer nicht den finanziellen Spielraum sie zusätzlich durchzufüttern. Keine Sorge, ich werde sie sicherlich nicht ohne Not vor die Tür setzen. Doch möchte ich mit dir besprechen was wir tun können.“

Nachdenklich starrte der Zornesritter an die Zeltplane. Er hatte nicht erwartet so bald für Mutter und Schwester sorgen zu müssen, wähnte er sie doch sicher auf Burg Finster in der Obhut seiner Verwandtschaft aus dem Finsterkamm. Unswin trank seinen Krug fast bis zur Neige leer bevor ihm eine brauchbare Idee kam. „Ich könnte sie in einem Ordenshaus unterbringen. Viele Ordensbrüder haben ihre Familie auf den Burgen, wo sie für den Orden die dort anfallenden Aufgaben verwalten, damit wir Ritter uns ganz auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren können. Ich selbst bin mit zwei Gefährten dabei das Ordenshaus in Dergelmund wieder herzurichten. Allerdings bezweifle ich, dass es Mutter nach Perricum zieht. Schwertwacht wäre noch eine Möglichkeit, aber auch Eslamsgrund ist weit von Greifenfurt entfernt.“ Die Zweifel waren deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. Er glaubte nicht daran, dass seine Heimatverbundene Mutter so weit in den Süden gehen würde.

Ardo nickte verständnisvoll. „Natürlich. Wer will schon Greifenfurt verlassen, wenn er nicht gerade dazu gezwungen ist. Ich hatte auch etwas anderes im Sinn. Du Unswin, bist sozusagen der Mann im Haus. Deine Mutter und Schwester brauchen dich und um sie zu versorgen brauchst du ein Lehen. Deswegen biete ich dir ein Rittergut in Kressenburg an wenn du wieder nach Hause kommst. Es ist nicht groß und dort leben ehemalige tobrische Flüchtlinge, aber es hat guten Boden und ernährt gewiss einen Ritter und seine Familie. Im Moment verwaltet es mein Vogt nebenher, aber er ist nicht mehr der Jüngste und soll sich mehr auf das Wesentliche konzentrieren. Was sagst du dazu?“

Überrascht blickte Unswin auf und fand einen Augenblick keine Worte. Ardos Angebot könnte seine Sorgen und Probleme auf einen Schlag lösen. Er könnte endlich die Bedingung von Leomaras Vater erfüllen und wäre nicht mehr länger nur ein Ordensritter ohne Land, Besitz und Einkommen. Doch so verlockend ihm das Angebot war, schüttelte er doch traurig den Kopf. „Ich danke dir für diesen großzügigen Vorschlag Vetter. Doch werde ich es nicht annehmen können. Ohne Frage wäre ein eigenes Lehen der Schlüssel für die Erfüllung meines Traumes. Denn damit könnte ich endlich meine Verlobte in den Travia-Kreis führen. Ihr Name ist Leomara von Isenbrunn und sie ist eine Ritterin aus Gnitzenkuhl. Doch bin ich Ritter in einem kirchlichen Orden und darf als solcher keinen derischen Besitz mein Eigen nennen. Dafür müsste ich den Orden verlassen. Aber das ist keine Option. Ich verdanke meinen Ordensbrüdern alles was ich heute bin. Bevor ich es ihnen nicht zumindest doppelt vergolten habe, werde ich dem Zornesorden treu bleiben. Ich kann nicht dein Lehnsmann werden, denn ich kann nicht zwei Herren zugleich dienen.“

Der Kressenburger kratzte sich eine Weile am Kinn und sann über das nach was er gehört hatte. Schließlich lächelte er wieder hoffnungsvoll und schenkte Bier nach bevor er sprach. „Ich hätte ja vorgeschlagen diese Leomara als deine Vögtin auf dem Rittergut einzusetzen, aber sie wird Perricum wahrscheinlich genauso wenig verlassen wie deine Mutter Greifenfurt. Also warum setzt du nicht einfach deine Mutter als Vögtin ein? Du bleibst nominell Herr über das Rittergut auch wenn du es nicht selbst verwalten darfst. So ist es guter alter Brauch und Praios Recht. Gleichzeitig liegen mir deine Anverwandten nicht mehr auf der Tasche und ich habe vertrauenswürdige Menschen die dort nach dem Rechten schauen.“ Er klatschte in die Hände und sah Unswin um Antwort heischend an. „Von deiner Lehnspflicht entbindet dich so oder so dein Schwur der Kirche gegenüber. So lange du also deinem Orden treu bist, ist und bleibt Rondra deine einzige Herrin.“

Auch der Zornesritter musste einen Moment überlegen. Doch nachdem er den Vorschlag von allen ihm erdenklichen Seiten betrachtet hatte fand er nichts mehr daran auszusetzen. "Ich bin einverstanden. Doch um Dir wirklich eine Zusage geben zu können, muss ich zuerst bei meinen Großmeister um Erlaubnis bitten. Ich bin mir sicher, dass er mir dies gewähren wird, doch verlangt die Tradition, das ich diesen Weg einhalte." Langsam erhob er sich und reichte dem Baron die Hand um den Beschluss zu besiegeln. „Nun sag mir aber auch mein Vetter, wie heißt jenes Gut eigentlich dessen Herr ich nun bin?“

Lachend wandte sich Ardo ab und griff nach Papier und Schreibzeug um das Besprochene festzuhalten und es später vor Zeugen siegeln zu lassen. „Das Dorf selbst nennt sich Friedheim. Es ist eigentlich gar kein richtiges Gut, zumindest war es das bisher noch nicht. Aber so wie ich deine Mutter inzwischen kenne wird sie etwas Ordentliches daraus machen.“

Der Ordensritter sah Ardo schweigend dabei zu wie dieser einen Bogen edles Büttenpapier mit Buchstaben füllte. „Friedheim?“ Langsam ließ Unswin sich den Namen auf der Zunge zergehen. „Friedheim,… Nun, ich hoffe, dass es das eines Tages für mich sein wird.“

Der Baron beendete das Schreiben, blickte mit einem freundlichen Lächeln auf und reichte das Blatt an Unswin weiter. „Da bin ich mir ganz sicher. Willkommen zurück in der Familie.“

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