Geschichten:Die gräflich Schlunder Bombarden - Vermittlungsversuche

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Baronie Hartsteen, in Sichtweite von Feste Unterhalben

Nur wenige Wochen nachdem die Marschallin im Namen der Kaiserin für, wie die Besatzer aus dem Rahja des Reiches es nannten- Frieden und Ordnung gesorgt hatten, indem sie die Grenze Hartsteens in den Schlund verlegten hatten, um die neue Rabenbrücke durch ein gleichnamiges, kaiserliches Lehn zu ‘sichern’, kam es unweit von Feste Unterhalben zu einem Zusammentreffen des Reichsvogtes Bärfried von Hardenstatt und den kurzerhand durch von Hinn ernannten Vermittler Thorin groscho Thorgrimm, dem Hauptmann der Schlunder Bombarden.

Auf Seite des zwergischen Kriegers der Hämmer von Arxozim standen weitere Angroschim, allesamt angetan in Kettenrüstungen und den Wappenröcken, die die schwarze Blide und die schwarzen, gekreuzten Äxte auf Gold zeigten. Alle, einschließlich der Hauptmann, trugen sie jedoch nur Seitenwaffen, kleinere Handäxte, die griffbereit im Gürtel steckten. Im Falle Thorins war es ein breites Kurzschwert, welches an die Waffen der Hügelzwerge erinnerte, wie sie um den Angbarer See lebten. Sein Griff und die Parierstange waren mit Edelsteinen besetzt.

Thorin und seine Mannen waren nicht von Burg Unterhalben gekommen, wenn dies auch vor nicht allzu langer Zeit ihr Stationierungsort gewesen war. Nun gastierten sie in der Binge Arabasch, aber das mussten die Kaiserlichen nicht wissen.

Der Reichsvogt der Neuen Rabenbrücke war mit einer handvoll Reitern erschienen. Sie alle trugen den Wappenrock der perricumer Grenzreiter und waren mit ihren normalen Waffen ausgerüstet. Ein jeder trug seinen Säbel an der Seite, nur der Reichsvogt hatte einen Anderthalbhänder. Sein Wappenrock, welcher das Zeichen des Bombardenregiments zierte, saß korrekt, selbst nach dem Ritt hierher und verdeckte etwaige Rüstungsteile, wenngleich sich ein Kettenhemd unter dem Stoff abzeichnete. Einige Schritte vor den Angroschim bedeutete Bärfried seinem Gefolge zu verharren. Dann stieg er von seinem Pferd, reichte die Zügel an eine Gardistin und schritt mit einem zuversichtlichen Lächeln der Gruppe entgegen. Als die Delegation aus Kaiserlichen sich näherte, trat Thorin aus der Gruppe von Soldaten vor und neigte respektvoll das Haupt vor dem Großling und seinem Gefolge. Dem Anlass gebührend, hatte sich der Krieger herausgeputzt. Seine mit Plattenteilen verstärkte Vollkettenrüstung aus reinstem Toschkrill glänzte prachtvoll und der Umhang mit den Drachenschuppen- Schulterstücken machte deutlich, dass er nicht nur ein einfacher Soldat war. Mit dem Helm unter dem Arm geklemmt, schritt er auf Bärfried zu, entschlossen und ohne jede Scheu.

“Wohlgeboren, ich danke euch, dass ihr meiner Einladung zu einer Unterredung gefolgt seid”, ergriff Thorin sofort das Wort. Seine Stimme besaß einen kratzigen Akzent, welcher seine Herkunft zusätzlich verdeutlichte. Die menschliche Zunge beherrschte er nicht ohne Abstriche.

“Ich begrüße euch im Namen seiner Hochgeboren Praiosmar von Hinn und Ingramm groscho Ilkor aus der Zweihammersippe. Der Graf billigt dieses Treffen.” Auch Bärfried verbeugte sich der Etikette entsprechend und hob sodann die Hand zum Gruß, “den Zwölfen zum Gruß, Angrosch zum Gruß, Meister Thorin!”. Bärfried blickte kurz hinter den Zwerg, doch sein gesundes Auge richtete sich schnell wieder auf den Zwerg vor ihm. “Ich gebe zu, Eure Bitte um Unterredung hat mich überrascht. Soweit mir bekannt, ist die Vogtei - über welche ich im Auftrag ihrer kaiserlichen Majestät wache - nicht ganz unumstritten, im Schlunder Land”. Der Reichsvogt sprach ohne Anflug von Häme oder Doppelzüngigkeit, sondern viel mehr offen zum Zwerg und den seine. “So sagt, was ist der Grund unseres Zusammentreffens?”.

Der Zwerg nickte verstehend, bevor er zu sprechen ansetzte. Natürlich galt es das Grundlegende als erstes zu klären.

“Bevor ich euch erklären, warum ich euch um eine Unterredung bat, möchte ich noch einmal, wie bereits in meinem Schreiben an euch beschrieben, klarstellen, dass diese Zusammenkunft auf ‘meinen Mist’ gewachsen ist. Das sagt man bei euch doch so, oder?”

Der Einäugige nickte knapp und bedeutete dem Zwerg fortzufahren, ohne selbst ein Wort zu verlieren.

Der tat wie ihm geheißen.

“Ich bin mit komplexten Verflechtunger der Adelshäuser und -familien nur wenig vertraut müsst ihr wissen. Von Hinn meint ich sei ein ‘hoffnungsloser Fall’, aber er gibt nicht auf in dem Bestreben mir immer wieder Einblicke in dieses Thema zu geben. Er ermutigte mich auch, diesen Versuch zu wagen mit euch zu sprechen. Der Graf hat hiervon lediglich Kenntnis genommen. Seine Meinung kenne ich nicht.

Ich bin, wie ihr nun wisst, weitestgehend unbefangen, aber ich bin dem Grafen und dem Schlund gegenüber Loyal. Dies jedoch nur, weil der Schlund Siedlungsgebiet meiner Rasse ist und ich jede Bedrohung des Friedens als Gefahr für unsere Bingen und den Anspruch der Zweihammersippe auf den Grafenthron betrachte. Von viel mehr habe ich nur eine vage Vorstellung.

Was ich aber durchaus verstehe ist, dass die Schlunder es als Beleidigung ansehen, dass die Grenze Hartsteens auf ihr Gebiet verlegt wurde und das für den Bau der Rabenbrücke ihre Bäume gefällt wurden- ohne jedwede Wiedergutmachung. Ich mag ein Angroschim sein, aber ich bin weder blind noch taub. Ich verstehe den Unmut, der mir zu Ohren kommt, wenn ich mit meinen Soldaten durch die Lande ziehe. Gleichwohl mache ich euch keine Vorwürfe. Ihr seid Soldat, ebenso wie ich. Ihr verrichtet euer Handwerk, tut eure Arbeit, ebenso wie ich.

Weil ihr aber ein Soldat seid, habe ich die Hoffnung, dass wir offen miteinander sprechen können- von Mann zu Mann. Dünkel sind mir fremd.” Der Angroscho zuckte mit den Schultern. “Ich muss fressen wir ihr und ich gehe scheißen wie ihr.”

Der blonde Mann vor ihm musste kurz Schmunzeln, über den Ausspruch des Zwergs, fing sich dann aber wieder und setzte eine ernste Miene auf.

Der Hauptmann schnaubte und es lag eines Spur Selbstironie darin. “Also. Auf die Dauer wird die Lösung der Kaiserin- diese Grenzverlegung zu Streit, Spannungen und Möglicherweise kleinere ‘Komplikationen’ führen. Das sagt mir mein Bauchgefühl.

Meine Frage lautet daher: Was kann die Kaiserin, ihre Heerführerin oder ihr tun, um die Gemüter diesseits der Natter zu besänftigen? Hier geht es nicht nur um Land und Besitz, der genommen, sondern auch um Stolz, der gekränkt wurde.

Versteht bitte meine Motivation. Mir geht es um nichts als den nachhaltigen Frieden, den es zu erhalten gilt und am Ende ist es die nobelste Aufgabe für einen Soldaten, dies zu gewährleisten.”

Der Reichsvogt ließ sich zeit zu reagieren. Eine Momente verstrichen, in denen er den Zwerg anblickte. Dann jedoch schaute er auf und lies seinen Blick durch die Natur streifen. Sein neues Amt würde nicht einfach werden, das hatte er gewusst.

Schließlich schaute er wieder dem Zwerg in die Augen und begann langsam zu nicken. “Eure Beweggründe ehren Euch, Hauptmann der schlunder Bombarden und ein jeder wird euren Wunsch, Frieden für die euren, nachvollziehen können.”

Bärfried holte etwas Luft, um dann hörbar auszuatmen, “es darf aber nicht vergessen werden, weshalb wir - damit meine ich die kaiserliche Marschallin und ihr Heer - überhaupt hierher gezogen sind. Es ist die Fehde, welche zwischen den Grafen der Königreichs ausgebrochen ist, die seit nun gut einem ganzen Götterlauf die Herzlande heimsucht. Diese Fehde hat vor nichts und niemanden halt gemacht, Kindern wurden ihre Eltern geraubt, Eltern ihre Kinder. Unzählige haben ihr Leben gelassen oder das Heim verloren”, der Einäugige machte eine Pause, damit seine Worte sacken konnten.

“Das kaiserliche Heer ist nicht der Feind des Schlunds. Das kaiserliche Heer ist auch nicht der Grund für die Auseinandersetzungen hier im Königreich und seinen Grafschaften, wir sind die Konsequenz aus alldem. Diese überbordende Fehde hat Ihre Kaiserliche Majestät gezwungen zu reagieren und diese Reaktion ist das Heer und alle Veränderungen die es mit sich bringt.”

Sein Blick ging zu Boden und er schien nach Worten zu suchen, “ich verstehe den Unmut, den die Entscheidung bezüglich der Brücke heraufbeschworen hat. Doch um das Ziel des Heeres zu erreichen war sie - und die Umgestaltung der Lehnsgrenzen - nun mal unabdingbar - so schmerzhaft sie auch sein mag. Ihr als Soldat werdet die Notwendigkeit erkennen, dass beide Seiten dieses strategisch wichtigen Punktes in einer Hand vereint sein müssen, um den bestmöglichen Schutz sicherzustellen.”

Kurz schien es in seinem Kopf zu arbeiten, dann kam dem einäugigen Reichsvogt wohl eine zündende Idee und er erhob beschwichtigend die Linke, “je schneller das kaiserliche Heer sein Ziel erreicht und die Lande im Königreich nicht mehr brennen, desto schneller können wir zur Normalität zurückkehren. Auch der Kaiserin wird klar sein, dass die jetzige Lösung mit der Brücke für brodelnde Gemüte sorgt. Wenn der Schlund sich jedoch als gewichtige Stütze für die Belange ihrer kaiserlichen Majestät - der Königin - beweist, bin ich mir sicher wird sie ein offenes Ohr haben und sicherlich das ein oder andere wieder richten.”

Zufrieden über seine Worte lächelte der Mann seinen zwergischen Gegenüber an und schob dann ein, “wenn Ihr versteht, was ich meine”, hinterher.

Bedächtig nickte der Hauptmann auf die wohl gesetzten Worte seines Gegenübers hin, die zwar schön klangen, aber wenig Substanz besaßen, da machte sich Thorin keine Illusionen. Ebensowenig aber glaubte er, dass sein Gesprächspartner überhaupt in der Lage war mehr zu tun. Hier ging es um die Aufnahme eines Gesprächsfadens und das war geschehen. Die Zeit würde vielleicht wirklich greifbare Zugeständnisse bringen, wenn man sich darum bemühte und den Kaiserlichen Verständnis entgegenbrachte. Thorin war gewillt seinen Beitrag zu leisten.

"Ich entnehme euren Worten, dass ihr zu einem Austausch gewillt seid, gut", begann der Zwerg, nachdem er seinerseits über die Worte des Menschen nachgedacht hatte. “Ich begrüße dies ausdrücklich und werde euch einen Boten senden, wenn ich denke, dass es an der Zeit ist die Gespräche fortzusetzen beziehungsweise es Dinge gibt, die ihr wissen solltet. Ihr solltet im Umkehrschluss nicht zögern mit einen Boten zur Feste Unterhalben zu schicken. Ich verweile nicht dort, aber eure Nachricht wird mich dennoch erreichen.

Bevor sich unsere Wege wieder trennen, möchte ich euch eines noch mit auf den Weg geben. Die Grafen mögen die Fehde begonnen haben, aber sie taten es nicht aus niederen Beweggründen, nein, sondern weil ihre Herzen von Drachenwerk vergiftet wurden, ebenso wie das gesamte Land und die Menschen."

Bedeutungsschwer ließ Thorin die Worte einen Moment lang stehen, bevor er fortfuhr. "Wisst ihr um den sogenannten Höllensturz? Um die Gerüchte, die sich um den einstigen Baron von Baronie Höllenwall drehen?”

Nachdem sein Gegenüber stumm genickt und ihn mit einem fragenden Blick aufgefordert hatte weiterzusprechen, fuhr der Hauptmann fort.

“Ich fand dort oben im Gebirge des Höllenwall eine Höhle, in der sich die Quelle der Niffel befindet. Ein verfluchter Purpurwurm lag dort und vergiftete mit seinem Blut und dem stinkenden Saft seiner Eingeweide den Zufluss zu allen Flüssen Garetiens. Ich erschlug ihn.

Ein einfacher Satz, dennoch erkannte Bärfried einen tiefen, urtümlichen Hass darin.

“Dennoch, die Saat ist aufgegangen, Zweifel bleiben. Denn, so sehr ich den Erbfeind meiner Rasse vom Angesicht des Kontinents ausgemerzt sehen will, ich bezweifle, dass er aus eigenen Motiven her handelte und sein verfluchtes Leben gab, um die Niffel zu vergiften.

Nein, es waren und sind noch andere Kräfte am Werk. Die Fehde ist nicht der Ursprung des Übels, welche das Land verheert. Sie ist nur die Folge eines noch größeren Übels. Dies ist meine Überzeugung.

Geht und berichtet dass eurer Heermeisterin und der Kaiserin aller Menschen, so wie ich es vor den gepuderten und nach Duftwassern stinkenden Lakaien zu Halhof getan habe und doch nicht weiß, ob meinen Worten irgendeine Bedeutung beigemessen wurde.”