Geschichten:Die dunkle Seite - Von Politik und Heldentum

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"Und ihr seid euch wirklich sicher? Ihr wisst, dass wir hier nicht über irgendeinen kleinen Edlen reden."
"Ja, Herr, ich habe alle Hinweise, Berichte und Befragungsprotokolle noch einmal gründlich geprüft, bevor ich euch aufsuchte. Es besteht meinerseits nicht der geringste Zweifel, das er insgeheim für Haffax arbeitet und das schon seit mindestens einem Jahr. Jedoch-"
"Jedoch?", fragte der Angesprochene mit lauerndem Unterton und zog eine Augenbraue hoch, während seine übrige Mimik so undurchschaubar blieb, wie im bisherigen Gesprächsverlauf.
"Jedoch fehlen uns noch handfeste Beweise oder Zeugenaussagen, die wir nicht aus bereits entlarvten Agenten des Feindes herausgeque- äh, gewonnen haben." Dabei schaute der Mann mit leicht betretener Miene zu Boden.
"Na wunderbar! Ihr teilt mir also mit, dass ihr einen, wenn nicht gar den bedeutendsten Gefolgsmann Haffax´ in dieser Provinz enttarnt habt, nur um dann quasi im gleichen Atemzug einzuräumen, dass ihr keine konkreten Beweise gegen ihn beibringen konntet. "
"Ich bedauere dies sehr, aber mit etwas mehr Zeit-"
"Zeit ist ein Luxus, den wir uns in dieser Angelegenheit nicht länger leisten können." unterbrach der Sprecher sein Gegenüber kühl. "Der Feldzug der Kaiserin wird in Bälde beginnen und spätestens dann müssen wir auch mit Aktionen des Feindes hier im Hinterland, hier in dieser Provinz, rechnen! Spielt ihr Garadan?" Ohne eine Antwort des anderen Mannes abzuwarten, fuhr er fort: "Da muss man mehrere Züge im Voraus planen und auch mal einen Verlust in Kauf nehmen, um dann auf Umwegen doch den Sieg zu erringen."
"Äh, wie meinen euer-"
"Ich meine nichts, ich stelle fest. Ich stelle fest, dass wir eine ebenso große wie gefährliche Laus in unserem Pelz haben. Ich stelle weiter fest, dass wir sie mit gewöhnlichen Mitteln nicht loswerden können, ohne dabei ein großes Loch in den Pelz zu brennen. Ich stelle ebenfalls fest, dass wir hier demzufolge andere Methoden anwenden müssen. Subtilere Methoden."
"Ihr habt bereits einen Plan?"
"Hätte ich keinen, so wäre ich in meinem Amt doch wohl reichlich fehl am Platze. Ich werde unseren Freund mit den dafür bereits aufgestellten Truppen der Provinz zum Heerbann gen Mendena entsenden. So kann er hier keinen Schaden mehr anrichten und ist zugleich von etwaigen Verbündeten getrennt. Ihr werdet zwei ebenso fähige wie verlässliche Leute, die natürlich nicht voneinander wissen dürfen, in der unmittelbaren Umgebung unseres großen Kriegshelden platzieren. Ob als Stabswache oder als Latrinenreiniger ist mir egal. Wichtig ist nur, dass sie während des ganzen Feldzuges ihre Zielperson ständig im Auge behalten und bei, sagen wir, außergewöhnlichen Aktivitäten rasch und endgültig handeln. Sollte unser Mann bis Mendena kommen, so hat er noch vor der Eroberung der Stadt heldenhaft für Reich und Recht zu fallen. Habt ihr das verstanden?" schloss der Sprecher mit scharfer Stimme. "Nochmal: Der Kerl hat spätestens vor den Toren Mendenas den Heldentod, was auch immer das sein soll, zu sterben!"
"Jawohl. Ich werde umgehend alles Nötige veranlassen."
"Gut. Ach ja, dass sich die beiden Agenten nach getaner Arbeit ebenfalls unter den Gefallenen zu befinden haben, versteht sich von selbst, denke ich. Oder?"
Der andere Mann musste kurz schlucken, bevor er mit einer Spur von Unsicherheit in der Stimme knapp antwortete: "Selbstverständlich".
"Das dachte ich mir," entgegnete sein Gegenüber mit einem sardonischen Lächeln. "Ich werde mich nun zum Gebet zurückziehen und ihr tut, was zum Wohle des Reiches getan werden muss. Ich erwarte eure Erfolgsmeldung."